Weltreise 2004–2006 (2.Teil: Süd- und Ostafrika)

Zwei Jahre unterwegs mit dem Toyota LandCruiser

Nach Indien – durch Afrika



Montag, 7.3.2005

Wir sind in Südafrika. Pünktlich um 10.40 Uhr am Samstag Morgen landete unsere Airbus A340 von "Emirates" auf dem International Airport von Johannesburg. Und nach einer etwas zeitraubenden Zollabfertigung und der Suche nach dem günstigsten Autovermieter fuhren wir noch rund 160 Kilometer. Einen Toyota Tazz nennen wir vorübergehend unser Eigen, das ist eine restylte Version des 88er Corolla, die in Südafrika noch heute weiter gebaut wird. In Potchefstroom war dann nach rund 120 Kilometer Schluss. Die Verladerei unseres LandCruiser und der Nachtflug mit dem langen Zwischenstopp in Dubai hatte uns doch ziemlich zugesetzt. Und die Umstellung auf Rechtslenkung war zusätzlich ermüdend; statt des Blinkers kam immer erst einmal der Scheibenwischer in Betrieb. Weiter fahren wäre wohl doch etwas riskant gewesen.

Ja, wir sind nun wirklich in Südafrika. Es ist ein wahrer Quantensprung: nicht mehr angestarrt werden wie die grünen Männchen vom Mars. Wieder einmal 120 km/h schnell fahren können, ohne Angst haben zu müssen, dass die Hinterachse im nächsten Schlagloch liegen bleibt oder eine Kuh unvermittelt vor den Kühler rennt. In unzähligen Supermärkten einkaufen können, wie wir es uns gewohnt sind. Und ein Hotelzimmer oder eine Restaurant-Toilette benützen, wo alles funktioniert: Licht, Spülung, warmes Wasser etc. – toll!

Am Sonntag sind wir weiter nach Kimberley gefahren, jener Stadt, die Mitte des 19. Jahrhunderts durch den ersten Diamantenfund in Südafrika berühmt geworden war. Hier werden wir nun auch der Nachteile des fortschrittlicheren Landes gewahr: man muss alles immer abschliessen und vor diebischen Blicken fernhalten, sonst ist es weg. Und man findet kaum ein Hotel- oder Guesthouse-Zimmer unter 
200 Rand (40 Franken), und das ist für unser Budget klar zu viel. Auch die Restaurant-Verpflegung ist nicht mehr so billig wie in Indien, so dass wir eine eigene Strategie kultivieren müssen: Morgen- und Abendessen als selbst eingekauftes Picknick im Hotelzimmer. Und noch eine Eigenheit von Südafrika gilt es zu berücksichtigen: Der Sonntag ist heilig, mit Ausnahme von wenigen Fastfood-Restaurants und grossen Supermärkten ist wirklich alles geschlossen.

So suchten wir halt erst heute das Touristen-Informationsbüro auf, um uns über die Möglichkeiten von Low-Budget-Unterkünften zu informieren, bevor wir das rund 1100 Meter tiefe Big Hole, die ehemals grösste Diamantmine der Welt, und das zugehörige Freilichtmuseum besuchten. Unglaublich, was der Diamantenrausch damals in dieser Gegend bewirkt hatte. Mit Hilfe der Liste aus dem Tourist-Office gehen wir anschliessend auf Unterkunftssuche, und tatsächlich finden wir auf einem Campingplatz an einem lauschigen, von Vögeln dicht besiedelten Riedweiher eine romantische Blockhütte für umgerechnet knapp 30 Franken. Kurz danach geht ein Gewitter mit Hagel und Platzregen übers Land nieder – der erste nennenswerte Niederschlag für uns seit dem 23. Dezember!



Samstag, 12.3.2005
Erkenntnis der Woche: Man kann auch in Südafrika um Preise für die Unterkünfte feilschen, vor allem, wenn, wie im Moment, keine Hochsaison ist. Diese Erfahrung machten wir erstmals am Dienstag im Springbokkie Private Naturepark in der Nähe von Beaufort West. Wir erreichten dieses schöne Fleckchen Erde nach einem zügigen Fahrtag durch die karg bewachsene, kaum besiedelte Ebene der Grossen Karoo. 

Nur fette Rinder und Straussen, welche die letzten Halme von der dürren Grasnarbe rupfen und Roadtrains, fast wie in Australien, auf dem schnurgeraden Highway. Ab und zu ein Telegrafen-Mast, der von einem riesigen Nest der Webervögel umhüllt wird.  Und dann eben der Deal des Tages: Wir bekommen ein Cottage-Zimmer (mit Benützung von Küche, Ess- und Wohnzimmer) für 120 Rand (rund 24 Franken).

Am Mittwoch setzten wir unsere zügige Reise auf dem Highway No.1 fort und erreichten schon um 4 Uhr Nachmittags den Küstenort Strand nahe Kapstadt, wo wir einmal mehr Freunde aus der Schweiz treffen wollten: Brigitte und Boris Baumann haben hier ein hübsches Häuschen erworben und werden sich hier in absehbarer Zeit definitiv niederlassen. Zufall: Ihre Nachbarn heissen Abegglen, was unschwer ein Schweizer Name ist. Und auch wenn sie als dritte Generation hier in Südafrika kein Schwyzerdüütsch mehr sprechen, eine Schweizer Fahne hängt trotzdem im Haus. Und wir sind alle zum Braai eingeladen, was soviel heisst wie Grillparty und bei den Südafrikanern eine Art Nationalsport darstellt.

Am Donnerstag war grosses Einkaufen in der grossen Shopping Mall von Somerset West angesagt. Kleider, die nach neun Monaten Reise verlöchert sind, mussten ersetzt werden, ebenso zerkratzte Sonnenbrillen. Und auch Kosmetika, die wir seit langem nirgendwo mehr erhalten hatten, sind hier wieder im Angebot. Am Freitag ging es dann unter der kundigen Führung von Boris und Brigitte durch die Weinkellereien von Stellenbosch und Umgebung. 

Aber aufgepasst, die Tropfen sind lecker, und man muss sich vor allem als Fahrer schon zusammen nehmen, dass das 
Wine Tasting nicht zu feuchtfröhlich wird.

Heute nun haben wir Strand wieder verlassen, bei Brigitte und Boris steht schon der nächste Besuch aus der Schweiz an. Und wir sind nördlich in die Cederberge gefahren. Ein wahres Offroad-Paradies mit zahlreichen idyllischen Campingplätzen. Wir bereuen es, dass wir unseren LandCruiser noch nicht dabei haben. Tagelang könnte man hier mit Allradantrieb in der Wildniss umher kraxeln. Schön ist es aber so oder so, und mit etwas Geschick gelingt es uns auch hier im Kromrivier Tourist Park ein Bungalow für 150 statt 280 Rand zu ergattern. Sogar eine Grillstelle steht vor dem Hüttchen, und wir schmeissen ein halbes Huhn darauf, das wir zusammen mit Holzkohle, Brot und in Curry eingelegten Zwiebeln direkt vor Ort kaufen können. Wein haben wir aus dem Tal mitgenommen, und so geniessen wir ein echtes Festessen.

Mittwoch, 16.3.2005

Die wilde Felslandschaft in den Cederbergen und die einfache aber originelle Unterkunft im Kromrivier Park gefielen uns so gut, dass wir beschlossen, zwei Nächte hier zu verbringen und am Sonntag eine kleine Rundfahrt zu den Höhlen der San zu unternehmen. 

Die San oder Buschmänner stellten hier während Jahrtausenden die Urbevölkerung und wurden erst vor rund 200 Jahren von weissen Einwanderern vertrieben. In ihren Höhlen haben sie offenbar religiös begründete Felsmalereien hinterlassen, die zum Teil noch sehr gut erhalten sind. Und ein richtig in den Felsen eingebrannter schwarzer Fleck zeigt in jeder Höhle an, wo die Jäger und Sammler früher gekocht hatten. 

Für den Besuch der historischen Stätten mussten wir ein Permit lösen und erhielten dafür den Zahlencode für das Einfahrtstor. Schreck dann bei der Ausfahrt: Vor uns ausfahrende Besucher hatten offensichtlich am Schloss rum manipuliert und dabei den Code geändert. So blieb uns nichts anderes übrig als einen Begrenzungspfosten aus dem Boden raus zu ziehen und das Tor zu umfahren. Sonst hätten wir wohl wie die guten alten Buschmänner in den Höhlen übernachten müssen. So aber genossen wir nochmals ein leckeres Grill-Nachtessen; diesmal Lammchops mit Apfel-Tomaten-Chutney, Mini-Kürbis und Kartoffeln.

Für den Rückweg nach Clanwilliam und wieder an die Küste wählten wir am Montag die Strecke über Wuppertal (nein, nicht jenes in Deutschland! Das verschlafene, aus lauter schneeweissen Häusern und einer ebenso schneeweissen Kirche bestehende Dörfchen hier ist sogar älteren Ursprungs.). 

Eigentlich eine Strecke, die auf der Karte nur für allradgetriebene Geländefahrzeuge geeignet ist. Wir versuchten es mit unserem Mietwagen trotzdem und kamen mit zwei oder drei Mal leicht aufsetzen auch problemlos durch. Zwei weitere Pässe, die heisse (mindestens 35°C) Strecke von Clanwilliam nach Citrusdal, wo derzeit die Zitronen und Orangen reifen, dann rund 80 Kilometer durch die abgemähten Getreidefelder des Swartlandes und plötzlich der Wechsel zu den Rebbergen des Weinlandes um Stellenbosch, bevor wir wieder die windgekühlte Küste der False Bay erreichten – so abwechslungsreich ist Südafrika!

Am Dienstag eine weitere Facette aus dem bunten Kaleidoskop des südlichsten Landes im schwarzen Kontinent: Wir umrundeten das Kap der guten Hoffnung. Zuerst die moderne Metropole Kapstadt, dann die westlichen Küstenorte Campsbay und Llandudno, die auch an der Côte d‘Azur liegen könnten, gefolgt vom Chapman‘s Peak Drive, einer felsigen Küstenstrecke vom feinsten. Schliesslich das vom südlichen Atlantik umbrauste, von Buschwerk dicht besiedelte und von Pavianen bewohnte Kap. 

Auf der Ostseite folgten die an englische Küstenorte erinnernden Siedlungen Simonstown (mit einer grossen Population afrikanischer Pinguine), Fishhoek und Muizenberg, bevor es wieder Richtung unseres vorübergehenden Domizils in Strand ging.

Heute nun haben wir die Gastfreundschaft unserer Freunde Brigitte und Boris Baumann beziehungsweise ihrerer Nachbarn Noyleen und Tony Abegglen leider wieder aufgeben müssen. Es gilt Richtung Durban weiterzufahren, wo unser LandCruiser in drei Tagen bereits ankommen sollte. Dank Tony Abegglens Hilfe erfahren wir zudem beim südafrikanischen Automobilclub AA, dass wir als Inhaber eines Carnet de Passage für Südafrika und Namibia nicht zwingend eine Haftpflichtversicherung abschliessen müssen. Allfällige Personenschäden sind durch eine im Treibstoffpreis enthaltene Abgabe gedeckt. Nur von uns verschuldete Blechschäden müssten wir allenfalls aus dem eigenen Sack berappen. Der Besuch beim AA hat uns zwar einen weiteren halben Tag gekostet, aber wohl rund 2000 Franken sparen lassen. Soviel hätte die nur für ein ganzes Jahr abschliessbare Totalversicherung mit Haftpflicht und Vollkasko gekostet. Wir schaffen es trotzdem noch bis nach Napier in die Nähe von Cap Aghulas, dem allersüdlichsten Punkt Afrikas, wo wir einmal mehr mit etwas Feilschen ein Zimmer für 160 Rand ergattern.

Freitag, 18.3.2005

Gestern Donnerstag erreichten wir nun also den südlichsten Punkt unserer Reise, wo der indische und der atlantische Ozean aufeinander treffen. Offenbar war aber ausgerechnet während unseres Besuchs der Temperaturunterschied zwischen dem tropisch warmen Benguelastrom und dem arktisch kalten Aghulasstrom zu gross. Das Resultat: Nebel, dick wie Erbsensuppe. 

Recht schnell verliessen wir deshalb das Ende Afrikas mit dem bunten Charme skandinavischer Fischerorte wieder und fuhren über die R 62 nach Outshoorn. Eine Strecke die einen zwangsläufig an die US-amerikanische Route 66 erinnern muss.

Unbedingt sehenswert und bei den einheimischen Harley-Davidson-Fahrer ein beliebtes Ausflugsziel: Ronnies Sex Shop. Nein, hier gibt es keine Gummipuppen, Reizwäsche oder Vibratoren zu kaufen. Ronnies Sex Shop ist eine urchige Bar, wie man sie sonst eben nur auf dem Weg von Chicago nach Los Angeles oder allenfalls in Key West antrifft.










Nachdem wir heute Morgen erfahren haben, dass das Schiff mit unserem LandCruiser an Bord erst am Sonntag Abend in Durban ankommen wird, und wir unser Fahrzeug wegen eines montäglichen Feiertags – wir hassen Feiertage auch hier!! – frühestens am Dienstag erhalten werden, beschliessen wir einen Tag länger in Outshoorn zu bleiben, umsomehr wir in Oasis Shanti Backpackers eine ebenso preisgünstige wie praktische Unterkunft gefunden haben. Und am Abend gab‘s Straussensteak vom Grill.

Wir waschen Wäsche, erledigen Telefonate, senden Dokumente zum Ausschiffen unseres Fahrzeugs zur hiesigen Frachtagentur und besuchen am Nachmittag eine Straussenfarm. Dort lebt als echte Seltenheit Linda, eine völlig zahme Straussendame, die sich nicht nur streicheln lässt, sondern auch noch Küsschen austeilt. Dort erfahren wir auch, dass Strausse schon mal 30 Jahre alt werden können, bis 75 km/h schnell rennen können und sich mit einigem Geschick auch reiten lassen. Oder dass ihre Eier rund 24 Hühnereiern entsprechen, rund zweieinhalb Stunden brauchen um hart gekocht zu werden oder mit bis 150 Kilo belastet werden können, ohne zu zerbrechen. Fast haben wir nicht gemerkt, wie sich ein Gewitter zusammenbraute. Bei der Rückfahrt zum Guesthouse die ersten Tropfen. Doch wir schaffen es dennoch knapp, unsere Wäsche noch trocken von der Leine zu nehmen.





Sonntag, 20.3.2005

Am Samstag wechselten wir von der Route 62 auf die Garden Route und fuhren der von Bergen und Schluchten gesäumten Küste entlang bis Port Elisabeth und dann noch weiter in die Nähe des Addo Elephant Parks. In einem Guesthouse mit dem treffenden Namen Orange Elephant fanden wir eine ebenso originelle wie preisgünstige Unterkunft in einem Zweizimmer-Cottage. Das zweite Zimmer war zufälligerweise ebenfalls an ein Schweizer Pärchen – Andrea und Marco aus Zürich – vermietet. Klar doch, dass wir miteinander im hauseigenen Restaurant essen gingen: Steaks von 200 Gramm aufwärts und Bobotie, ein wirklich empfehlenswerter südafrikanischer Hackfleischgratin mit Weinbeeren drin.

Heute nun stand logischerweise ein Besuch des Elefanten-Parks auf dem Programm. Wie in Indien auch hier kein billiges Unterfangen, allerdings können wir uns mit dem eigenen Auto und ohne Führer frei auf den markierten Pisten bewegen. Und wir sehen Tiere, Tiere, TIERE!  Mindestens 40 bis 50 Elefanten tummeln sich an den verschiedenen Wasserlöchern. 

Dazu muss man wissen: Anfang des 20. Jahrhunderts waren auf dem Gebiet des Nationalparks grosse Zitrusplantagen angepflanzt. Und weil die Elefanten immer wieder grosse Verwüstungen hinterliessen, beauftragte die Zitrusfrucht-Firma einen Berufsjäger mit deren Abschuss. Erst als es bald nur noch rund ein Dutzend waren, protestierte die Bevölkerung gegen das Massaker. Die Zitrus-Firma hatte ein Einsehen, richtete das Reservat ein und konnte die restlichen, mittlerweile sehr aggressiv gewordenen Elefanten mit leicht vergorenen (alkoholhaltigen) Orangen wieder besänftigen. Inzwischen ist die Population auf über 350 Tiere angewachsen. Füttern mit Orangen ist aber mittlerweile streng verboten … Daneben sind ganze Herden von Zebras, Warzenschweinen, einige Kudus mit ihren gezwirbelten Hörnern und jede Menge wilde Strausse zu sehen. Auch Büffel und Löwen soll es hier noch geben, sie liessen sich heute allerdings nicht blicken. 

Und so fahren wir noch bis nach Hamburg. Das ist keine grosse Hafenstadt in Deutschland, sondern ein kleines Dörfchen an Südafrikas Sunshine Coast, die allerdings bei unserem Eintreffen ihrem Namen keine Ehre macht. Der Nebel zieht auf und es weht – nach rund 35° im Elefantenpark – ein kalter Wind bei wohl nur noch knapp 20°C.

Freitag, 25.3.2005

Endlich!!!! Wir haben unser rollendes Haus wieder, und erst noch ohne einen Kratzer. Bis wir allerdings unsern LandCruiser aus dem Container fahren konnten, das war ja ein Riesentheater!

Es begann am Montag mit einem richtigen Tag zum Vergessen: Scheisswetter, Regen, Wolken bis zum Boden runter und im Bergland der Transkei, das wir auf dem Weg nach Durban durchqueren mussten, zeitweise dichter Nebel. So erreichten wir Durban erst nach dem Einnachten (das ist hier unterdessen bereits um 6 Uhr Abends – ungünstige Zeitzone, denn am Morgen ist es um 6 Uhr schon hell). Und im Backpackers Guesthouse an der Ansteys Beach, wo wir schon am Donnerstag zuvor reserviert hatten, erfahren wir, dass unsere Reservation irrtümlich für vergangenen Sonntag eingeschrieben wurde, und somit nur noch Betten im Schlafsaal zu haben seien – Trottel!!  Etwas anderes zu finden ist unmöglich, denn auch die Südafrikaner kennen offenbar das System des „Brückenbauens“ zwischen den Feiertagen. Zum Glück ist der Schlafsaal nur von einer weiteren weiblichen Touristin besetzt. Und wir hofften ja immer noch, am Tag darauf unseren LandCruiser ausschiffen zu können.

Am Dienstag um ein Uhr nachmittags sprachen wir, wie telefonisch vereinbart, im Büro der Speditionsfirma Swiftair International vor, welche hier in Durban die Auslieferung vornehmen muss. Der zuständige Sachbearbeiter – er stellte sich nach echt südafrikanischer Art nur mit seinem Vornamen Peter vor – versuchte gleich Kontakt mit dem Zoll aufzunehmen, um eine möglichst schnelle Abfertigung zu erhalten. Doch, keine Chance, beim Zoll irgend jemanden telefonisch zu erreichen: Das Zollbüro werde exakt an diesem Tag, ausgerechnet in der kurzen Woche zwischen dem freien Montag und dem Osterwochenende, gezügelt. Und wir wurden auf den folgenden Mittwoch Nachmittag vertröstet. Dann, zwischen ein und drei Uhr nachmittags, würden wir garantiert unser Auto erhalten. Ok, dann konnte nun auch der grosse Service bei einer Toyota-Werkstätte noch organisiert werden. Die Achte, die wir anriefen, hatte noch einen Termin für Donnerstag frei. Aber, bitte spätestens um acht Uhr morgens anliefern! Und für die zweite Nacht bei Ansteys Backpackers erhielten wir nun immerhin ein Hauszelt mit Doppelbett.

Am Mittwoch Nachmittag pünktlich um ein Uhr erschienen wir wieder bei Swiftair International und wurden gleich wieder vertröstet: vor drei Uhr sei nichts möglich, dafür würde der Container dann direkt zum Bürogebäude gebracht und auch der Zollbeamte werde hier her kommen. Halb vier Uhr Nachmittags: Es sei ein Problem im Container Terminal aufgetaucht. Unser Container werde von der Hafenbehörde noch blockiert, es fehle irgend ein Freigabe auf irgend einem Dokument. Und weil der Zoll um vier Uhr Feierabend mache, sei ein Öffnen des Containers danach nicht mehr möglich. Wutausbruch!! Diese Südafrikaner sind ja noch unzuverlässiger als die Inder! Wir hatten nun gar keine Unterkunft mehr, und der Mietwagen sollte auch noch am Abend züruck. Peter, dem Sachbearbeiter, war das ganze oberpeinlich, und so offerierte er uns Unterkunft bei sich zu Hause und versprach, am Donnerstag werde der Container schon um sieben Uhr vor dem Swiftair-Büro abgeladen, und eine halbe Stunde später komme der Zollbeamte vorbei, um den Container zu öffnen und das Carnet de Passage abzustempeln. 

Na ja, die Unterkunft kam gleich nach dem Massenlager, war aber immerhin besser als gar nichts. Gestern Donnerstag nun fuhren wir mit Peter wieder ins Büro, trafen um sieben Uhr dort ein, aber da war kein Container. Halb acht, kein Container. Er komme aber gleich, stehe sozusagen an der vorletzten Verkehrsampel. Acht Uhr, kein Container, und von einem Zollbeamten erst recht keine Spur. Halb neun, kein Container; erster Wutausbruch. Peter telefoniert dem Lastwagenfahrer, der fahre nun gleich um die Ecke. Neun Uhr, kein Container. Irgend jemand lügt hier wie gedruckt; zweiter Wutausbruch. Halb zehn, immer noch kein Container; Tobsuchtsanfall! Um Viertel vor zehn wieselt Peter aus dem Büro, der Lastwagen stehe nun an der letzten Kreuzung, er gehe ihn einweisen. Wir glauben NICHTS mehr. 

Dann, oh Wunder, der Container kommt doch noch. Nur, wo ist nun der Zollbeamte?? Der Schreibende tobt, Peter telefoniert. Nun kann der plombierte Container plötzlich ohne den Zollbeamten geöffnet werden, der Inspektor werde das Auto dann am Hafenzollamt inspizieren und das Carnet de Passage abstempeln. Also, auf die Tore, und – das erste Highlight des Tages – ein völlig intakter LandCruiser kommt zum Vorschein. Allerdings stinkt er nach zwei Wochen in dem muffigen Container wie Bock. Nun keine Zeit verlieren, Dachbox, Reserverad und Waschtrommel in den Mietwagen rein, und ab zum Zoll. Dort geht es speditiv, und so schaffen wir es noch vor Mittag zur Toyota-Werkstätte. Allerdings ist dort nun definitiv der Zug abgefahren, es reicht an diesem letzten Arbeitstag vor dem sch… Osterwochenende nicht mal mehr für einen simplen Ölwechsel. Nochmals vier Telefonate später haben wir immerhin eine Toyota-Vertretung auf unserer Reiseroute in Eshowe gefunden, die unsern LandCruiser am nächsten Mittwoch wieder auf Vordermann bringen wird. Und den Mietwagen können wir auf dem kleinen Flugplatz Virginia im Norden Durbans stehen lassen. 

Nun geht die Reise nach drei Wochen Rucksacktouristen-Dasein erst richtig wieder los. Alles in allem wäre es aber wohl preisgünstiger und einfacher gewesen, den Camper vor unserem „Strandurlaub“ in Goa zu verschiffen, um ihn dann gleich nach Ankunft in Südafrika wieder übernehmen zu können. Im Nachhinein ist man halt immer gescheiter… So oder so müssen wir nun noch über 100 Kilometer bis Richards Bay fahren, bis wir einen Campingplatz finden, der noch freie Plätze zu vernünftigen Preisen anbietet; sch… Ostern nochmals! Doch der Platz ist wirklich schön und wir haben den heutigen Karfreitag ganz unchristlich dazu benutzt, unsere Wäsche zu waschen, den ganzen Plunder wieder richtig einzuräumen und unsere Ausrüstung mit unterdessen gekauften Gegenständen wie Massbecher, Gasanzünder, Chromstahltellern und so weiter wieder zu ergänzen. Wir fühlen uns wieder zu Hause!

Dienstag, 29.3.2005

Ostern ist vorbei, wir sind nicht unglücklich. Allerdings tangierten uns die Feiertage weniger als befürchtet. Offenbar fahren auch die Südafrikaner nur ans Meer zum Baden, Fischen oder Surfen und nicht in erster Linie in die Nationalparks. Genau das taten wir nämlich und fuhren am Samstag noch bis zum Hluhluwe (sprich: Schluschluwe!) Backpackers Bush Camp, wo wir mitten im Urwald, aber mit kompletter Infrastruktur campieren konnten. 

Nachts kamen die Bushbabys (eine nachtaktive Affenart) zu Besuch, und am Sonntag hatten wir nur eine kurze Anfahrt zum Hluhluwe-Nationalpark. Zum Glück benützten wir zum Kochen die Gemeinschaftsküche, sonst hätte uns der explodierende Kürbis noch das ganze Auto versaut.




Auch wenn wir nicht, wie immer wieder empfohlen, schon um sechs Uhr Morgens zu unserer Safari starteten, wir sahen in diesem auch landschaftlich einzigartigen Park Tiere, Tiere, TIERE! Breitmaulnashörner, Spitzmaulnashörner, Büffel, Warzenschweine, Gnus, Impalas, Zebras, Giraffen, zwei Flusspferde, oder besser gesagt, deren Ohren und Nasenlöcher, sowie jede Menge Vogelarten. Und trotz Ostern war der Park überhaupt nicht überlaufen, auch wenn der Eintritt mit 70 Rand (14 Franken) pro Person für den ganzen Tag wirklich günstig ist. Nur das Gewitter, das sich endlud, kaum hatten wir den Park verlassen, vermieste uns noch etwas den Abend, bzw. vor allem das Nachtessen.

Am Ostermontag wechselten wir dann nach St. Lucia, einem paradiesischen Streifen am Meer, wo der Urwald bis zu den Sanddünen reicht. Der etwas verfallene Campingplatz ist zwar zu teuer, aber wo sonst kommen Impalas und Rehe bis fast ans Zelt, von hordenweise Affen (Meerkatzen) ganz zu schweigen. Nach einem Urwaldspaziergang entfachten wir ein zünftiges Lagerfeuer und grillierten riesige T-Bone-Steaks (Kilopreis umgerechnet 8 Franken!) und Maiskolben. Dazu gabs Sauce Bérnaise und einen knackigen grünen Salat (mmmh!) sowie zum Abschluss noch einen Regenguss (Sch…!).

Heute schliesslich sind wir nach Eshowe, mitten im Zululand weitergefahren, wo unser LandCruiser morgen den überfälligen Service erhalten soll. Toll, der Campingplatz ist mitten im Ort, kostet bloss ein Viertel der letzten Plätze und man könnte sogar noch das benachbarte Gemeindeschwimmbad benutzen. Allerdings merkt man nun schon langsam den beginnenden Herbst. Es ist, sobald die Sonne verschwindet, eher frisch!

Samstag, 2.4.2005

Es gibt Weltreisende, die sich nach Monaten des Sonnenscheins so richtig über Regen freuen können. Wir gehören definitiv NICHT zu dieser Spezies. Heute hat‘s den ganzen Tag nur geschifft, und wir empfinden das total besch…, vor allem zum Campieren. Aber zuerst nun ein Rückblick auf die letzten Tage. 

Am Mittwoch konnten wir wie vereinbart unseren LandCruiser für den grossen Service zu East Toyota in Eshowe bringen. An diesem Tag war noch toller Sonnenschein bei extrem heissen Temperaturen, und Spazieren gehen – wir hatten ja kein Auto –  artete in eine recht schweisstreibende Angelegenheit aus. Zum Glück waren die Toyota-Mechaniker fix bei der Sache, und so konnten wir unsern LandCruiser bereits um ein Uhr mittags wieder in Empfang nehmen. Besser gesagt, der Chefmechaniker las uns verschwitzte Spaziergänger während seiner Probefahrt an der Strasse auf. Es habe schon etwas am Fett gefehlt, meinte er, und auch der Luftfilter sei überfällig zum Wechseln gewesen. Tatsächlich, aus den vorderen Radlagern ist kein schleifendes Geräusch mehr zu hören, und der Motor zieht jetzt wieder ohne zu ruckeln aus tiefen Touren durch. Nur die voll versiegelten Batterien prüfen konnten die Leute von East Toyota nicht, dazu müsse ich zu einem Autoelektrospezialisten in einer grösseren Stadt. Weil sie in guter Absicht die Batterien vom Netz genommen und ans Ladegerät gehängt hatten, stimmt nun der Verbrauchscomputer aber offenbar gar nicht mehr. 








Ein Rundgang durch den Gemeinde-eigenen Urwald am sonnigen Mittwoch Nachmittag und am bereits trüben Donnerstag Morgen ein kurzer Besuch des Forts (ohne den recht teuren Museumsbesuch)

sowie eine Fahrt quer durch das Land der Zulus mit den noch recht ursprünglich anmutenden Kraal-Siedlungen rundete unsere Visite in Eshowe ab.

Wir beschlossen, in der Hoffnung auf besseres Wetter, noch ein letztes Mal für wohl längere Zeit ans Meer zu fahren. In Tugela Mouth (bei der Mündung des Tugela-Flusses ins Meer) fanden wir einen idealen Caravan-Platz. Allerdings, die Sonne wollte nicht mehr kommen, auch nicht gestern Freitag. Es war immerhin noch rund 30° warm. 

Doch gegen Abend begann es zu regnen, und dabei blieb es bis heute Abend. Zudem ist es – wir sind unterdessen Richtung Drakensberge nach Howick an den gleichnamigen Wasserfall hoch gefahren – so kalt geworden, dass wir derzeit sogar unsere Standheizung laufen haben.

Dienstag, 5.4.2005

Das Wetter ist wieder top, und wir sind in Lesotho, einem eigenständigen Königreich innerhalb Südafrikas angekommen. Es ist jenes Land mit dem höchstgelegenen Tiefstpunkt auf der ganzen Welt. Mit andern Worten, es ist eigentlich eine einzige Berg- und Hochtal-Landschaft hinter den Drakensbergen. 

Um der Wetterbesserung etwas Zeit zu lassen, blieben wir am Sonntag noch in Howick, machten einen kleinen Spaziergang durch den verschlafenen Ort, der mit seinen vielen Secondhand- und Antiquitätenläden, Verkaufsständen mit geflochtenen, geschnitzten, aus Draht geformten, oder aus Alteisen zusammen geschweissten Kleinoden sowie seinem Ortsmuseum an einen riesigen Flohmarkt erinnert.




Voll getankt, mit gefülltem Kühlschrank und ebenfalls wieder vollem Petrolkanister für unseren Kocher, machten wir uns nun gestern auf in die Drakensberge. Zuerst in die wahre Bergarena des sogenannten Giants Castle. Und heute nun überquerten wir den fast 2900 Meter hohen Sani-Pass nach Lesotho. Eine richtige 4x4-Strecke, die nur mit einem Geländewagen überwunden werden kann. Entsprechend durchgeschüttelt kamen wir denn auch oben auf der Passhöhe an, wo sich, noch auf Südafrikanischem Boden, das höchst gelegene Pub Afrikas befindet. 

Noch 50 Kilometer ins Landesinnere, dann erreichten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein Guesthouse mit Campingplatz auf rund 2600 Meter Höhe in einem Dorf ohne elektrischen Strom und mit nur einfachen Rondavels (Rundhütten) der Viehhirten – das ist nun wirklich Afrika und gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was uns in den nächsten Monaten erwarten wird.


Samstag, 9.4.2005 

Berg auf, Berg ab, so ging‘s am Mittwoch quer durch Lesotho, dessen
Bevölkerung mit einer Mischung von Freundlichkeit, Neugierde und Bettelei auf uns reagierte. Vor allem so nach vier Uhr Nachmittags, als die Schulkinder auf dem Heimweg waren, hallte uns ein vielstimmiges „sweeeeeeeeeets!!“ der Süssigkeiten heischenden Kinder hinten nach. Keine glückliche Hand bewiesen wir diesmal mit der Wahl des Übernachtungs-Standortes: In Butha Buthe gibt es keinen Campingplatz, und das einzige Hotel, im Reiseführer empfohlen, aber kaum zu finden, erwies sich als üble Kaschemme mit einem wenig einladenden Hinterhof als Campingplatz.  Wir sind gewarnt, was uns auf dem Weg nordwärts quer durch den schwarzen Kontinent noch blühen könnte. 

Eine Mischung von Sonne, Wolken und Regenschauer begleitete uns nach einem problemlosen Grenzübertritt wieder zurück nach Südafrika und nach Bloemfontein, wo wir uns endgültig für die nächsten Monate Fahrt durch unzivilisiertere Gegenden rüsten wollten. So galt es, bei einem der wenigen Lieferanten von BF Goodrich unsere Bereifung zu überprüfen und neu auszuwuchten. Die beiden in Indien notdürftig geflickten Reifen erwiesen sich als irreparabel, von einem längeren als nur notfallmässigen Gebrauch mit einem Schlauch wurde uns abgeraten. 

Da das Profil der Reifen ohnehin nicht mehr so toll war, entschieden wir uns zum Kauf von zwei neuen (sündhaft teuren) Finken für die Hinterachse. Mit den vier Verbliebenen hoffen wir die Vorderachse bis zurück nach Europa bestückt halten zu können. Nach rund einer halben Stunde waren wir schon wieder auf der Strasse. Gleich nebenan liessen wir bei einem Autoelektriker noch die Batterie checken – alles ok. So können wir nun den Verbrauchscomputer guten Gewissens neu justieren.

Gestern Freitag schliesslich fanden wir auch noch die lange gesuchten Krampen, um eine Befestigung für unsere Solarzellen im Wageninnern zu konstruieren. Wir brauchen nun bloss noch eine Werkstätte, wo man uns die entsprechenden Löcher bohren und die Krampen annieten kann. Ein Besuch beim Friseur für beide rundete unseren Aufenthalt in Bloemfontein ab, worauf wir am Nachmittag richtig zufrieden Richtung Kimberley weiter nordwestwärts halten konnten. Wir liessen uns auf dem Springbok Camp in Modderriver, wo wir vor rund einem Monat schon mal logiert hatten, nieder. Und heute schalteten wir auf dem idyllisch an einem See gelegen Platz einen Tag zum Waschen, Relaxen und für sonstige Kleinarbeiten ein.

Dienstag, 12.4.2005

Nach einem zügigen Fahrtag erreichten wir am Sonntag Abend bei schwül warmem Wetter Upington, die letzte grössere Stadt auf unserem Weg Richtung Namibia. Toll, der Campingplatz am Oranjeriver. Und gestern Montag konnten wir hier noch erledigen, was weiter nördlich dann wohl nicht mehr so einfach sein würde: So können wir nun in einer mechanischen Werkstätte endlich die Halterung für unsere Solarzellen montieren lassen und ein letztes Mal in einem grossen Shopping-Center einkaufen, was wir wohl erst in einem Jahr wieder in Europa erhalten werden.

Heute nun eine Safari mit Wild besonderer Art: Auf dem Weg zum Augrabies Falls Nationalpark begegnen wir einem sogenannten „Erlkönig“ von Mercedes-Benz. Der nur noch leicht mit schwarzer Klebefolie getarnte zukünftige Sportvan wird hier in wilder Natur für eine sogenannte Making-of-Story fotografiert. Als wir uns allerdings in die Fotosession einklinken wollen, geben die Mercedes-Leute Fersengeld und rauschen mit mindestens 160 km/h davon – keine Chance für unseren LandCruiser um die Verfolgung aufzunehmen. Es bleiben uns drei Schnappschüsse von hinten!

Montag, 18.4.2005

Fast vergisst man hier, wieder einmal was ins Tagebuch zu schreiben, so schnell vergeht im Moment die Zeit! Nach einer Nacht mitten in der mucksmäuschen stillen wilden Natur des Augrabies Falls Parks fuhren wir am vergangenen Mittwoch zurück nach Upington auf den bereits bekannten Campingplatz und beschlossen spontan, dort noch einen weiteren Tag zum Relaxen und etwas die Fitness im Swimming Pool pflegen anzuhängen. 

Mittlerweile traf auch noch ein Magirus Lastwagen mit Anhänger und Wohnaufbau sowie deutschem Kennzeichen auf dem Platz ein. Das kurlige Gefährt ist im südlichen Afrika bekannt unter dem Namen Tom&Jerry und gehört einem deutschen Weltenbummler, eben Tom, der seit 14 Jahren damit in Afrika unterwegs ist und auch Abenteuerfahrten in Südafrika, Namibia und Botswana mit Touristen durchführt – im Anhänger ist eine Art Massenlager für sechs bis acht Personen untergebracht. Nur Jerry, den Hund, gibt‘s leider nicht mehr, dafür Marion, die Freundin von Tom. Von den beiden erhielten wir noch wertvolle Tips für die weitere Reise Richtung Norden.

Am Freitag Morgen, kurz vor Abfahrt, der grosse Schreck: Im Fach unter dem Waschbecken ist wieder einmal alles nass. Rate! Natürlich, es ist wieder einmal der Schlauch der Wasserbrause, dieses billige Sch…-ding, das tropft. Und zu allem Ärger beginnt nun auch noch der Himmel seine Schleusen zu öffnen, sprich, es schifft, und das nicht wenig. Ziemlich unmotiviert machten wir also die letzten Einkäufe vor dem Ausflug in den Kalahari Gemsbok Nationalpark und der Weiterfahrt nach Namibia. Dazu gehörte auch ein Ersatzölfilter vom Toyota-Händler für den nächsten Ölwechsel und ebenso 10 sogenannte Fiber-Washers, Dichtungen für unseren Wasserbrauseschlauch. Zum Montieren blieb allerdings keine Zeit mehr, wollten wir doch vor Einbruch der Dunkelheit noch in die Nähe des Nationalparks fahren.

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz von Ashkam fuhren wir am Samstag direkt zum Park, wo wir einmal mehr eine Menge Tiere sahen: Gnu, Springbok, Steenbok, Gemsbok (auch als Oryx-Antilope bekannt), Füchse und jede Menge Vögel bis hin zu zahlreichen Straussen. Orangerote Schwanzfedern, rote Beine und rote Schnäbel zeigen an, dass die Männchen dieses grössten Laufvogels zurzeit auf Paarungssuche sind.

Sturmwarnung in der Nacht auf Sonntag im Parkcamp von Mata Mata direkt an der namibischen Grenze. Ein heftiges Gewitter schien den ganzen Landstrich wegschwemmen zu wollen, und der entfesselte Nordwestwind setzte unsere Aufstelldach mit den Blacheneinsätzen ganz schön auf die Probe. Doch, es hielt! Und auch wenn wegen des nun reichlich vorhanden Wassers nur wenige Tiere die Wasserlöcher aufsuchten, sahen wir doch noch zwei Löwinnen bei der morgendlichen Siesta und eine ganze Herde von Giraffen. 

Eine letzte Nacht auf südafrikanischem Boden, dann gings heute weiter nach Namibia. Doch zuerst rückte ich dem undichten Wasserschlauch noch auf den Pelz. Tatsächlich, mit den viel dünneren aber härteren Fiber-Washers ist das Miststück nun wieder dicht, aber wie lange? Und nach einem problemlosen Grenzübertritt – dank einer Zollunion von Südafrika, Namibia und Botswana werden nur noch die Pässe kontrolliert – sind wir nun in jenem afrikanischen Land angelangt, wo man sich auch in Deutsch verständigen kann. Das Land war als Südwestafrika einst eine deutsche Kollonie. 

Ein unerwartetes Problem ist dann doch noch auf uns zugekommen: die Strassenbenützungsgebühr, 120 namibische Dollar, das entspricht, genau wie 120 südafrikanische Rand, rund 24 Schweizer Franken. Doch wie bezahlen? Geldwechselstube haben wir noch keine passiert, Kreditkarte akzeptieren die kassierenden Damen ebensowenig wie US-Dollar oder Euro, und wir haben nur noch 100 Rand im Sack. Zu Glück finden sich noch weitere 70 Rand, so dass wir das Road Permit erhalten und nicht aus der nächst grösseren Stadt nochmals 170 Kilometer zur Inkassostelle zurückfahren müssen – nochmals Schwein gehabt! Und noch was: Gegenüber der südlicher gelegenen Republik Südafrika verfügt Namibia über eine Zeitverschiebung von minus einer Stunde, für uns Morgenmuffel völlig doof, denn nun ist bei Sonnenaufgang erst halb Sieben, dafür verschwindet unser Mutterstern dann bereits kurz nach fünf am westlichen Horizont. Damit wir nicht überall und immer in Zeitstress kommen, behelfen wir uns eines psychologischen Tricks: Wir belassen ganz einfach die südafrikanische Zeit auf unseren Uhren, dann passt's für uns perfekt.

Donnerstag, 21.4.2005

Der Wasserschlauch ist doch nicht dicht, offenbar müssen wir tatsächlich noch einen Klempner aufsuchen, der gewiss einen Kunstgriff auf Lager hat, um das Teil ENDLICH dauerhaft dicht zu kriegen. Doch zuerst gilt es, sich auf Namibia einzustellen. Das heisst günstigerer Treibstoff – toll (doch wieder einmal hat uns ein Reiseführer falsch beraten, den Zusatztank hätten wir erst hier füllen sollen). Das heisst aber auch Supermärkte mit weniger reichhaltigerem Angebot und vor allem noch teurere, weil seltenere Campingplätze. Und obwohl das Land noch viel dünner besiedelt ist und grösstenteils aus kargem Steppenland besteht, ist, wie schon in Südafrika, alles eingezäunt. 

Zumindest fast alles. Am Dienstag fuhren wir zum Fish River Canyon, der es durchaus mit dem Grand Canyon in den USA aufnehmen kann. 150 namibische Dollar, also rund 30 Franken wollten die staatlichen Parkhüter für den Übernachtungsplatz in Ai Ais. Die konnten uns aber mal. Wir machten rechtsumkehrt und fuhren 5 Kilometer durch die wilde Canyonlandschaft zurück. Dort zweigt nach links ohne Zaun ein Wadi ab und verschwindet bald aus dem Sichtfeld der Strasse. Ideal für Offroad-Camping! Das erste mal wieder seit Indien. Herrlich! Es ist nachts mucksmäuschen still, und wir schlafen wie die Murmeltiere. 

Am Mittwoch besuchten wir dann als Tagestouristen den Canyon, das heisst wir fuhren der Oberkante entlang und testeten an den diversen Aussichtspunkten unsere Schwindelfreiheit beim runter Gucken. Zugänglich ist der Canyon selbst nur für hartgesottene Wanderer, welche einen 90 Kilometer langen Viertagesmarsch unter die Füsse nehmen wollen. Dank einer Umleitung entdeckten wir am Naute Dam Stausee nochmals einen sagenhaften Offroad-Übernachtungsplatz. Weit und breit keine Menschenseele, nur ein paar Klippschleifer, Vögel und Koyoten.

Heute nun sind wir nach Lüderitz weitergefahren, eine ebenso lange, wie spektakuläre Strecke durch Steppe, steiniges Hochland und zuletzt sandige Wüste, vorbei an Herden ausgewilderter Pferde der früheren deutschen Kolonialherren, an verlassenen Bahnhöfen einer nicht mehr existierenden Eisenbahnlinie (sie wird derzeit wieder komplett neu gebaut) mit Geleisen, die sukzessive von den Sanddünen überschwemmt werden. 

Lüderitz selbst könnte eben so gut auch an der Nordsee liegen. Bunte Häuser, saubere Strassen, das meiste in Deutsch angeschrieben, klare Luft und eine extrem steife Brise vom Meer her. Trotz des hohen Preises des staatlichen Campingplatzes beschliessen wir, hier eine Nacht zu verbringen, der Platz ist, auf der Shark Island, einer Halbinsel im Meer draussen, wirklich einzigartig.

Samstag, 23.4.2005

Eigentlich wollten wir gestern Mittag nur eine knapp einstündige Rundfahrt um die Lüderitzhalbinsel machen, einer unbewohnten Mischung von Klippen und Sanddünen mit einer Menge kleiner Buchten, einem Leuchtturm und dem Diaz Cross (in Angedenk des 1488 hier gelandeten Portuiesen Bartolomeu Diaz) machen. Doch anders als die Zufahrtstrasse von Aus nach Lüderitz, die eingepfercht zwischen Namib-Naukluft-Nationalpark und Sperrgebiet der Diamantengesellschaft Namdeb auf keinen Fall verlassen werden darf, ist das Gebiet hier eine Recreation Area, wo man nach Herzenslust wandern, offroad fahren und picknicken kann. Wieso denn nicht auch campieren? Also beschlossen wir kurzerhand die nächste Nacht zwischen den Klippen zu verbringen.

Heute morgen nun folgten wir den Spuren der Diamantensucher und besichtigten die Geisterstadt Kolmanskuppe, die von Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts so etwas wie die Drehscheibe des deutsch dominierten Diamantenabbaus in dieser Region bildete. Deutsche Wertarbeit – die seit Jahrzehnten verlassenen Häuser und Installationen sind noch erstaunlich gut erhalten. Man hat das Gefühl, dass man nach einem zünftigen Frühjahrsputz hier gleich wieder einziehen könnte. 

Sogar das kleine Maultierbähnchen, das den Leuten damals täglich kostenlos 20 Liter Wasser und eine halbe Stange Eis für den Eisschrank brachte sowie die Hausfrauen zum Einkaufen in den Laden und wieder züruck fuhr, steht noch da. Von der 120 Kilometer langen Eisenbahnlinie Aus-Lüderitz, die vor hundert Jahren unter Kriegsdruck in sieben Monaten gebaut worden war, ist allerdings nicht mehr viel zu sehen. Die Geleise verschwinden allüberall unter bis zu 30 Meter hohen Sanddünen. Seit sieben Jahren versucht man, diese Bahn wieder in Betrieb zu nehmen. Ein Ende ist allerdings noch nicht absehbar.

Wir fahren weiter nach Aus zum Tanken und Einkaufen. Die Tankstelle ist noch offen, der Laden allerdings schon zu – Samstag Nachmittag und Sonntag sind hier in Namibia heilig! Weitere 80 Kilometer später erreichen wir die zwischen der Hochlandkante und den roten Namib-Dünen gelegene Gunsbewys Farm. Hier lebte – so unser Reiseführer – früher der deutsche Biologe Dr. Gräbner und erlaubte auf seinem Grund und Boden Buschcamps. Heute hat seine Witwe hier einen schmucken Campingplatz mit originellen Buschtoiletten eingerichtet. Es herrscht Wüstenklima und ist noch recht heiss bei unserer Ankunft. Der Sonnenuntergang ist fantastisch, doch kurz nach dem der Vollmond am Himmel erschienen ist, wird es schon arschkalt. Zum Glück haben wir unsere Standheizung!




Dienstag,  26.4.2005

Eine Dünenwanderung – fahren wäre zwar auch möglich, ist angesichts der unberührten Natur und der sehr langsamen Regeneration im ultratrockenen Klima der Namib-Wüste aber nicht  opportun – und ein informativer Rundgang durch einen ehemalige Buschmann-Lagerplatz füllten den ganzen Sonntag. Unter der kundigen Führung von Frau Gräbner lernten wir die Überreste der ehemaligen Urbevölkerung wie religiös begründete Steinhaufen und Felszeichnungen, Quarzsplitter von der Herstellung von Pfeil und Speerspitzen oder Reibsteine erkennen. Nur 20 Kilometer weiter konnten wir auf der Nachbarsfarm in einem Felsental einen weiteren traumhaft gelegenen Schlafplatz beziehen.

Der vor Leere vor sich hin gähnende Kühlschrank mahnte uns gestern daran, wieder einmal die Zivilisation anzusteuern. Maltahöhe, auf der Karte recht gross eingezeichnet, schien uns für unseren Wocheneinkauf der richtige Ort zu sein, entpuppt sich allerdings als wahres Provinznest mit nur zwei grösseren Läden, deren Regale ebenfalls vor allem gähnende Leere zeigen. Wir schaffen es heute Morgen dennoch etwas Obst und Gemüse zu ergattern und füllen auch gleich noch unsere total 270 Liter fassenden Dieseltanks auf – morgen soll der in Südafrika bereits vor Monatsfrist vollzogene Preisaufschlag ebenfalls realisiert werden. 

Nur die Hoffnung auf einen Offroad-Campingplatz müssen wir einmal mehr begraben. In dieser Gegend ist wieder alles eingezäunt. Wir lagern nun zwar trotzdem mitten in der Natur an der Quelle des (trockenen) Tsauchab-Rivers, am Ende einer Strecke, die nur für 4x4-Fahrzeuge zugänglich ist. Allerdings gehört dieses paradiesische Fleckchen Erde natürlich auch wieder zu einer der riesigen Farmen und würde mit 170 Namibia-Dollar (über 30 Franken) für uns auch viel zu viel kosten. Wir kriegen‘s mit etwas Handeln dann für 100 Nam-$. 

Unserer Meinung nach ist die aktuelle Entwicklung im namibischen Tourismus ungut: Die Regierung hat in den 6 Jahren seit unserem letzten Aufenthalt die Eintritts- und Übernachtungspreise in den Nationalparks extrem hoch geschraubt. Damit wird vor allem die vermögende (ältere) Touristenschicht angesprochen, die auch ausgesprochen hohe Erwartungen an die Übernachtungsplätze (sei es nun Camping, Lodge oder Hotel) stellt. Entsprechend hoch ist der Ausbaustandard aller Anlagen, was wiederum hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten und damit hohe Preise nach sich zieht. Ein herrliches Land mit einer geradezu paradiesischen Natur, für Budget-Touristen allerdings ein wahrer Albtraum!




Donnerstag, 28.4.2005

Dünen pur! Rot schimmernder Sand, soweit das Auge reicht. Gestern haben wir den Sossusvlei-Bereich des Namib-Naukluft-Nationalparks besucht. 

Kaum irgendwo anders gibt es fotogenere Dünen als hier – nicht zum befahren, sondern nur zum bewundern. Geländefahrer kommen aber trotzdem auf ihre Rechnung. Die Zufahrt führt in den letzten fünf Kilometer durch teilweise recht weichen und tiefen Sand. Ohne Luft ablassen wird es auf jeden Fall schon mal recht knifflig. 

Das Gegenstück zu den hohen Dünen stellt der Sesriem Canyon dar. Der Einschnitt in der kargen Wüstenlandschaft ist von weitem kaum ersichtlich, im Licht der untergehende¡n Sonne von nah dafür umso spektakulärerer. Und als krönenden Abschluss des Tages finden wir an der Aussengrenze des Nationalparks sogar noch einen perfekten Offroad-Übernachtungsplatz. Wegen der Unmengen von Heuschrecken wollen wir uns ja nicht beklagen…

Heute nun sind wir an Rostock vorbei nach Swakopmund weitergefahren, der letzten Station am Meer für mehrere Wochen. Unglaublich, dieser Klimaunterschied. Am Mittag noch suchen wir fürs Picknick in der Nähe des Kuiseb-Passes auf rund 800 Meter über Meer bei satten 30 Grad Celsius dringend den Schatten, und eine Stunde später stecken wir an der Küste im Nebel und frösteln bei rund 15 Grad vor uns hin. Der schmucke sehr deutsch dominierte Küstenort 
scheint uns aber als letzte Bastion der modernen Zivilisation für die nächsten drei Wochen ideal um unsere Vorräte aufzustocken, wichtige E-Mails und Telefonate zu erledigen und einen Klempner aufzusuchen, der uns ENDLICH unseren Wasserbrauseschlauch dicht kriegen soll.


Sonntag, 1.5.2005

Nebel bis auf den Boden runter, leichtes Nässen und ein frostiges Windchen – haben wir uns verirrt? Nein, wir waren am Freitag Morgen immer noch in Swakopmund, und das Wetter, das ist hier völlig normal so, animiert einen aber gar nicht zum Aufstehen. 

Kein Wunder gerieten wir schon in Rücklage mit unserem Tagesprogramm, um so mehr sich im Internetcafé wieder Schwierigkeiten mit dem Verschicken unseres E-Mail-Tagebuchs ergaben. Auch das Telefon zum TCS in Genf für die Verlängerung des Carnet de Passages wollte nicht klappen. Man oder frau, welche dort für diese Zolldokumente zuständig ist, hatte offenbar einen blauen Freitag Nachmittag eingelegt, und so endete das teuere Telefonat beim entsprechenden Telefonbeantworter. 

Schliesslich konnte uns auch Klempner Werner, ein richtiger Ostfriesen-Typ, beim Abdichten des Wasserbrauseschlauches nicht helfen. Sein scharfer Blicke erkannte aber zumindest sogleich die Ursache des Übels: Nicht die Dichtung ist im Eimer, sondern der Schlauch selbst. Entlang der Metallspirale unter der Aussenhülle wandert das Wasser dann zum Schlauchende und tropft beim Flansch raus, Abdichten unmöglich. Also kommt der eine noch ganze Schlauch aus der alten Serie wieder dran, und wir hoffen, in Europa nochmals Ersatz anfordern zu können. Eine endlose Geschichte!! Klar ist, nach dem Wochenende müssen wir nochmals hier her nach Swakopmund, um weitere Telefonate und Mails zu erledigen.

Doch vorerst fuhren am Samstag, mit entsprechendem Permit im Sack, in den nördlichsten Teil des riesigen Namib-Naukluft-Parks, eine aussergewöhnlich wilde, mit wenig Steppengras und weiteren Trockenpflanzen bewachsene Steinwüste. 

Hier wächst zum Beispiel eine Pflanze namens Welwitschia mit dicken fleischigen Blättern, welche auch nur das kleinste Bisschen Feuchtigkeit aus der Erdoberfläche ziehen kann. Das älteste Exemplar hier soll über 1500 Jahre alt sein und erfreut sich offensichtlich bester Gesundheit. In diesem Park gibt es auch zahlreiche Campsites. Nein, das sind keine eingezäunten Campingplätze, sondern bloss vorgegebene Stellen, wo man mitten in der Wildnis übernachten darf. Eine Buschtoilette und eine steinerne Sitzgruppe sind jeweils die einzige Ausstattung. 

Wir steuerten auf dem nur für 4x4-Fahrzeuge geeigneten Track gleich den entlegensten dieser Campsites an, der für uns schon bei unserem ersten Namibia-Besuch vor 6 Jahren das absolute Highlight darstellte: Archers Rock. 

Aus einem steilen, nur mit der Geländereduktion zu erklimmenden Hügel wächst ein Felsbogen, unter den unser LandCruiser passt wie in eine Garage. Je nach Sonne oder Wind kann man auf Terrassen hinten oder vorne raus sitzen und hat jeweils einen herrlichen Rundblick über die ganze Ebene.Trotz des Wochenendes fährt kaum jemand unten durch. Herrlich, um hier wieder einmal auszuschlafen und einen ganzen Tag lang durchzuhängen.

Mittwoch, 4.5.2005

Es sind wieder einmal Feiertage, auch hier in Namibia.  Der  2. Mai, weil der 1. Mai auf einen Sonntag gefallen ist. Heute ist irgend so ein lokaler Feiertag, und morgen ist Auffahrt. Alles was ein Auto hat, vor allem die weissen Städter aus Windhoek, ist unterwegs zum Picknicken, Campieren, Grillieren etc. Das hatten wir doch auch schon ein paar Mal! 

Aber nun der Reihe nach: Den Montag haben wir noch im Namib-Naukluft-Park verbracht, genauer gesagt, wir sind zur Blutkuppe gefahren, einem rundlichen Granit-Inselberg, der in der Morgen- und Abendsonne eine rötliche Farbe annimmt. Ehrensache, dass wir den Felsen bestiegen, so noch etwas für die Fitness machten und die herrliche Rundsicht genossen.

Gestern Dienstag sind wir nochmals nach Swakopmund zurückgefahren, das sich für einmal nicht im Nebel, sondern in klarstem Sonnenlicht aber mit bissig kaltem Wind präsentierte. Egal, wir wollten ja unsere Mails und Telefonate erledigen und waren dabei sogar recht erfolgreich. Nun sollten wir Anfang Juni auf dem Schweizer Konsulat in Lusaka (Zambia) nicht nur das erneuerte Carnet de Passages und Irmas EC-Karte für das nächste Jahr, sondern mit etwas Glück auch noch eine weitere Ersatz-Wasserbrause (die vierte seit Beginn unserer Reise) abholen können...

Nun geht es konkret nordwärts. Wir haben heute zwar nur eine kurze Etappe bis zur Spitzkoppe geschafft, aber dieser kleine Naturpark – eigentlich ein riesiger Campingplatz – ist zu schön, um einfach daran vorbei zu fahren. Ein Landschaftsgärtner könnte sowas nicht schöner: Da liegen grosse völlig abgerundete Steinblöcke im groben Kies und bilden, von Büschen gesäumte Terrässchen und Nischen. Dazwischen stehen etwa vier recht hohe Granit-Inselberge (wie die Blutkuppe). 

Den einen besteigen wir wieder mit Hilfe eines Kettengeländers und finden auf halber Höhe eine ehemalige Buschmannhöhle (das sogenannte Bushmans Paradise) mit gut erhaltenen Höhlenzeichnungen. Nur schade, dass (vor allem einheimische weisse) Touristen die Eigenheit des ultra trockenen Klimas nicht verstanden haben und ihre Toilettenhinterlassenschaften nicht vergraben, bzw. das WC-Papier vorher anzünden. So finden sich in den versteckten Nischen des riesigen Gartens überall Häufchen und Papierfähnchen, die wahrscheinlich auch nach Monaten oder Jahren noch nicht verrottet sind. Pfui Teufel!

Samstag, 7.5.2005 

Weiter ging‘s am Donnerstag durchs landschaftlich ungemein abwechslungsreiche Damaraland bis zum trockenen Flussbett des Abu-Huab. In dieser Region gibt es zahlreiche geologische Wunder zu bestaunen: den versteinerten Wald zum Beispiel. 

Nach der Eiszeit wurden Holzstämme aus Zentralafrika bis ins heutige Namibia geschwemmt. Sand verhinderte Fäulnis, dann drang Kieselsäure-haltiges Wasser ins Holz ein und verursachte die Versteinerung. Die am Boden liegenden Stämme und Klötze sehen noch heute aus wie Holz,  erst mit Draufklopfen erkennt man den Stein. Oder das Wondergat, ein mehrere hundert Meter tiefes Loch, das durch Auswaschung eines unterirdischen Flusses entstand. 

Oder die Orgelpfeifen, rund 100 Millionen Jahre alte, vom Wind polierte Basaltsäulen. Und schliesslich der verbrannte Berg. Sein schlackenartiges Gestein sieht wirklich aus, als ob es kürzlich hier tüchtig gebrannt hätte. In dieser wilden Natur fanden wir auch ein herrliches, wenn gleich ziemlich windiges Offroad-Schlafplätzchen. 

Kaum zu glauben, dass Namibia nur etwas mehr als 1,5 Millionen Einwohner haben soll. Offensichtlich sind in dieser Feiertagswoche nun wirklich alle weissen Städter mit irgend einem einigermassen geländegängigen Vehikel auf Abenteuer-Camping unterwegs. Meist sind es mehrere Gruppen zu zwei bis vier Familien mit einem Haufen Kinder, die dann einen ganzen Campingplatz völlig in Beschlag nehmen können. 

Wir hofften gestern Freitag beim einfachen Camping am warmen Ongongo-Wasserfall, der nur über eine extrem ruppige Offroad-Piste zugänglich ist, ein ruhigeres Plätzchen zu finden, doch auch hier ist fast alles voll. Dennoch beschlossen wir, zwei Nächte zu bleiben und haben heute einen unserer typischen Wasch- und Retabliertage eingelegt. Ein Bad im Teich unter dem Wasserfall gehört da natürlich auch dazu.



Dienstag, 10.5.2005

Wir sind im Kaokoveld, dem Lande der Himbas angelangt, einem der letzten nomadischen Naturvölker. Männer und Frauen sind traditionell nur mit einem Lendenschurz bekleidet, ihre Haut reiben sie mit einer matten rötlichbraunen Mischung von Erde und Butter ein – zur Schönheit und als Sonnenschutz – und an der Haartracht der Frauen kann man erkennen, ob sie in der Pubertät, aber noch ledig, verheiratet oder verwitwet sind. Sie leben in Kraals, kleinen Dörfern aus einfachen Holzhütten, und betreiben Viehzucht. 

Na ja, so natürlich wie noch vor 10 bis 20 Jahren sind sie nun auch nicht mehr, der zunehmende Tourismus hat, vor allem entlang der Hauptpisten, seine Spuren hinterlassen. So wird um Zigaretten und Bier gebettelt, und junge Frauen scheuen sich nicht, ihre weiblichen Reize einzusetzen, um handgefertigten Schmuck zu verkaufen oder gegen bare Entlöhnung fürs Foto zu posieren.

Nach einer Nacht im Distriktshauptort Opuwo auf einem ruhigen Campingplatz, den wir auch schon vor  6 Jahren entdeckt hatten, sind wir gestern Montag zu den Epupa-Wasserfällen am Kuneneriver, dem nördlichen Grenzfluss zu Angola, weitergezogen. 

Wie ein Hammer wirkt das feuchtheisse Tropenklima hier im Flusstal. Ob es daran liegt oder ob da wieder so ein paar heimtückische Bakterien im Spiel sind, auf jeden Fall liegt Irma heute einmal mehr mit Magenverstimmung flach, und ab sofort gelten bei uns an Bord wieder tropische Hygienebedingungen (dritte Filterstufe in der Wasseraufbereitung und Vorbehandlung mit Kaliumpermanganat für ungeschältes ungekochtes Obst und Gemüse). Die Besichtigung der traumhaften Umgebung müssen wir aber auf morgen vertagen. Nebenbei stellen wir fest, dass der Fieberthermometer hinüber ist. Ersatz tut not, am besten gleich in doppelter Ausführung, wie unser Beispiel zeigt.

Donnerstag, 12.5.2005

Irma ist wieder auf dem Damm. Gestern haben wir aber dennoch einen weiteren faulen Tag im Tropenparadies der Epupafälle verbracht und die aussen am Campingplatz vorbei schlendernden Himbamädchen beobachtet. Heute morgen nun der grosse Schreck: Zuwenig Strom in den Batterien zum Starten trotz Schutzschalter, Verbrauchscomputer und Solarzellen. Und das nach nur zwei Tagen und drei Nächten Standzeit. Zum Glück sind noch andere Camper auf dem Platz. Also flugs das Starterkabel angeschlossen. Dann der zweite Schreck: Das Kabel ist für die enorme Stromaufnahme zum Anlassen des bulligen 4,2-Liter-Diesels zu schwach dimensioniert. Es qualmt nur, der Anlasser verweigert den Dienst weiterhin. Nochmals Glück: Es lässt sich ein dickeres Überbrückungskabel finden, worauf der schwere Sechszylinder sich doch noch bequemt anzuspringen. Das hätte ins Auge gehen können, wären wir irgendwo einsam in der Wildnis gestanden.

Erkenntnis Nummer 1: Es muss sofort ein stärkeres Starterkabel her. Erkenntnis Nummer 2: Unser Strommanagment muss nochmals neu justiert werden, damit sowas nicht mehr passieren kann. Erkenntnis Nummer 3: Wenn wir drei oder mehr Nächte stillstehen, muss am Morgen vor der Abfahrt zum Vorheizen des Petrolkochers sicherheitshalber erst der Motor gestartet werden. So lässt sich ein zu grosser Spannungsabfall vermeiden.

Da uns Insider ohnehin vom Überqueren des Van Zyls Pass abgeraten haben – er sei in einem zu schlechten Zustand, um ihn mit einem Fahrzeug allein zu befahren – wählen wir dieselbe Strecke zurück und erreichen schon am frühen Nachmittag wieder Opuwo, wo wir neben ein paar Lebensmitteln gleich noch ein Heavy Duty Starterkabel besorgen. Fieberthermometer gibts allerdings hier keines. Hoffentlich brauchen wir auch keines mehr, bevor wir wieder in eine grössere Ortschaft kommen. Das ist wohl erst in etwa fünf Tagen der Fall.

Montag, 16.5.2005

Heute ist Pfingstmontag, und offensichtlich sind nun alle Südafrikaner und Namibier „Brügglibauer“ wieder auf dem Weg nach Hause. Im entlegenen Kaokoveld kehrt Ruhe ein. Am Freitag sind wir von Opuwo aus nochmals Richtung Marienflusstal nordwestwärts gefahren. Dieses Tal mündet wieder in den Kunene River, den Grenzfluss zu Angola, und ist nun wirklich die entlegenste Ecke von Namibia. 

Eineinhalb Tage brauchten wir, um über eine zum Teil recht ruppige und anspruchsvolle, über zwei kleine, aber steile Pässe führende Piste das einsame Tal zu erreichen. Während in Orupembe noch reges Treiben der viehzüchtenden Himbas herrschte, trafen wir jenseits der Bergkette nur noch selten auf Menschen. Klar, dass wir uns auch an der Red Drum, einem als Wegmarkierung aufgestellten roten Fass, verewigten.

Die lange An- und Rückfahrt auf derselben Strecke hat sich aber gelohnt. Selten trifft man auf dieser Welt noch soviel unberührte Natur wie hier, und pünktlich zum Apéro tauchte auch noch das heimische Krokodil aus dem träge fliessenden Kunene River auf. Von Orupembe wählten wir gestern nun aber die westliche Route Richtung Purros, eine üble Wellblechpiste. Man meint hier wirklich, es zerlege einem jeden Augenblick das ganze Auto in Einzelteile. Gegen Abend erreichten wir die Oase. Unsern Stellplatz im weiträumigen Campingplatz konnten wir allerdings nicht gleich beziehen. Eine Herde von mindestens sechs Wüstenelefanten hatte sich eben im Camp über die grünen Büsche hergemacht. Und Elefanten haben IMMER Vortritt, sonst verschaffen sie sich diesen. 


Wir beschliessen, heute in dem wirlich genial eingerichteten Purros Camp noch einen Tag zu verweilen und hoffen, dass die Dickhäuter am Abend nochmals vorbeischauen. Es hat sich ja auch schon wieder Wäsche zum Waschen angesammelt, und der Kühler unseres LandCruisers muss von den Samen des hohen Dünengrases, das wir die letzten Tage durchfahren mussten, befreit werden. Elefanten kommen heute allerdings nicht mehr zu Besuch.

Mittwoch, 18.5.2005

Wir sahen die Wüstenelefanten gestern doch noch einmal, auf dem Weg zu einem Himbadorf. Typisch dort für die Himbas von heute: Männer und Mädchen in der Pubertät sind zum Teil bereits westlich gekleidet, während Kinder und erwachsene Frauen fast ausschliesslich im traditionellen Outfit auftreten, ziemlich textilfrei, aber reichlich mit Schmuck behangen. Wie lange die Himbas allerdings noch ihr angestammtes nomadisierendes Leben führen werden, ist fraglich. Wir haben klar weniger von ihnen angetroffen, als noch vor sechs Jahren, hingegen viele verlassene Kraals entlang der immer stärker von Touristen befahrenen Pisten gesehen. 

Mit dieser Erkenntnis verliessen wir das Kaokoveld über Sesfontein und die Khowarib-Schlucht. Staub, Staub und nochmals Staub! Die Fahne, die wir hinter uns herzogen, dürfte wohl Kilometer lang gewesen sein. Und bevor wir in einem trockenen Bachbett unser Nachtlager einrichten konnten, war erst einmal entstauben angesagt. Schliesslich waren der Eingang und der Innenraum unseres rollenden Hauses einigermassen sauber, dafür sahen wir nun aus wie gepudert.

Skorpion-Alarm! Während wir bei einem Kaffee noch den Abend ausklingen liessen, näherte sich im Sand des trockenen Wasserlaufes auf einmal etwas Schwarzes unserem Lagerplatz: ein kapitaler, rund zehn Zentimeter langer Skorpion. Stark ausgeprägter Schwanz, aber nur kleine Greifzangen deuten darauf hin, dass es sich um eine stark giftige Sorte handelt. Zum Glück blieb der späte Gast allerdings auf höflicher Distanz schön still, so dass wir ihn mit einem Auge immer unter Kontrolle halten konnten. Der Kaffee wollte allerdings nicht mehr so recht schmecken...

Heute nun sind wir in die unmittelbare Nähe des Etosha-Nationalparks weiter gefahren. Es ist wieder Farmland, das heisst Zäune links und rechts. Keine Chance zum wild campieren. Statt auf dem überteuerten Campingplatz des Parks nächtigen wir im liebevoll eingerichteten Safari Camp, rund fünf Kilometer vor dem Parkeingang, und werden das Wildschutzgebiet morgen als Tagesbesucher erkunden.





Sonntag, 22.5.2005

Tiere, Tiere, TIERE! Im Etosha-Park hat man wirklich das Gefühl, man fahre durch einen zoologischen Garten. Dabei ist das Gebiet mit dem riesigen Salzsee im Mittelpunkt einige Tausend Quadratkilometer gross und verfügt über rund 700 Kilometer öffentlich zugängliche Pisten – unmöglich das ganze Gelände in einem oder zwei Tagen abzufahren. Doch unablässig kommen einem Herden von bis zu hundert Zebras entgegen. Von den Springböckchen, Impalas, Oryx-Antilopen und Gnus gar nicht erst zu reden. Auch Giraffen sind keine Einzelerscheinungen, sie passieren oft in Gruppen von bis zu 20 Stück. 

Ebenso die Elefanten, welche an den Wasserstellen immer die uneingeschränkten Chefs sind. Wenn Familie Jumbo am Trinken und Baden ist, hat kein anderes Tier hier etwas zu suchen. 


Und Löwen sind hier schon so zahlreich, dass die Parkranger ihnen zwischenzeitlich die Antibaby-Spritze verpassen mussten. Wir besuchten den Park am Donnerstag und am Samstag und sahen immerhin etwa 15 Stück von ihnen, zum Teil unter Bäumen direkt entlang der Piste dösend.







Während wir am Donnerstag das Gebiet um Okaukuejo erkundeten, am Abend zum preisgünstigen Safari Camp zurückkehrten und am Freitag dort einen Tag zum Relaxen, Fotos bearbeiten, E-Mails verschicken und etwas Fitness im Swimming Pool betreiben verbrachten, haben wir gestern Samstag den Park in der ganzen Länge von Okaukuejo bis nach Namutoni durchquert. Ausserhalb dieses Parkausgangs gab es allerdings leider keine so günstige Campingmöglichkeit mehr. Mehr als eine Nacht konnten (und wollten) wir uns dort nicht leisten, so dass wir heute bis nach Grootfontein, einer modernen und sauberen Kleinstadt, weitergefahren sind. Dort wollen wir morgen unseren Kühlschrank wieder füllen, bevor wir erneut in die Wildnis abtauchen.

Donnerstag, 26.5.2005

Eigentlich wollten wir ja am Montag nur schnell unsere Vorräte ergänzen und dann so schnell wie mögllch wieder in die Wildnis abtauchen. Doch es sollte anders kommen: Ausgerechnet auf dem Parkplatz des SPAR-Supermarktes bekommt der Anlasser unseres LandCruisers wieder zu wenig Saft. Hilfe zum Überbrücken ist schnell zur Stelle – wenigstens unser neues Überbrückungskabel bewährt sich bestens – , doch was ist nun los. Der örtliche Autoelektriker prüft die Ladung – kein Problem, hätte mich auch gewundert, denn unser Stromcomputer zeigte immer eine gesunde Ladung an. Doch die Batterien wollen dem Fachmann nicht gefallen. Zumindest die beiden vorderen sind leicht gebläht, und, tatsächlich, beim Belastungstest fallen sie durch. Die hochgelobten wartungsfreien Banner Power Bull, die mit 100 Ah mit Abstand stärksten Batterien mit 30,5 cm Seitenlänge, sind nach knapp einem Jahr hinüber! Zugegeben, 40'000 Kilometer mit zum Teil recht grobem Wellblech, die heimtückischen Bremsschwellen in Indien, der grosse Höhenunterschied von 0 auf über 4700 Meter über Meer, das mag ihnen zugesetzt haben. 

Doch wo kriegen wir nun Ersatz her. Hier in Afrika gibt es zwar 90-Ah-Batterien der konventionellen Blei-/Säure-Bauart, doch die sind mit 35,5 cm Seitenlänge klar zu gross. Die LandCruiser werden hier zu Lande nur mit  2 x 65 Ah ausgeliefert. Der Autoelektriker weiss keine gescheite Lösung, auch der Toyota-Vertreter nicht, und so bleibt uns nichts anderes übrig, als die stärksten Akkus zu wählen, die einigermassen in unsere Batteriekästen reinpassen; die haben 70 Ah. Die Halterung passt natürlich auch nicht mehr. Aus zwei Holzbrettchen, vier Winkeleisen und acht Holzschräubchen basteln wir uns Adapter – nun passt es. Mal gucken, ob wir mit insgesamt 60 Ah weniger auch noch zurecht kommen werden.

Da das Malheur fast exakt zur Halbzeit unserer Reise passiert ist, lohnt es, sich ein paar grundsätzliche Gedanken zur Wahl der Fahrzeugausrüstung, insbesondere der Reifen und Batterien, zu treffen. Denn diese Verschleissteile halten eine Reise über zwei Jahre und gegen 100'000 Kilometer nicht durch, müssen also unterwegs ersetzt werden können. Es nützt aus diesem Grund nichts, das absolut beste in Europa erhätliche Material einzubauen, sondern man sollte auch die Verfügbarkeit in den zu bereisenden Ländern abklären. Schlauchlose BF Goodrich All Terrain mögen zwar die langlebigsten und vielseitigsten Reifen sein, doch sind sie in Asien und Afrika kaum oder dann nur zu exorbitanten Preisen erhältlich. Und die meisten Pneuwerkstätten dort können sie auch nicht flicken. Mit einem weltweit gängigen Schlauchreifen (z.B. von Dunlop oder Goodyear) dürfte man diesbezüglich weniger Probleme haben. Dasselbe gilt für die Batterien. Wer 90 oder 100 Ah pro Akku haben will, lässt lieber vor der Abfahrt noch bei einem Carrossier die Batteriekästen auf 35,5 cm erweitern und baut die grösseren, aber klar billigeren und deshalb auch in der dritten Welt erhältlichen Blei-/Säure-Akkus ein.

Nun, so verbrachten wir halt noch zwei Tage in Grootfontein, bis das Batterieproblem so gut wie möglich gelöst war. Allerdings nicht mehr auf dem städtischen Campingplatz, sondern auf dem lauschigen, völlig abgeschiedenen Dik-Dik-Camp, das zu einer Farm namens Toggenburg gehört. Passt doch gut für uns, die wir vom unteren Ende des Toggenburgs kommen, oder nicht? So nebenbei besichtigten wir noch Hoba, den grössten bislang auf der Erde entdeckten Meteoriten.

Der Mittwoch dann wurde ein reiner Fahrtag: 400 Kilometer von Grootfontein zu den im Grenzgebiet zu Botswana liegende Popa-Falls am Okavango-River. Wir fanden einen genialen Camping-Platz mit Terrasse, von welcher man direkten Blick auf die Stromschnellen hat. Klar, dass wir hier den heutigen Tag verbringen und die herrliche Aussicht geniessen.

Sonntag, 29.5.2005

Auf den ursprünglich geplanten Abstecher nach Botswana beschlossen wir am Freitag Morgen definitiv zu verzichten, aus Zeitgründen, da wir in Namibia eher länger als geplant herumgereist waren, aber auch aus Kostengründen, da die Nationalparks in Botswana exorbitant hohe Eintrittspreise verlangen sollen. Stattdessen hielten wir nach der eher langweiligen Durchquerung des Caprivi-Strips nach Süden und besuchten gestern Samstag den noch weitgehend unbekannten Mudumu-Nationalpark. 




Erinnerten uns die bisher besuchten Parks mit ihren breiten Fahrbahnen und dem regen Besucherverkehr etwas an befahrbare Zoos, ist der Mudumu nun wirklich noch ein Naturparadies, wild, mit schmalen zum Teil tiefsandigen Pisten und einmal mehr Tieren, Tieren, TIEREN! Allerdings nicht ganz ungefährlich, wenn man sich plötzlich, ausgerechnet auf einem tiefsandigen Stück in einer Herde von mindestens 60 Elefanten eingekeilt sieht. Die Jumbos waren auf dem Weg von ihren buschbewachsenen Futterplätzen zur Tränke am Fluss, und wir standen ihnen plötzlich im Weg. Das mögen die grossen Dickhäuter gar nicht, und einige von ihnen begannen denn auch bedrohlich mit den Ohren zu wackeln, einer sogar zu trompeten. Da gabs nur eines: Rückwärtsgang rein und retour aus der Gefahrenzone raus, bis die ganze Herde passiert hatte. Beim zweiten Versuch nach etwa einer halben Stunde hatten wir es immer noch mit ein paar Nachzüglern zu tun.

Spontan beschlossen wir die Nacht auf heute in diesem Park zu verbringen, umso mehr Camping im Eintrittspreis inbegriffen ist. Und kaum hatten wir den direkt am Ufer die Kwando-River gelegene Campsite erreicht, wurden wir schon von neugierigen Zuschauern beäugt: Mindestens sechs Flusspferde hatten im Wasser einen Halbkreis gebildet und liessen abwechslungsweise Ohren, Nasen und Augen auftauchen. Bewegten wir uns etwas zu nah ans Schilf, bekundeten sie mit tiefem Grunzen ihren Unmut. Dieses Grunzen sollte uns noch die ganze Nacht als Schlaflied dienen. Dazwischen lautes Plantschen; offenbar watschelten die Dickhäuter mit dem grossen Maul nachts auf ihrem Landgang ganz nahe an unserem rollenden Haus vorbei. Und frischer Elefantenkot zeigte uns heute morgen an, dass auch ein Jumbo unserem Camp einen frühmorgendlichen Besuch abgestattet hatte.

Noch einmal haben wir die Elefanten heute morgen beim Verlassen des Parks gekreuzt. Eineinhalb Stunden später sind wir schon in Katima Mulillo, unserer letzten Station in Namibia, bevor wir nach Zambia und dort als erstes zu den Viktoriafällen weiterziehen werden. Welcome to real Africa: Einen richtigen Campingplatz gibt es hier nicht mehr, als Übernachtungsplatz dient uns das Gelände der Hippo Lodge direkt am Zambezi-River.

Donnerstag, 2.6.2005

Ich hasse Grenzübertritte! Jedesmal der grosse Bammel, welche Schikanen da auf uns zukommen könnten. Entsprechend bleiben wir am letzten Platz vor einem Landeswechsel meist länger kleben als geplant. Auch diesmal in der Hippo Lodge in Katima Mulilo an der namibisch/zambesischen Grenze. Der Montag war geplant, der Dienstag allerdings nicht. Den mussten wir absitzen, weil der Visa Fee Waiver, ein Einladungsschreiben des ersten Übernachtungsplatzes in Zambia, das uns die Visa-Gebühr von immerhin 25 US-Dollar pro Person ersparen sollte, noch nicht am Zollamt eingetroffen war. So konnten wir noch in Ruhe die Beleuchtung unseres LandCruiser durchchecken, denn auf funktionierende Lichter soll die strenge zambesische Polizei besonderen Wert legen.

Gestern Mittwoch ging dann aber einmal mehr alles wie geschmiert. Ausreise Namibia: bei der Passkontrolle erhalten wir Vortritt vor einer Gruppe Einheimischer, und die Zollbeamtin stempelt uns das Carnet de Passages, während sie mit der andern Hand telefoniert. Die Einreise nach Zambia geht ebenfalls zügiger vonstatten als vielerorts in Europa: Stempel in den Pass – gratis, der Visa Fee Waiver war unterdessen eingetroffen –, Stempel ins Carnet, ebenfalls ohne das Auto zu inspizieren, die obligatorische Versicherung abschliessen und zum Schluss noch die Road Tax für die anstelle der früheren Fähre erbaute Brücke bezahlen. Das alles dauerte höchstens eine Viertelstunde. Aufatmen, wir waren in Zambia! Dass es hier aber die Polizei umso gründlicher nimmt, erfuhren wir schon zwei Kilometer weiter: Versicherungsnachweis und Carnet de Passages wurden kontrolliert und natürlich die Beleuchtung – Abblendlicht, Scheinwerfer, Blinker links, dann rechts und das ganze noch von hinten, bitte! Dann ein freundliches „Thank you for passing the examination!“ Aber wir sind gewarnt, hier heisst es wieder korrekt fahren wie zu Hause.

Den zweiten Tag verbringen wir nun in Livingstone bei Jollyboys Backpackers, eben jenem Guesthouse, das uns den Visa Fee Waiver ausgestellt hatte. Allerdings nicht auf dem eigentlichen Campingplatz, denn der ist nur für Zelte ausgelegt, also wieder mal Parkplatz! Dafür gehören hier eine Bar, ein Restaurant, eine grosszügige Lounge zum Rumhängen und blitzsaubere Toilettenanlagen dazu. Und erst noch ein Gratis-Shuttle zu den sechs Kilometer entfernten Viktoriafällen, die mit 1,7 Kilometern Breite und 100 Metern Höhe zu den spektakulärsten der Welt gehören.




Was ist das: Es regnet in Strömen, man wird trotz Schirm und Regenjacke pflotschnass, dabei strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel herunter? Richtig, wir spazieren heute auf der gegenüberliegenden Felskante der Viktoriafälle. Die einheimischen Tonga nennen sie Mosi-oa-Tunya (der Rauch, der donnert).



Der Zambesi River führt immer noch recht viel Wasser, und entsprechend grollt und gischtet es, was das Zeug hält. Fotografieren ist kaum möglich, denn erstens mögen Kameras Wasser bekanntlich nicht besonders, und zweitens sieht man die Fälle hinter dem Gischtvorhang kaum. 

Wir haben dann doch noch einige gute Locations gefunden, allerdings von etwas weiter weg. Doch die schönsten Bilder entstehen hier erst Ende der Trockenzeit, so im November. Zurück in die Stadt geht es dann mit einem der hier üblichen Minibusse. Der völlig durchgerittene Toyota Hiace wird mit 18 Passagieren zuzüglich Gepäck beladen. Auf dem Land kämen jetzt wohl noch ein paar Hühner oder Ziegen dazu. Zum Glück dauert die Fahrt nur zehn Minuten.

Dienstag, 7.6.2005

In jedem Land brauchen wir ein paar Tage, bis wir uns auf die Gegebenheiten und die lokale Bevölkerung eingestellt haben. Der Schritt nach Zambia ist wieder ein besonders grosser. In Südafrika und Namibia ist der Anteil der weissen Bevölkerung relativ gross (ca. 30 Prozent) und die Apartheid, die es zwar offiziell nicht mehr gibt, wirkt hier immer noch nach. Das heisst, Weiss und Schwarz leben eigentlich ziemlich voneinander getrennt, und als Weisse mit weissen Einkaufs- und Lebensgewohnheiten bewegten wir uns in jenen beiden Ländern doch mehrheitlich im Umfeld von Weissen. 

Zambia hingegen gehört nun eindeutig zu Schwarzafrika. Weisse sind hier eher eine Randerscheinung. Das hat aber auch Vorteile. Während wir in Namibia und vor allem in Südafrika von Schwarzen immer und immer wieder angebettelt wurden, ist das Verhältnis hier klar weniger verkrampft. Die Zambesi sind ausgesprochen freundlich, und man kann sich mit ihnen unterhalten ohne das unangenehme Gefühl, nur als wandelnder Geldsack angesehen zu werden.

Wir verliessen Livingstone nordwärts und machten am Freitag einen ersten Stopover in Choma auf einem Farm-Camp mit angegliederter Krokodilfarm, am Samstag einen zweiten am Lake Kariba, einem Stausee, der Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts als einer der grössten in Betrieb genommen wurde. Am Sonntag dann stand der Lochinvar-Nationalpark auf dem Programm. Das ist ein Feuchtgebiet, welches in der Regenzeit als wahres Vogelparadies gilt, und auch jetzt in der Trockenzeit noch von einer Lagune dominiert wird. Antilopen, Zebras und Gnus kommen hier morgens und abends zu Hunderten an die Tränke. Allerdings sind die Tiere hier klar weniger an menschliche Besucher gewöhnt und hauen ab, wenn sie uns nur schon von weitem kommen sehen und hören. Und auch die Infrastruktur ist klar rudimentärer als in den Parks von Südafrika und Namibia: Es gibt keine Strassenkarte, die Wegweiser sind nicht mehr lesbar und ohne GPS würden wir wohl jetzt noch im Park umherirren. Die Pisten sind ausgewaschen und wegen zusammenwachsender Bäume und Büsche zum Teil gar nicht mehr befahrbar. Und auf dem Campingplatz muss wohl vor kurzem ein Buschbrand gewütet haben. Alles kein Problem, wir sind ja in Afrika. Dass das ganze (zwei Tageseintritte für uns und das Auto plus Camping) dann aber mit 80 US-Dollar (also über 100 Franken) noch klar mehr kosten soll als in den Parks von Südafrika und Namibia, das können wir nicht akzeptieren und beschliessen, uns in der Zentrale der zambischen Wildlife Authority zu beschweren.

Das haben wir heute als erstes getan, nachdem wir gestern Montag bis in die Agglomeration der Hauptstadt Lusaka weitergefahren sind, und die zuständige Marketingverantwortliche musste unseren Argumenten beipflichten. Ob wir dafür noch eine Vergünstigung für einen andern Park erhalten, das werden wir allerdings erst morgen erfahren. Des weiteren liessen wir bei Toyota Lusaka einmal mehr einen Ölwechsel an unserem LandCruiser vornehmen. Seit Südafrika haben wir nun schon wieder 10'000 km und seit unserer Abfahrt aus der Schweiz insgesamt 42'000 km zurückgelegt! Schliesslich holen wir auf dem Schweizer Konsulat noch Post ab. Die wichtige Erneuerung des Carnets de Passage ist dabei, neue Wasserbrausen hingegen sind keine angekommen – eine Geschichte ohne Ende…

Donnerstag, 9.6.2005

Mensch, ärgere dich, du wirst bezahlt dafür! Gestern Mittwoch konnten wir tatsächlich auf dem Zentralbüro der staatlichen Wildlife Authority einen Gutschein für einen Tagesbesuch im South Luangwa Nationalpark abholen. Und der macht für uns zwei und unseren LandCruiser immerhin 55 US-Dollar, also über 70 Franken aus. Nach diesem Erfolgserlebnis verliessen wir den städtischen Grossraum Lusaka wieder gerne. Das nächste Ziel: der Luangwa River, an dessen Ufer sich ein besonders schöner Campingplatz befinden soll. 

Solche Fahrtage in Zambia sind aber klar weniger interessant als in Namibia mit seiner abwechslungsreichen Landschaft. Hier ist alles recht eintöniges Buschland. Ab und zu sieht man ein Rundhüttendort durchs Gestrüpp durchschimmern. Hingegen hat es wieder klar mehr Menschen und Tiere auf der Strasse. Wir werden ein bisschen an Pakistan und Indien erinnert. Es ist Winter hier im südlichen Afrika, die Nächte können schon recht kühl sein, und entsprechend werden am Strassenrand riesige Säcke mit Holzkohle zum Heizen feilgeboten. Mit ihren Velos transportieren die Einheimischen zum Teil vier dieser Säcke aufs Mal kilometerweit zu ihrer Behausung. Kein Wunder, dass der eine oder andere Drahtesel dabei schlapp macht. 

Zuckerrohr ist ein weiterer beliebter Handelsartikel entlang der Hauptstrasse. Jung und alt, Schulkinder, Mütter und Arbeiter kauen auf dem Nachhauseweg genussvoll auf den zum Teil meterlangen Rohrhalmen herum.

Das von einem südafrikanischen Pärchen geführte Luangwa River Camp ist tatsächlich schmuck am Flussufer gelegen, die Stellplätze schön im Schatten, Restaurant und Bar etwas erhöht mit traumhafter Sicht auf den zurzeit nur wenig Wasser führenden Grenzfluss zwischen Zambia und Moçambique. Bei unserer Ankunft aalten sich hier Krokodile in der untergehenden Sonne, und von weitem hörte man auch ein Hippo grunzen. Angesichts des heutigen Geburtstags von Irma beschliessen wir, hier zu bleiben und uns heute abend ein festliches Nachtessen auf dieser Terrasse zu leisten.

Montag, 13.6.2005

Spargeln, Rindsfilet mit Gemüsebouquet und Röstkartoffeln sowie Moccatorte zum Dessert unter freiem Himmel, ein knisterndes Feuer daneben und den Luangwa River im Hintergrund, so stellt man sich ein wahres Festmahl vor. Leider mussten wir am Freitag das paradiesische Fleckchen schon wieder verlassen, denn unser Gratis-Visum für Zambia ist nur zwei Wochen gültig. Und vorher wollten wir ja noch unseren Gutschein für den South Luangwa Nationalpark einlösen. Nach einer Übernachtung in Chipata und weiteren 100 holprigen Pistenkilometern erreichten wir am Samstag Nachmittag wieder das Ufer des Luangwa River, diesmal etwas weiter flussaufwärts und fanden im Wildlife Camp ein Plätzchen mit bester Aussicht auf den von Flusspferden nur so wimmelnden Wasserlauf und traumhaftem Sonnenuntergang.

Gestern Sonntag starteten wir dann zur Safari durch den Park. Unser Gutschein wurde kommentarlos akzeptiert, und so genossen wir zum Nulltarif einmal mehr Natur pur. Neben den faul im Wasser planschenden Hippos, lauernden Krokodilen, hordenweise Pavianen, immer schnell abhauenden Warzenschweinen (Spitzname: Kalahari-Ferrari) und Giraffen sowie Hunderten von Zebras, Wasserböcken und Pukus begegneten uns einmal mehr grosse Gruppen von Elefanten in teils bedrohlich geringem Abstand. 

Auch das Kleingetier hier ist nicht ohne: wir hatten den ganzen Tag einiges zu tun um uns die stechfreudigen Tsetse-Fliegen vom Leib zu halten. Leider war der Campingplatz des Wildlife Camp nicht mehr so leer wie tags zuvor. Doch so viel uns der Abschied heute morgen auch etwas weniger schwer. Noch einmal übernachten wir jetzt bei Mama Rula in Chipata, bevor wir dann morgen nach Malawi weiterfahren – schon wieder Grenzübertritt…






Donnerstag, 16.6.2005

Es hat eben doch was mit diesen Grenzübertritten! Ausgerechnet die Einreise in den Kleinstaat Malawi hing vorgestern Dienstag an einem seidenen Faden. Als Schweizer braucht man hier ein Visum. Gemäss unserem Reiseführer soll dieses problemlos an der Grenze erhältlich sein. Der Grenzbeamte jedoch will davon nichts wissen, wir hätten in Lusaka das Visum auf der malawischen Botschaft beantragen sollen. Zurück nach Zambia, dort erneut ein Visum lösen, das Carnet de Passage stempeln und zambesische Kwacha wechseln (nachdem wir sie so schön alle aufgebraucht hatten)? Gar nochmals 500 Kilometer nach Lusaka zurückfahren und dafür noch teuren zambesichen Diesel tanken (nachdem wir mit den 270 in Namibia zu viel günstigerem Preis getankten Litern das ganze Land durchqueren konnten)? Nein, wir schalteten auf stur und blieben einfach im Grenzbüro stehen. Da hatte auch der Grenzbeamte plötzlich eine Idee. Gegen eine „Schreibgebühr“ von rund 10 Franken stellte er uns (handschriftlich mit zwei Durchschlägen) eine provisorische Einreisebewilligung aus mit der Auflage, uns bei der Einwanderungsbehörde in der Hauptstadt Lilongwe, die ohnehin auf dem Weg liegt, zu melden. Na ja, es geht doch…

So fuhren wir schnurstracks nach Lilongwe zu diesem Büro, doch dieses war geschlossen. Auf dem Flughafen (auch dort ist ein Immigration Office) erfuhren wir dann, dass an diesem Tag eben ein allgemeiner Feiertag sei und solche Visa-Anträge erst tags darauf behandelt werden könnten. Hätte uns der Grenzbeamte ja gleich sagen können!! So blieb uns nichts anderes, als eine Nacht in Lilongwe zu verbringen, zum Glück hat‘s auch hier einen schönen Campingplatz. Überhaupt will man angesichts der modernen Stadt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und gut unterhaltenem Strassennetz gar nicht glauben, dass Malawi zu den ärmsten Ländern dieser Welt gehören soll.

Gestern Morgen war die Einwanderungsbehörde nun tatsächlich geöffnet, nur reichte die Warteschlange der Einheimischen, die einen Reisepass beantragen, ihre Aufenthaltsbewilligung verlängern oder weiss der Geier was erledigen wollten, bis auf die Strasse hinaus. Der scharfe Blick eines Tür hütenden Beamten erkannte unser Anliegen aber sofort, und so wurden wir direkt ins entsprechende Büro geschleust. Auch die Reaktion des dortigen Officers liess darauf schliessen, dass das fehlende Visum an der Grenze weniger die Ausnahme als vielmehr die Regel darstellt, und so kamen wir nach dem Ausfüllen einer Menge Formulare, dem Aushändigen von je zwei Passfotos und dem Bezahlen der üblichen Gebühr (übrigens klar billiger hier als gemäss Reiseführer bei den Vertretungen im Ausland) doch noch zu Visa für einen Monat. Von einem liechtensteinischen Traveller-Paar erfuhren wir überdies noch am Abend, dass ihnen die malawische Botschaft in Lusaka ebenfalls keine Visa  ausgestellt, sondern nur die Antragsformulare in die Hand gedrückt hatte, mit der Auflage, das Visum in Lilongwe einzuholen. Afrika live!

Inzwischen sind wir am langgezogenen Lake Malawi angelangt, der Hauptattraktion des Landes, und haben im Steps-Camp an der Senga-Bay die erste Zwischenstation erreicht. 

Wären da nicht der grosse Pavian, der über den Platz rennt, und die schwarzen Fischer in den hölzernen Einbaum-Kanus, man fühlte sich hier an eine italienische Mittelmeerküste vor 50 Jahren versetzt: blaues, rund 24 Grad warmes Wasser, leichter Wellengang, milde Temperatur mit leichter Brise, Sandstrand, Strohsonnenschirme, ein altes Boot mit Strohdach, eine felsige Insel vor der Bucht und keine Spur vom gegenüberliegenden Ufer, denn der See ist dafür zu breit. Es kommt wieder einmal richtige Badeferien-Stimmung auf.



Dienstag, 21.6.2005

Der Malawi-See ist riesig: etwa 500 Kilometer lang und bis zu 70 Kilometer breit. Und er kann Wellen schlagen wie ein richtiges Meer. Das erfuhren wir am letzten Freitag, unserem dritten Tag in Senga Bay. Ein richtiger Sturm kam auf mit dunklen Wolken, aber ohne jeden Regen. Unsere Vorzelte klappten mit einem lauten Knall ein. Keine Chance, sie nochmals aufzustellen. Und an Baden war angesichts der Brandung nicht einmal mehr zu denken. 

So beschlossen wir, am Samstag südwärts zu fahren, machten einen Halt in Cape McLear, wo die Engländer Ende der 40 Jahre ein Luxushotel mit direktem Fluganschluss mittels Wasserflugzeugen betrieben. Wasserflugzeuge landen heute keine mehr auf dem See, und auch das Hotel gibts nicht mehr. Dafür erstaunlicherweise recht viele Campingplätze, so dass wir keine Unterkunftsprobleme haben (an offroad campieren ist angesichts der dichten Besiedelung nicht zu denken).

Am Sonntag erreichten wir am Südende des Sees den Liwonde-Nationalpark, ein Paradies für Flusspferde. Die Luft ist erfüllt vom tiefen Grunzen der Dickhäuter, der Shire-River, der Abfluss des Malawisees, wimmelt nur so von den massigen Tieren. Ihre Ohren, Augen und Nasenlöcher tauchen überall auf und ab.

Grosser Schreck in der Nacht: Ein heftiges Knacken ertönt aus dem Wald. Fällt uns gleich ein ganzer Baum aufs Dach? Brennt der Busch oder bebt die Erde? Nichts von alle dem; im Mondschein gut sichtbar, steht ein riesiger Elefant mitten im Camp und macht sich keine fünf Meter von unserem rollenden Haus entfernt genüsslich über eine Palme her. Ein Wedel nach dem andern wird mit dem Rüssel ausgerupft und in den Mund geschoben. Nach zehn Minuten ist der Spuk vorbei, der Jumbo abgezogen. Noch einmal hatten wir am folgenden Montag Morgen eine elefantöse Begegnung, fast näher als uns lieb war. Wir gerieten auf unserer Pirschfahrt durch den Park einmal mehr unvermittelt in eine den Weg kreuzende Herde. Beidseits der Piste flattern grosse Ohren, und von hinten ertönt drohendes Trompeten. Da blieb nur die Flucht nach vorn.

Nach diesem Abstecher zum Südende des Malawisees sind wir unterdessen (nach einer erneuten Zwischenstation in der Haupstadt Lilongwe) wieder an die Senga-Bay zurückgekehrt. Eine Erfahrung sind wir dabei noch reicher geworden: Verlasse dich nie auf einen afrikanischen Bancomaten. Die praktischen ATM-Geldmaschinen sind zwar mittlerweile sogar hier in jeder grösseren Ortschaften installiert und akzeptieren auch unsere EC- und Postcard. Doch leider streiken sie gern, und zwar immer dann, wenn man noch einen grösseren Einkauf vornehmen möchte und dazu noch den Dieseltank ziemlich leer hat. So konnten wir bei Shoprite in Lilongwe nur gerade das Nötigste einkaufen, deckten uns erst in Salima mit Geld und dann an den Strassenständen mit Gemüse und Obst ein. Zwar ist da das Angebot nicht so reichhaltig wie im Supermarkt – es beschränkt sich auf Tomaten, Frühlingszwiebeln, Kabis, Bananen, Limetten und mit etwas Glück noch Eier – doch sind dafür die Preise bis zu dreimal niedriger!

Samstag, 25.6.2005

Nun ist es genau ein Jahr her, seit wir unseren Wohnsitz in der Schweiz aufgegeben hatten und zu Zigeunern wurden. Seither haben wir rund 45'000 Kilometer zurückgelegt. Ausser zwei Plattfüssen, einem Satz streikender Batterien, dauernd defekten Wasserbrausen, zwei Polizeiverhören (einmal wegen Spionage- und einmal wegen Terrorverdachts), einer Busse wegen zu schnellem Fahren und zwei Betrügereien hatten wir bislang keine grösseren Schwierigkeiten. Nie fühlten wir uns in irgend einer Weise bedroht. Nur Bettelei und überbordende Neugierde der Einheimischen haben uns dann und wann schon mal etwas genervt.

Gerade jetzt, da wir schrittweise der Küste des traumhaften Malawisees entlang nordwärts ziehen, kommen wir uns auf den Campingplätzen manchmal wieder etwas vor wie im Zoo, wenn Dorfkinder scharenweise über den Zaun gucken oder sich, wie heute im Sani Beach Resort, einen Sport daraus machen, am Wachmann vorbei ins Camp zu schleichen, dort Kehrichteimer zu plündern, Toilettenpapier aus den WCs zu klauen und mit den Touristen Katz und Maus zu spielen. Eigentlich wollten wir heute ja wieder einmal die Inneneinrichtung und das Aufstelldach unseres LandCruisers reinigen und entsanden. Aber dafür ist uns hier das Risiko, dass plötzlich etwas verschwindet, doch etwas zu gross. Wir geniessen nun einfach den Sandstrand und den See. auch wenn Baden wegen des erneut stürmischen Windes und hohen Wellenganges kaum möglich ist.

Dienstag, 28.6.2005

Die Welt ist ja wirklich klein: Am Sonntag fuhren wir weiter dem Malawi-See entlang nordwärts, da kam uns auf einmal ein weisser LandCruiser ebenfalls mit Schweizer Kreuz an den Türen, Sandblechen und demselben Aufstelldach entgegen. Es sind Rita und Ueli, die wir bereits vor zwei Jahren am Voodoo-Afrikafahrer-Treff kennen gelernt hatten. Sie sind jetzt ein halbes Jahr unterwegs und fahren weiter Richtung Süden. Wir überliessen ihnen dafür unseren Namibia-Reiseführer, und sie konnten uns ein paar wichtige Tipps für unsere weitere Route nordwärts geben. Der erste war schon mal top: ein ruhiges Camp vor Chinteche, erneut direkt am See, aber ohne einheimische Zaungäste. Ideal also nicht nur zum Baden, sondern auch, um gestern Montag zumindestens einen Teil unserer Innenraumreinigung durchzuführen. Ganze Armeen von Ameisen erschwerten das Unterfangen allerdings etwas.

Heute nun sind wir in Nkatha Bay eingetroffen und fühlen uns in die Karibik versetzt. Es ist ein idyllisch in einer Bucht gelegener Urlaubsort für die schwarze Jugend (und ein paar wenige weisse Traveller). 

Reggae-Musik in den Bars, billiges Bier, eine Menge Gassenküchen mit leckeren Snacks. Alles ist gut drauf, keine Kinder betteln einen hier an. Und auch die Souvenirhändler begreifen schnell, wenn man ihr Angebot abwinkt. 







Samstag, 2.7.2005

Aus einem 
für Mittwoch geplanten Bootstrip wurde nichts, das Wetter war uns dazu zu trüb, am Morgen fiel sogar etwas Regen – das erste Mal seit rund zwei Monaten. Hingegen konnten wir nun die Reinigung unseres Innenraums abschliessen ohne zu schwitzen. Unglaublich, wieviel Staub, Sand und Schmutz sich in vier Monaten in den Stauboxen ansammeln kann! 

Am Donnerstag verliessen wir dann die Gestade des Sees, machten in Mzuzu einen Shopping- und Tankhalt und wollten dann zum Nyika-Nationalpark weiterfahren. Allerdings hatten wir uns etwas im Pistenzustand verschätzt, vor Torschluss (um 6 Uhr Abends) hätten wir den Park wohl nie erreicht. Deshalb beschlossen wir, stattdessen das näher gelegene (und in kaum einem Reiseführer erwähnte) Vwaza Wildlife Reserve anzufahren. Und wir bereuten es nicht. 

Einmal mehr ein herrliches Fleckchen Natur mit einem Camp das den Blick auf eine Ebene und einen kleinen See hinaus freigibt. Pünktlich zum Sundowner zog eine Herde Elefanten vorbei, und die Hippos grunzten den Takt dazu. Und nachts knackte es wieder rundherum ganz nahe in den Bäumen. Da musste wohl eine ganze Gruppe von Jumbos durchs Camp gezogen sein. Mangels Mondlicht war aber leider nichts zu sehen.

Gestern Freitag sollte unsere Fahrt auf dem Weg nach Norden wieder zurück an den Malawi-See führen. Dass es sich dabei allerdings um eine ruppige Passstrecke handelt, realisierten wir erst später.


Das ist ländliches Afrika pur: üppige Natur (es regnet hier auch klar mehr als unten am See), steinige Piste, freundlich winkende Bauernbevölkerung. 

Auf der Passhöhe selbst befindet sich die Anfang des letzten Jahrhunderts vom britischen Arzt Dr. Robert Laws als Spital, Höhenkurort und Universität gegründete Mission Livingstonia, ein bis heute gut erhaltenes Stück Kolonialzeit. 

Und nur fünf Kilometer entfernt tosen die Wassermassen des Mancheve über die Felsen in die Tiefe. Wir fanden in unmittelbarer Nähe im ganz neu eingerichteten Eco-Camp eine originelle Bleibe für die Nacht und spazierten heute Morgen zur ungesichert zugänglichen Abrisskante des Wasserfalls
– 
nur etwas für Schwindelfreie!

In 28 Spitzkehren führt der ruppige Pfad nun wieder zum See hinunter, und wer sich nicht auf die recht anspruchsvolle Fahrerei konzentrieren muss, geniesst von oben eine atemberaubende Aussicht auf die Küste. Dass wir allerdings bis nach Karonga durchfahren, entpuppt sich als Fehler. Das in unserem Reiseführer als gute Campingmöglichkeit beschriebene Motel entpuppt sich als Sandfloh-verseuchter Vorplatz des hauseigenen Restaurants – eng, ohne Schatten und bereits von zwei südwärts fahrenden Deutschen belegt. 

So kehren wir halt 30 Kilometer zurück nach Ngara, wo wir als einzige Gäste eines recht grossen Resorts ein Plätzchen mit toller Seesicht beziehen. Hier wollen wir uns in Ruhe auf die Weiterfahrt nach Tanzania vorbereiten – ja, ja, schon wieder Grenzübertritt!







Mittwoch, 6.7.2005

Wir sind in Tanzania. Nachdem wir den Sonntag noch an der Ngara Beach auf malawischer Seite des Lake Malawi verbracht hatten, sind wir nun in Matema am nördlichsten Ende schon auf tanzanischem Boden. Hier heisst der See Lake Nyasa, wie überhaupt alles hier wieder etwas anders ist. Es ist hier viel grüner und üppiger bewachsen, man kann schon von Dschungel sprechen. Auch regnet es hier offensichtlich öfter. Man spricht jetzt Swahili: jambo = hallo!, habari = wie gehts?, nzuri = danke gut (was denn sonst?), hakuna matata = kein Problem, pole pole = immer schön langsam…Und in dieser Sprache ist nun auch das meiste ausgeschildert, wenn überhaupt… Es wird wieder schwierig, sich zu orientieren, und so haben wir uns gestern gleich mal gehörig verfahren. 

Der Strassenzustand lässt ebenfalls stark zu wünschen übrig. Die wenigen Asphaltstrassen sind löchrig, den Rest bilden ausgewaschene Pisten, die zur Regenzeit vielerorts wohl gar nicht mehr befahrbar sind. Bereits bei der kurzen Anfahrt von der Grenze nach Matema mussten wir eine schlammige Stelle passieren, die wir ohne Allradantrieb (und gute Reifen) wohl nicht geschafft hätten. Einige einheimische Minibusse und Pickups standen jedenfalls mittten im Dreck, ihre Besatzungen schaufelnd und schiebend. Deren wildes Gestikulieren nach unserer problemlosen Passage hat wohl bedeutet, dass sie unsere überlegene Traktion als Bergehilfe beanspruchen wollten, doch wir hatten keine Lust, Kupplung und Getriebe stärker als nötig zu belasten oder uns womöglich noch selbst einzugraben.

Ah ja, der Grenzübertritt. Der ging diesmal wieder wie geschmiert, wenn auch klar teuerer von statten. 125 US-Dollar für zwei dreimonatige Visa und die entsprechende Roadtax sind ja doch etwas happig! Hier werden Touristen nun offenbar wieder in Dollar und nicht in tanzanischen Shilling zur Kasse gebeten. Das kann auch Vorteile haben: Obwohl wir gestern auf dem kurzen Weg nach Matema, wo wir heute und morgen die letzten faulen Badetage am herrlichen Seestrand verbringen, noch keine Bank zum Geld beschaffen angetroffen hatten, können wir dennoch in dem von einer Schweizer Mission geleiteten Lakeshore Resort übernachten. Wir bezahlen einfach in Dollar. Und sogar der Früchtehändler gibt uns nach dem Kauf einer Papaya auf einen Dollarschein korrektes Wechselgeld in Shilling heraus.

Samstag, 9.7.2005

Nun hat uns der Ernst des Reiselebens wieder eingeholt. Von der Oase der Erholung in Matema sind wir gestern Freitag nach Tukuju weitergefahren. Tukuju, das ist das Regenloch von Tanzania mit der grössten jährlichen Niederschlagsmenge. Entsprechend  begann es denn auch gleich nach unserer Ankunft tüchtig zu schiffen. 

Hier kamen wir auch erstmals richtig mit den Einheimischen in Kontakt. Anders als von einigen Reisenden berichtet, empfinden wir die Tanzanier allerdings nicht als unfreundlich. Eigentlich sind sie alle sehr hilfsbereit. Nur zeigen sie gewisse Eigenarten, die wir schon bei den Indern kennengelernt hatten. Erstens die nicht ganz einfache Art des Einkaufens. In kleineren Ortschaften gibt es keine Selbstbedienungs-Supermärkte und keine Preisauszeichnungen mehr. Man muss den Einkauf wieder auf x Marktstände und Tante Emma-Läden verteilen und vor allem den Daumen auf die Preise halten. 

Neuste Variante: das Feilschen ums Flaschendepot. Hier in Afrika werden die meisten Getränke in Mehrwegflaschen verkauft, aber in jedem Land in anderen Grössen und Formen. So müssen wir immer beim ersten Einkauf die Flaschen mitkaufen. Und der Händler gestern verlangte doch tatsächlich zuerst für drei 3,5-dl-Colaflaschen 1000 Shilling (das sind rund 1.15 Franken). Nach unserer entrüsteten Reaktion waren es dann plötzlich nur noch 500 – wahrscheinlich immer noch zu viel.  Zweitens (vor allem bei halbwüchsigen Buben) die unverhohlene und auf uns ziemlich lästig wirkende Mischung von Neugierde und stetem Versuch, etwas zu erbetteln. Beispiel: Kurz nach dem wir auf dem etwas ausserhalb liegenden Camp des Morovian Centers unser Lager bezogen hatten, lungern ein paar etwa Zwölfjährige ums Auto herum. Wir fragen was sie wollen. Der Vorwitzigste zeigt auf seine nur mit einer Sandale bekleideten Füsse und will ein Paar Schuhe erbetteln. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir, dass ein anderer die fehlende Sandale an seinem Fuss trägt.

Und heute haben wir auch noch richtig afrikanische Strassenverhältnisse kennengelernt. Wir wollten den Kaporongwe-Wasserfall besichtigen, der nach den gestrigen Regenfällen besonders spektakulär sein sollte. Nun, erstmals haben wir uns bereits wieder zweimal verfahren. Ohne Durchfragen läuft hier gar nichts mehr, Schilder weisen nur noch auf Schulen und Kirchen hin. Dann stecken wir plötzlich an einer Steigung bis fast zu den Achsen im Schlamm. Bauarbeiter sind hier am Ausebnen der Fahrspur, doch durch den Regen ist alles zum Wühlhaufen verkommen. Mit Mühe und Not, aber ohne ein Wort Englisch können sie uns einen Umweg zu den Wasserfällen weisen. 

Die letzten 500 Meter geht es nur noch zu Fuss weiter. Und schon sind wieder rund 30 Kinder aus den umliegenden Bauernsiedlungen zur Stelle, um sich auf dem abenteuerlichen Pfad mit Baumstamm-Steg über den Fluss zum wirklich spektakulären, über eine begehbare Höhle herabstürzenden Wasserfall an unsere Fersen zu heften. Der Dorfchef kassiert ein (bescheidenes) Eintrittsgeld und lässt uns im Gästebuch eintragen. 

Den (direkteren) Rückweg zur Hauptstrasse finden wir nun ohne Schlamm, doch dafür stauben wir das Auto auf der trockenen Seite der Passstrasse bei der vergeblichen Suche nach einem in unserem Reiseführer beschriebenen Camp noch völlig ein. Das Camp ist mittlerweile verfallen, und so müssen wir direkt nach Mbeya weiter fahren. Hier sehen wir die Bescherung: Unterboden, Radhäuser, Fahrwerk und vor allem die Felgen sind voller Erdklumpen (kein Wunder, die plötzliche Unwucht in den Rädern…), und der Rest ist fast zentimeterdick mit puderweichem Staub überzogen – pfui Teufel!

Dienstag, 12.7.2005

Ausflüge in die Umgebung von Mbeya, so nennt sich ein Kapitel in unserem Reiseführer, und beschrieben sind unter anderem der Ngozi-Kratersee sowie die Passstrasse nach Chunja und dem Lake Rukwa – toll beschrieben. Am Sonntag begannen wir mit dem 2200 Meter hoch gelegenen Ngozi-Krater. Auf der Anfahrt schon nahm der Nebel zu. An der Schranke zum Naturschutzgebiet mussten wir zuerst eine ganze Schar Führer abwimmeln, bis jetzt hatten wir ja noch immer alles gefunden, früher oder später. Das traf auch auf den Kratersee zu, wobei das Schwierigste die Abzweigung zum Parkplatz war, bei diesem Nebel! 

Eine Stunde Fussmarsch über einen nicht besonders anspruchsvollen Aufstieg durch den Dschungel, so beschreibt unser Buch den Pfad durch den dichten Dschungel. In Tat und Wahrheit aber ist es eine echte Kletterei, und das nasse Wetter hatte den Fussweg ganz schön rutschig gemacht. Und beim Wandern durch das üppige Dickicht von Blättern wurden wir pflotschnass.  Oben auf der Kraterkante angekommen erlebten wir dann die grosse Enttäuschung: Vor lauter Nebel ist vom See absolut nichts zu sehen. Dafür sollte sich am Tag darauf ein gehöriger Muskelkater einstellen.

Kein Problem, denn am Montag stand ja die Fahrt zum Lake Rukwa auf dem Programm. Gute Strasse, verheisst unser Führer, und so rechneten wir für die 150 Kilometer in die Mbeya-Range mit rund dreieinhalb Stunden. Nach etwa 15 Kilometern, also noch vor der mit über 2500 Metern höchsten fahrbaren Passhöhe Tanzanias, wechselte die gute Asphaltstrasse allerdings in eine staubige und recht holprige Piste über, und so erreichten wir die frühere Goldgräberstadt Chunja erst nach zwei und den salzhaltigen Rukwa-See erst nach viereinhalb Stunden. Doch wo ist nun der beschriebene Luika-Campingplatz? 

Im Dörfchen Maleza versteht offensichtlich kaum jemand so richtig Englisch. Erst der Dorflehrer kann uns aufklären: Den Campingplatz gebe es nicht mehr (schon wieder!!). Und auf unsere langen Gesichter hat er eine weitere Antwort: Wir könnten ja hinter dem Schulhaus campieren und die Schultoilette benutzen. Man stelle sich das mal in der Schweiz vor: Fremde campieren auf dem Pausenplatz... Eine bessere Lösung kommt uns aber auch nicht in den Sinn, und wie man sich vor den neugierigen Blicken der versammelten Dorfbevölkerung einigelt, das wissen wir ja noch von Indien her. Doch der Lehrer ist hier eine Respektsperson und sorgt dafür, dass wir doch einigermassen ungestört bleiben und vor allem nicht angebettelt werden. Wenn einer schon bettelt, dann ist er es gleich selbst: Das Schulhaus sei im Februar von einem Sturm heimgesucht und zum Teil abgedeckt worden, zudem seien viel zu wenig Schulpulte für die vielen Schüler verfügbar usw., usw. …

Heute morgen dann der grosse Rundgang mit dem Lehrer von Klasse zu Klasse, der Besuch von uns Wazungu ( = Fremde, Weisse) dürfte den Schülern von Maleza wohl noch eine Weile Unterrichtsstoff bieten. 

Schliesslich kommen wir doch noch ans Ufer des Rukwa-Sees. Wäre toll, hier noch einen Tag zu verbringen, aber ohne die Privatsphäre eines richtigen Campingplatzes absolut unvorstellbar. So machen wir halt gleich wieder rechtsumkehrt, nicht ohne zuvor peinlichst genau aufzupassen, dass nicht die Vorwitzigsten der Maleza-Schüler auf der hinteren Stossstange mitreiten. Dann wieder diese holprige Strecke, das kann ganz schön auf die Nerven gehen! 

Dass uns schliesslich noch einer dieser verrückten Landrover-Taxifahrer mit seinem völlig überladenen Gefährt in irrwitziger Geschwindigkeit den rechten Aussenspiegel zerdeppert (und danach natürlich nicht anhält – wenden und einholen unmöglich), das hat uns doch gerade noch gefehlt. Dafür entdecken wir die wohl genialste Art, Gemüse einzukaufen:
Man hält einfach neben einem kleinen Strassenmarkt, und schon wird man umlagert von den Marktfrauen, die von links und rechts Kabis, Rüebli, Zwiebeln und Kartoffeln in unser Auto strecken. Auswählen, etwas um die Preise feilschen, den winzigen Betrag von umgerechnet rund 50 Rappen bezahlen, und das erst noch ohne auszusteigen. Und der Ersatzteil-Lagerist des lokalen Toyota-Händlers in Mbeya  bringt uns einen Ersatz-Rückspiegel sogar gleich direkt auf den Campingplatz. Dieses Teil kostet allerdings nun rund 50 Franken.

Freitag, 15.7.2005

Am Mittwoch versuchten wir es nochmals mit einem Ausflug, diesmal zu den Pango la Popo, den Fledermaushöhlen. Und, oh Wunder, diesmal fanden wir den Abzwieger auf Anhieb, ebenso den Parkplatz zu den Höhlen beim Marmorsteinbruch, und unter der kundigen Führung eines dortigen Arbeiters konnten wir auch die Höhle mit den drei Ausgängen problemlos besichtigen. Wir waren so früh wieder zurück auf dem Campingplatz, dass die Zeit sogar noch dazu reichte, um den mittlerweile völlig abgelatschten rechten Vorderreifen gegen das noch einigermassen profilierte Reserverad zu tauschen.

Nach insgesamt vier Nächten auf dem Green View Campsite war es gestern nun aber an der Zeit, weiter zu ziehen, Richtung Norden, wo sich  ja die Hauptattraktionen des Landes wie der Kilimanjaro, oder die Tierparadiese der Serengeti und des Ngorongoro-Kraters befinden. Die erste Etappe führte uns bis kurz vor Iringa, wo wir auf der von Weissen geführten Kisolanza Old Farm einen so idealen Campingplatz vorfanden, wie seit Namibia nicht mehr. Wir beschlossen deshalb, auch hier zwei Nächte zu verbringen, auch wenn die Höhenlage von 1800 Metern über Meer mit empfindlich kalten Nachttemperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt verbunden sind. Es ist Winter hier im südlichen Afrika, und den spürt man trotz des nur noch rund 8 Breitengrade entfernten Äquators. Heute nun ist Wasch-, Relax- und Computertag bei angenehmen Temperaturen im Halbschatten der zurzeit nur schwach belaubten Akazienbäumen.

Dienstag, 19.7.2005

Nur gerade 50 Kilometer weit sind wir am Samstag gehkommen, nach dem Besuch der faszinierenden, von einem Bach ausgewaschenenen, natürlichen Steinsäulen von Ismilia nur noch bis Iringa zum Einkaufen und E-Mail abrufen. Doch weil sich hier der letzte sichere Campingplatz vor unserer Route über Dodoma Richtung Arusha befindet, übernachteten wir halt in diesem Little Ruaha Riverside Camp schön idyllisch an einem kleinen Flüsschen. Am Sonntag wollten wir rund 180 Pisten-Kilometer  zurücklegen bis zu einem Kaff namend Chipogolo, in dem sich laut zwei Strassenkarten ein Camp befinden soll. Fehlanzeige!! Auch dieses Camp existiert offensichtlich nicht mehr, und so bleibt uns nichts anderes übrig als nach Dodoma durchzufahren. Ein Schweizer Entwicklungshelfer, den wir unterwegs zufällig angetroffen hatten, sagte uns ja, man könne dort auch campieren. 

Dodoma ist offiziell die Haupstadt von Tanzania, wirkt allerdings eher wie eine verschlafene Provinzstadt, da alle internationalen Verbindungen über Dar es Salam ablaufen. Entsprechend gibt es auch nur wenige Hotels, und von einem Campingplatz wollte am späten Sonntag Abend gar niemand etwas wissen. Und Englisch scheint hier auch kaum gesprochen zu werden. Schliesslich landeten wir bei einem (wahrscheinlich staatlichen) Motelkomplex, auf dessen grosszügigem Gelände wir übernachten konnten – wir werden mehr und mehr wieder an unsere 5 Monate in Indien erinnert.


Gestern standen weitere 160 Kilometer bis nach Kolo auf dem Programm. Dort sollen sich zahlreiche Buschmann-Felszeichnungen auf einem grossflächigen Gebiet befinden, und man könne, nach vorgängiger Anmeldung beim Archäologischen Büro, auch dort campieren. Hoffentlich stimmt das wenigstens! Nun, bei unserer Ankunft in diesem Büro sprach wieder einmal niemand Englisch, und das Wort Camping erntete nur Kopfschütteln. Nach einer Weile kam ein mässig Englisch sprechender Dorfbewohner hinzu, mit dessen Übersetzungs-Hilfe wir dann doch noch zum Camp fanden. Dort passierte dann etwas, das man landläufig als Haushaltunfall bezeichnen würde, Beim Feuerholz zerkleinern spickte dem Schreibenden dieser Zeilen ein Zweig direkt ins Auge. Das Sehvermögen ist nicht beeinträchtigt, doch das Auge ist jetzt überempfindlich und schmerzt erheblich.

Unter der kundigen Leitung des (gestern mit anderen Touristen beschäftigten) Chef-Guides haben wir heute nun drei der insgesamt fast 20 Felszeichnungs-Standorte besucht.  Zwei Generationen von Buschmännern haben in den Felshöhlen um Kolo gehaust, die erste vor rund 5000, die zweite vor rund 800 Jahren. Erstaunlicherweise beherrschten die Älteren aber das Zeichnen der (wohl religiös begründeten) Darstellungen von Meschen und Tieren besser. Das his
torische Erlebnis muss man sich allerdings erst mit Fahren übelster Pfade und steilen Fussmärschen verdienen. Und der Staub ist für ein leicht lädiertes Auge auch nicht gerade Balsam. Auf jeden Fall sitzt der Schreiber jetzt mit einem dicken Verband ums linke Auge am Computer um das überempfindliche Organ etwas ruhig zu stellen. Hoffentlich wird das bald wieder besser, denn bis Arusha gibt es ganz sicher keinen kompetenten (Augen-)Arzt mehr, und Arusha wollten wir eigentlich erst nach dem Besuch verschiedener Nationalparks und Natursehenswürdigkeiten anfahren.

Freitag, 22.7.2005

Keine Panik, meinem Auge gehts mittlerweile wieder bestens, Augentropfen und Verband während der Nacht haben Wunder gewirkt! Am Mittwoch sind wir bis nach Mto Wa Mbu weitergefahren. Diesen zentral gelegenen Ort wollten wir eigentlich als Basis nehmen für unsere Ausflüge und Nationalparkbesuche im nördlichen Tanzania. Im Jambo-Camp fanden wir auch eine einigermassen geeignete Camping-Möglichkeit, auch wenn (oder vielleicht gerade weil) die dazugehörenden Bungalows noch im Bau sind. 

Allerdings zeigt sich gerade hier die Kluft zwischen dem Bilderbuch-Afrika, das den Pauschaltouristen vorgegaukelt wird, und dem wahren Afrika ganz besonders stark. Die Asphaltstrasse ist hier glatt wie ein Babypopo, es hat überall öffentliche Toiletten, alles präsentiert sich herausgeputzt. Die Kehrseite ist, dass hier ein Abriss praktiziert wird, der seinesgleichen sucht. Nicht nur seitens des Staates mit den Eintrittspreisen für die Parks (20 bis 35 US-$ pro Person und Tag, 30 US-$ pro ausländisches Fahrzeug und Tag, Camping 20 US-$ pro Person auf allgemeinen und 40 US-$ auf reservierten Campsites), sondern auch seitens der ansässigen Gewerbetreibenden. Als Weisser mus man um alles und jedes knallhart feilschen, will man nicht übers Ohr gehauen werden: von der Benützungsgebühr für öffentliche Toiletten über Getränke, Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs bis zur Unterkunft. Meist ist der anfangs verlangte Preis doppelt so hoch wie der landesüblich realistische, in Extremfällen beträgt er jedoch über das Fünffache. Wollte uns doch einer für ein Toastbrot, für das wir in Mbeya, Iringa oder Dodoma rund 700 Shilling (rund 80 Rappen) bezahlt hatten, satte 4500 Shilling (fast 5 Franken) abknöpfen. Das ist so jenseits der Realität, dass sich jedes Handeln erübrigt. Da hilft nur davon fahren und es anderswo versuchen. In Karatu fanden wir dann ein tolles Vollkornbrot für 800 Shilling.



Das war schon auf dem Weg zu unserem ersten Ausflugsziel, dem Lake Eyasi. Den See, den wir nach 40 Kilometer extrem staubiger und ruppiger Piste erreichten, gibt es derzeit allerdings nicht – kein Wasser – sondern nur eine leicht salzige Oberfläche bis zum Horizont, das paradiesisch im Palmenwald am Ufer angelegte Camp der Kisima Ngeda Farm mit warmer Quelle (und Badehäuschen) ist die Anfahrt schon Wert. Wir verbringen hier jedenfalls den heutigen Tag. Und Abends gibts tolle Steaks vom Grill direkt von der Farm.



Sonntag, 24.7.2005

In der Nähe des Lake Eyasi hausen noch einige der letzten echten Buschmänner, die Hadzanabe. Sie leben in schnell angefertigten, von weitem kaum ersichtlichen Strohzelten und leben ausschliesslich von der Jagd mit Pfeil und Bogen (das besorgen die Männer) und dem Sammeln von wilden Früchten und Wurzeln (das ist die Arbeit der Frauen). Schade, dass gestern Samstag kein Besuch einer dieser Buschmannsiedlungen möglich war, aber die Buschleute haben ihren eigenen Lebensrhythmus (glücklicherweise) noch nicht dem Tourismus untergeordnet. Wir fuhren nach Karatu zurück, wo wir recht nahe dem Eingang zum Ngorongoro Nationalpark campieren.

Dicke Wolken heute Morgen wollten nichts Gutes verheissen. Dennoch entschlossen wir uns zum Besuch des Parkes, eines der wohl weltweit faszinierendsten Wildschutzgebiete. Herzstück des Parks ist ein längst erloschener riesiger Vulkankrater, an dessen Aussenhänge tropischer Urwald wuchert, und in dessen Caldera sich eine Grassteppe mit einem See und mehreren Sumpf- und Waldgebieten befindet. Einzigartig ist hier zudem das Zusammenleben von Wild und den Viehzucht betreibenden Massai, die vor allem am Kraterrand in ihren traditionellen Bomas wohnen und im Krater ihre Herden weiden. 

Es ist ein atemberaubender Ausblick, wenn man die Krateraussenseite hochgefahren ist und dann über den Rand in den riesigen Kessel hinunterblickt. Schon von hier sieht man riesige Gnu- und Zebraherden, Büffel und Elefanten. 

Bevor wir in den Krater hinunterfahren besuchen wir noch eines der Massai-Dörfer. Gewisse Parallelen zu den Himba-Siedlungen in Namibia sind unverkennbar. Erstaunlich, was in den kleinen Lehmhütten alles Platz hat: in der Mitte das Feuer zum Heizen und Kochen, in einer Nische ein Kuhfell-bezogenes Doppelbett, daneben ein abgetrennter Kinderschlafraum und nahe des Eingangs nochmals ein abgetrenntes Abteil für die ganz jungen Kälber. Kühe und ältere Kälber werden in einem Gehege in der Mitte des Dorfes gehalten.

Danach fahren wir den steilen Abhang in den Kraterboden hinunter. Unsere Befürchtung, einen Parkranger mitnehmen zu müssen (laut unserem Reiseführer Pflicht bei Fahrzeugen, die nicht einem offiziellen Safariveranstallter gehören), bewahrheitet sich nicht. Vielleicht sieht unser LandCruiser ganz einfach zu professionell aus. 
Und obwohl wir während unseres Afrika-Aufenthaltes schon Unmengen von Tieren in zahlreichen Parks gesehen haben, ist es auch diesmal wieder ein überwältigendes Erlebnis, die riesigen Herden zu beobachten.


Neben Gnus, Zebras, Antilopen, Wildschweinen, Füchsen, Hyänen, Flusspferden, Büffeln und ein paar wenigen Elefanten begegnen wir diesmal sogar einem Geparden-Pärchen, das sich genüsslich auf der Ebene sonnt.




Mittwoch, 27.7.2005

Staub, Staub, Staub!!!  Nein, nicht das was eine Hausfrau in helle Aufregung versetzt, nicht jener Millimeter dicke Film auf dem Mobiliar, sondern richtig Staub. Die Piste zum Lake Natron, die wir am Montag unter die Räder nahmen, ist stark ausgefahren, das wären wir uns ja bereits gewohnt. Doch was von weitem aussieht wie Spuren im Sand, ist reiner puderweicher Staub. 

Sobald ein Rad in ein solches Loch rein fällt, ist das ganze Auto in eine völlig undurchsichtige Staubwolke gehüllt. Und bläst der Wind gleichzeitig mit rund 40 km/h von hinten, man selbst kann wegen der löchrigen Piste aber bloss mit 20 km/h fahren, dann überholt einen die Staubwolke permanent. Sprich, du siehst beim Fahren absolut NICHTS. Nur Kompass oder GPS-Richtungsanzeige helfen, dass man nicht von der Piste abdriftet. So etwa muss sich ein Pilot im Blindflug fühlen. Und das feine Zeug lagert sich überall ab, zentimeterdick, auf der Karosserie, im Motorraum, an den Fensterrahmen, auf den Rückspiegeln. Endlich angekommen im Waterfall Campsite, welches nett an einem zum nahen Lake Natron fliessenden Bergbach gelegen ist, müssen wir zuerst das ganze Auto entstauben, bevor wir das Dach aufstellen können. Und auch Zyklonvorfilter und Hauptluftfilter wollen geleert werden.

Gestern Dienstag brachen wir auf zum Spaziergang zu den Wasserfällen, welcher gemäss unserem Reiseführer 20 Minuten dauern soll. Von wegen Spaziergang und 20 Minuten! Es gibt keinen Weg, Felsen müssen über- oder umklettert werden, drei Mal auch der Fluss durchwatet, und bis das Ziel erreicht ist, dauert es mindestens eine Stunde, vor allem wenn man aufgrund der Beschreibung mit Flip-Flops statt Trekkingschuhen abmarschiert ist. Doch der von Palmen gesäumte Wasserfall am Ende der Schlucht lohnt die Kraxelei allemal. Und was da den Felsen hinunterstiebt, ist mindestens 30° C warmes Quellwasser! Herrlich für eine Dusche. Und so ist es auch nicht so schlimm, wenn man auf dem Rückweg zum Camp noch der Länge lang in den Bach fällt. Dies geschah dem Schreibenden, als er einer abtrünigen Wassertrinkflasche nachstellte – zum Glück ohne Kamera.

Nach dem unfreiwilligen Bad gestern nun auch noch ein Sturz in den Schlamm. Heute morgen sind wir zum salzigen, von Flamingoschwärmen besiedelte See gefahren, der, wie schon der Lake Eyasi und der Lake Manyara, in der Trockenzeit ziemlich weit zurück weicht. Nur nicht zu weit in die Salzebene rein fahren, damit haben wir im Iran ja schon mal schlechte Erfahrungen gemacht. Also das Auto auf sicherem Grund stehen lassen und die letzten paar hundert Meter über die Salzkruste zu Fuss gehen. Doch auch das hat seine Tücken, denn da gibt es feuchte Stellen, und die sind schlüpfrig wie Glatteis. Pflatsch, schon sitzt der Schreibende wieder auf dem Arsch, diesmal aber mitten im Schlamm, und das mitsamt Kameratasche. Von Kopf bis Fuss, alles voll Dreck. Die Kamera selbst hat zum Glück aber kaum was abgekriegt, und so gibt es doch noch Fotos von den Flamingos. Dann aber nichts wie ab zum nächsten Campingplatz, wo gründliche Dusche, grosse Wäsche und kräftiges Ausbürsten der Kameratasche angesagt sind. 

Ja, diese wilde, heisse Gegend um den Lake Natron, wo nur noch Massai heimisch sind und Zebras mit Rindern friedlich auf den selben Steppen weiden, die hat es wirklich in sich.

Sonntag, 31.7.2005

Mit der Rückfahrt nach Mto Wa Mbu haben wir am Donnerstag dem Staub (vorläufig) den Rücken gekehrt. Und am Freitag konnten wir in Arusha im ersten grossen Supermarkt seit Lilongwe (Malawi) nicht nur unsere geschrumpften Vorräte wieder gründlich aufstocken, sondern gleich nebenan unserem LandCruiser eine Vollwäsche gönnen. Nur noch die Schlösser mit Graphitpulver und die Scharniere mit Kriechölspray wieder gängig machen, dann kann die Reise weiter gehen. 

Mit den Campingplätzen rund um Arusha ist es allerdings nicht so weit her. Jener in der Stadt selbst, den wir am Freitag angefahren haben, entpuppt sich als veritable Müllhalde und wird offensichtlich nur noch als Standplatz für auf Arbeit wartende Safarijeep-Chauffeure genutzt. Gestern Samstag wollten wir dann einen laut Reiseführer schön gelegenen Platz mit Sicht auf den Mount Meru etwas ausserhalb anfahren. Doch auch dreimaliges Hin- und Herfahren half nichts. Der Platz erwies sich als unauffindbar. Ein weiterer ist heute nicht mehr Campingplatz, sondern Luxuslodge. 

Und den dritten, schön am Ufer eines kleinen Kratersees gelegen, fanden wir erst, nachdem wir aus Wut über die nicht existierenden Wegweiser schon fast ins Lenkrad gebissen hatten. Entweder sind wir zu blöd für dieses Land, oder dann haben die Leute hier noch nicht begriffen, dass sie klar mehr Kunden hätten, wenn sie nicht nur an der Hauptstrasse, sondern auch an darauf folgenden Verzweigungen gut lesbare Wegweiser aufstellen würden … 

Nun, wir haben schliesslich auch den Lake Duluti noch gefunden und geniessen hier trotz etwas diesigem Wetter einen ruhigen Sonntag. Eine picknickende indischstämmige Familie versetzt uns definitiv nach Indien zurück.

Mittwoch, 3.8.2005

Warten auf den Star. Dazu muss man nicht erst Jetset-Reporter sein, das kann auch fotografierenden Touristen passieren. Wir warten auf den Star der Berge, den höchsten Berg Afrikas, den Kilimanjaro. Seit drei Tagen hüllt er sich hartnäckig in Wolken und lässt keinen Felszipfel von sich blicken. 

Nach einer regnerischen Nacht sind wir am Montag nach Moshi, der Stadt am Fusse des fast 6000 Meter hohen Gipfels weitergefahren. Nach einem Ausflug zum Bergort Machame landeten wir wieder einmal auf einer Guestfarm, die es nicht mehr gibt, fanden im Gegenzug aber einen Campingplatz, der erst vor kurzem eröffnet worden war. Der Besitzer veranstaltete für eine ebenfalls dort campierende Reisegruppe ein afrikanisches Buffet. Zur Feier des Tages (es war ja der 1. August) nahmen wir das Angebot an, ebenfalls am Dinner teilzunehmen, schön gediegen am Zweiertischchen mit Petrollämpchen und einem Glas Wein.

In der Hoffnung, die Wolken würden sich nun endlich wieder etwas lichten – es ist jetzt ja wirklich nicht Regenzeit – sind wir gestern über den Bergort Marangu zum direkt auf der Grenze zu Kenia liegenden Kratersee Lake Chala gefahren. Rund 30 Kilometer – voll easy… Denkste! 

Bis Marangu ist die Strasse asphaltiert, klar, ist ja die Zufahrt zum Kilimanjaro Nationalpark. Doch dann wieder einmal ausgewaschene und vom kürzlichen Regen ziemlich schmierige Piste. Für unsern LandCruiser kein Problem, für überladene Lastwagen hingegen schon. Und so blockierten zwei dieser sperrigen Gefährte prompt eine Kurve in einem steilen Aufstieg. Mit zwei Rädern schon im Abhang, Geländereduktion und gesperrten Differentialen (jetzt nur nicht seitlich abschmieren!!) umschifften wir das Hindernis. Und dann kommt doch tatsächlich wohl der einzig Englisch sprechende der anwesenden Schaulustigen zu uns und verlangt eine „Donation“, sie hätten zuvor die von uns gefahrene Spur geschaufelt. Das ist sogar zu dreist, um sich darüber aufzuregen. Also lächeln, winken und davonfahren! 

Dass wir auch den Lake Chala erst im dritten Versuch nach mehrfachem Durchfragen fanden, das entspricht ja schon der Regel. Und dass auch das im Führer als im Bau befindliche Lake Chala Safari Resort mit Campingplatz eine nie vollendete riesige Bauruine ist, damit hatten wir schon fast gerechnet. Zum Glück wird zumindest das Camp von einer in den Containern der ehemaligen Bauleitung hausenden Bauernfamilie weiter geführt. Die Aussicht auf den Kratersee ist einzigartig, nur der Kilimanjaro, den man von dort aus ebenfalls toll im Blickfeld hätte, liess sich nach wie vor nicht blicken, weder gestern Abend, noch heute Morgen bei klar sonnigerem Wetter. 

Mittlerweile sitzen wir wieder auf dem Honey Badger Campsite in Moshi, nachdem wir im Salzburger Café und Steakhouse (gehört einem Tanzanier, der in Salzburg studiert hatte und ein eingefleischter VW-Käfer-Fan ist) ein veritables Wiener Schnitzel verspeist und danach die aus deutscher Kolonialzeit stammende Kirche von Old Moshi mit dem typischen Zwiebelturm definitiv nicht gefunden haben. Und wir hoffen darauf, am Abend oder vielleicht morgen früh endlich den Kilimanjaro in voller Grösse zu Gesicht zu bekommen.




Samstag,  6.8.2005

Der Star hat sich doch noch die Ehre gegeben. Am Mittwoch, rund 10 Minuten vor Sonnenuntergang zog der Kilimanjaro für kurze Zeit seinen Wolkenvorhang zur Seite und zeigte sich im Abendlicht in voller Grösse, optimal zum Fotografieren! Das wars dann aber schon; bereits am Donnerstag Morgen war der Deckel wieder dicht. Irgendwie erinnert uns das wechselhafte Wetter etwas an Mitteleuropa, nur dass es hier im Winter fast so warm ist, wie in der Schweiz im Sommer.

Am Donnerstag sind wir über Same in die South Pare Mountains, genauer gesagt ins Bergdorf Manka gefahren. Und, oh Wunder, wir haben dort auf Anhieb nicht nur den Aussichtspunkt mit tollem Blick über die Ebene des Mkomazi Wildschutzgebietes sondern auch die herzige Hill Top Tona Backpackers-Lodge gefunden. Das Problem war nur, dass man dort zwar perfekt hätte zelten können, für unser Campingmobil aber keine Zufahrt existierte. Und der strassenseitige Parkplatz war uns nun wirklich zu sehr im Dorfzentrum drin. Also fuhren wir wieder nach Same runter. Dort gabs zwar auch nur einen Parkplatz, aber wenigsten in einem abgeschlossenen Motel-Gelände.

Entgegen unserem frühreren Entscheid, die teuren Wildparks hier in Tanzania künftig links liegen zu lassen, besuchten wir gestern nun doch noch das nicht so bekannte und deshalb preisgünstigere Mkomazi Game Reserve. Hier herrscht wirklich absolute Ruhe, wir waren die einzigen Besucher, und das wohl seit langem. Der Nachteil (wir hatten das ja schon im Lochinvar Park in Zambia festgestellt): Die Tiere sind sich Mensch und Auto nicht gewohnt und setzen schon auf 300 Meter Entfernung zur Flucht an. Wir sahen eigentlich ziemlich viel Wild, unter anderem eine rund hundertköpfige Büffelherde, ein paar Giraffen, viele Zebras und verschiedenste Antilopen, vom kleinen Dik Dik bis zum grossen Kudu, doch nur jenseits fotografisch attraktiver Distanz. Und das wunderschön von einem Aussichtspunkt einsehbare und den Spuren nach häufig von Elefanten frequentierte Wasserloch blieb an diesem Tag offenbar unbesucht. Alles Warten dort (mit einem schön kalten Apéro-Bier aus unserem Kühlschrank) half nichts, am Schluss verpassten wir noch fast den Torschluss am Parkeingang.


Nach einer weiteren Nacht beim Elefant Motel in Same wechselten wir heute in das nur 60 Kilometer entfernte Pangani River Camp, einen schönen richtigen Campingplatz, den es auch tatsächlich noch gibt, zum Wäsche waschen, Relaxen und nicht zuletzt unsere weitere Reise planen. In ein paar Tagen in Dar es Salaam wird sich nach dem Besuch der jeweiligen Botschaften zeigen, ob wir wie geplant über den Südsudan und die Zentralafrikanische Republik nach Kamerun fahren können, oder ob die Route doch noch zu schwierig bzw. zu gefährlich ist. Und für diesen Fall müssten wir uns dann einen Plan B ausdenken.

Dienstag, 9.8.2005

Gestern Montag sind wir ein letztes Mal in die Berge gefahren, bevor wir uns für ein paar Wochen in Dar es Salaam und Zanzibar, an der nördlichen Swahili-Küste und in Kenia an den Stränden südlich von Mombasa dem Meer zu wenden werden. Genauer gesagt, wir sind jetzt in den Usumbara-Bergen in Lushoto, einer ungemein üppig bewachsenen Region, die uns etwas an unsere Schweizer Voralpen erinnert. Eben ist der Löwenzahn am Verblühen und von weitem ertönt Kuhglocken-Gebimmel und leises Muhen.

Von einem Felsvorsprung namens Irente View Point geniesst man eine atemberaubende Aussicht westwärts über die ganze Massai-Ebene. Und in der Irente-Farm haben wir nicht nur einen hübschen Platz zum Campieren gefunden, sondern uns im Farm-eigenen Laden auch noch mit Sauerteig-Brot, Tilsiterkäse, Kräuterquark und Passionsfruchtsaft eingedeckt – Sachen, die wir seit unserer Abfahrt aus der Schweiz kaum je zu Gesicht bekommen hatten.
Nur das Wetter lässt immer noch etwas zu wünschen übrig. Zwar ist es trocken, aber ständig wechselnd bis stark bewölkt (unsere Solarzellen-Anlage ist seit Tagen arbeitslos), und auf einer Höhe von gegen 1400 Meter über Meer auch eher frisch. Doch von morgen weg soll uns ja schwülwarmes Küstenklima erwarten…

Samstag, 12.8.2005

Wir sind am Meer, besser gesagt in Bagamoyo, einem eher verschlafenen Küstenstädtchen rund 60 Kilometer nördlich von Dar es Salaam! Allerdings lässt das Wetter immer noch stark zu wünschen übrig. Es ist jetzt nicht nur stark bewölkt, sondern es gibt fast jeden Nachmittag noch einen Regenguss obendrein. Und niemand weiss, wie lange diese für die Saison völlig abnormale Wetterlage noch anhalten soll

Das Städtchen Bagamoyo hat eine historische Vergangenheit: Vor rund 100 Jahren war es Hauptstadt der Kolonie Deutsch Ostafrika und während des ersten Weltkrieges zäh umkämpft von den verteidigenden Deutschen gegen die übers Meer anrückenden Engländer. Entsprechend finden sich hier denn auch noch zahlreiche historische Gebäude wie die alte deutsche Boma (Residenz des Statthalters) oder ein Wachtturm mitten im Ort. Nachdem wir am Mittwoch Abend von Lushoto her angekommen waren und im etwas ausserhalb gelegenen Tourist Village unser Lager aufgeschlagen hatten, besichtigten wir am Donnerstag den Ort, hier ein paar Fotos, dort ein Bierchen in einer Gartenbeiz – noch ist alles in Ordnung, richtige Ferienstimmung! 

Dann noch ein Besuch der alten Mission, wo sich auch ein günstiges Internetcafé befindet, ideal zum Übermitteln unserer Rundschreiben. Allerdings ging mitten in der Session der Strom aus. Macht nichts, morgen ist auch noch ein Tag, und zur Feier des Tages (wer uns gut kennt, weiss, was wir in dieser Woche zu feiern haben)  lassen wir uns im Village-eigenen Restaurant mit Krabbencocktail, Fisch vom Grill und Weisswein verwöhnen.

Gestern jedoch war wiedermal ein Tag zum Vergessen. Sich hartnäckig versteckende Mücken und der Muezzin von der benachbarten Moschee mit seinem Weckruf um fünf Uhr in der Früh sorgten schon mal für wenig Schlaf. Und nach ein paar Sonnenstrahlen am Morgen gab es über den Mittag ein handfestes Gewitter. Kein Strandwetter also und auch nicht toll für den Spaziergang zum zwei Kilometer entfernten Internetcafé. Blieb noch unser Petrolkocher, dessen einer Brenner seit ein paar Tagen leicht leckte und unsere gute Stube mit dem typischen Petrolgeruch schwängerte. Also flugs den Brenner gegen jenen getauscht, den wir vor rund 10 Monaten in Islamabad gewechselt und danach revidiert hatten. Alles anziehen, dann Druck geben – Scheisse: Trotz geschlossenem Regler spritzt eine Fontäne Petrol aus der Düse. Nach zwei Stunden rumsuchen und rumpröbeln war der Fehler endlich gefunden, die Düsennadel sass nicht richtig. Nun funktionierte der Kocher, dafür war mittlerweile vom Kochtisch an der rückwärtigen Türe bis zum T-Shirt alles voll Petrol und Russ. Nochmals ging eine halbe Stunde drauf beim Putzen, und damit war es auch schon wieder zu spät fürs Internet.

Und heute geht es im selben Stil weiter: Das Wetter ist immer besch... . Wir fahren Richtung Dar es Salaam, wo wir im Silver Sands Resort an der Nordküste campieren wollen. Internet-Facilitiy steht gross am Eingang. Toll, so können wir direkt auf den Camping, ohne zuerst in die Stadt zu fahren (auch wenn etwas mehr Kilometer zum Wiederaufladen der Batterien hilfreich gewesen wären). Nach dem Aufstellen sprechen wir im Office vor. Nein, das Internetcafé sei nicht mehr in Betrieb, wir könnten aber den Computer des Hotelbüros benutzen – nur nicht jetzt, sondern erst um sechs Uhr Abends und gegen einen happigen Preis von 8 US-Dollar die Stunde. Nein, danke! Also wieder nichts und noch ein Nachmittag zum tatenlos Rumhängen, denn nochmals das Dach einziehen und in die Stadt fahren, ist uns jetzt doch zu kompliziert.

Dienstag, 16.8.2005

Wir sind immer noch auf dem rege von Overlandern besuchten Campingplatz des Silver Sand Hotels am Nordstrand von Dar es Salaam. Eigentlich ein schöner und trotz des regen Betriebes ruhiger Platz. Der einzige Nachteil: er ist schon arg weit von der Stadt weg (ca. 20 km) und sogar ins nächste Dorf sind es rund drei Kilometer. Das heisst, entweder hängt man auf dem Platz rum oder muss jedesmal alles zusammen packen und rausfahren. Das haben wir am Sonntag gemacht, um endlich unsere überfälligen Internetpendenzen zu erledigen. 

Und das haben wir gestern Montag noch einmal gemacht, um uns auf der sudanesischen Botschaft zwecks unserem weiteren Reiseverlauf schlau zu machen. Nach dem wir das kleine unscheinbare, in keiner Art und Weise gekennzeichnete Haus gefunden hatten, wurden wir vom ausgesprochen freundlichen und umgänglichen Botschaftssekretär begrüsst. Was wir von ihm erfahren, scheint uns allerdings fast unglaublich. Erstens: Das Visum zu bekommen sollte kein Problem darstellen; Antragsformulare ausfüllen, je zwei Passfotos, Kopien von den Reisepässen und eine Kopie vom Carnet de Passages beilegen. Das ganze wird nach Khartoum geschickt, und in drei Wochen sollten wir die Visa auf der sudanesischen Botschaft in Nairobi abholen können. So weit so gut, nur die von uns in jüngster Zeit favorisierte direkte Route durch den Südsudan in die Zentralafrikanische Republik sei noch nicht geöffnet für Ausländer, wir müssten durch Äthiopien in den Sudan einreisen. Das hatten wir fast befürchtet, wegen seiner Touristen gegenüber sehr unfreundlichen Bevölkerung steht dieses Land trotz landschaftlicher und kultureller Highlights eigentlich nicht auf unserer Wunschliste. Die wohl erstaunlichste Auskunft kam aber erst noch: Einmal im Sudan eingereist, könnten wir – so der Botschaftssekretär – aber ohne weiteres durch den Darfur nach Tschad weiterfahren. Genau das wollten wir ja ursprünglich, nur kam dann eben der Bürgerkrieg in dieser Region dazwischen. Diese sei nun wieder eine „secure area“ – na ja, wir können es noch nicht ganz glauben. Nun ist der Entscheid über unsere Routenwahl also erneut vertagt bis Nairobi. Doch falls wir dort mit den Visa nicht eine hieb- und stichfeste Zusage für die Darfur-Durchquerung erhalten, werden wir Plan B wählen: via Tanzania und Moçambique zurück nach Südafrika, das Auto in Kapstadt erneut in einen Container stecken und direkt nach Ghana verschiffen, von wo aus wir dann unserer ursprünglichen Route weiter folgen könnten.




Vorerst sind wir aber reif für die Insel. Nach dem heutigen Wasch- und Retabliertag werden wir morgen unser Auto hier auf dem Silver Sand Camping parkiert lassen und mit dem Passagierschiff (Autofähre gibt es keine) für rund fünf Tage zur Insel Zanzibar fahren.

Sonntag 21.8.2005

Wir sind nicht als Rucksacktouristen geboren; das mussten wir auf unserem Trip nach Zanzibar feststellen. Und wir sind froh, nun wieder unser rollendes Haus beziehen zu können.

Doch alles schön der Reihe nach: Am Mittwoch Morgen standen wir nun also am Eingang des Silver Sand Resort und warteten auf das Taxi, das uns zur nächsten Kleinbus-Haltestelle bringen soll. Wir sähen mit unserem für längere Fussmärsche völlig ungeeigneten Gepäck, bestehend aus Reisetasche, leichtem Rucksack und Kameratasche, aus wie Passagiere auf einer Bus-Pauschalreise, meinten zwei ebenfalls dort campierende echte Backpacker aus Österreich. Nun, nachdem wir mit dem Taxifahrer einen vernünftigen Preis von rund 11 Franken für die Fahrt direkt zur immerhin über 20 Kilometer entfernten Schiffstation aushandeln konnten und dort gleich ein eben auslaufendes Schiff erwischten, war uns das eigentlich egal.
Zwei Stunden später meinten wir, den afrikanischen Kontinent verlassen zu haben. Zanzibar Town taucht am Horizont auf mit einer Silhouette aus meist 100 bis 200 Jahre alten drei- bis vierstöckigen Steinhäusern. Die Hauptstadt der rund 100 Kilometer langen, etwa 30 Kilometer vor dem Festland gelegenen Insel, war in der Vergangenheit ein wichtiger und oft umkämpfter Handelshafen. Europäer, Araber aus Oman, Inder und Afrikaner, Christen, Moslems und Hindus bilden hier vor historischer Kulisse noch heute ein faszinierendes kosmopolitisches Gemisch.

Nicht zuletzt wegen unseres wenig handlichen Gepäcks, aber auch wegen der uns lästig folgenden Traube von Taxifahrern, Gepäckträgern und Hotelschleppern, die alle ein Geschäft zu machen versuchten, wählten wir gleich das erst beste preisgünstige Guesthouse, nicht so attraktiv im Hafengebiet gelegen, mit kleinen Zimmern und durchgerittenen Matratzen, dafür aber schön heisser Dusche und Frühstücksterrasse auf dem Dach mit schönem Rundblick.




Man könnte in der Stone Town genannten Altstadt wohl tagelang durch die Gassen streifen und immer wieder Neues entdecken: die für Zanzibar so typischen massiven, mit Schnitzereien verzierten Holztüren, die zahlreichen kleinen Läden mit Gewürzen, Schnitzereien, Ledersandalen, exotischen Früchten, Muschelschmuck und anderem Krimskrams. Dazwischen trendige Bars und Restaurants, allen voran das Mercury‘s, welches an den hier aufgewachsenen ehemaligen Queen-Leadsänger Freddie Mercury erinnert. 

Wir zogen zwei Tage lang die faszinierende Stimmung dieser Stadt rein. Aber aufgepasst: Viele Gebäude hier sind recht marod. Irma wurde auf einer Terrassenbar bei einem Haar von einem herunter fallenden Ziegelstein getroffen. Eine landende Krähe hatte ihn gelöst.

Am Freitag wollten wir noch den Rest der Insel und insbesondere das viel gelobte Strandparadies von Nungwi kennenlernen. Zu diesem Zweck mieteten wir eine Vespa … und merkten schnell einmal, dass dies nicht das ideale Vehikel für den Inseltrip ist. Zwar ist die Hauptstrasse asphaltiert, doch alle Verzweigungen, die zu den Urwaldgebieten oder zu den Gewürzplantagen (vor allem Nelken und Muskatnüsse) ins Inselinnere führen, sind löchrige Schotterpisten. Und auch das letzte Fünftel der rund 50 Kilometer langen Strecke nach Nungwi an der Inselnordspitze spottet jeder Beschreibung. So machten wir keine grossen Abstecher, sondern waren froh, mit der wegen unseres Gepäcks recht hecklastigen Fuhre am Ziel angekommen zu sein. Entsprechend wählten wir auch wieder das erstbeste Guesthouse, um uns die nervige Sucherei in dem völlig unübersichtlichen Dörfchen zu ersparen. 

Hier findet man nämlich kaum den Weg zum Strand ohne einen Kompass. Doch der von einer Zeile Bars und Restaurants gesäumte Strand ist wirklich toll: schneeweisser Sand, königsblaues Wasser, bei Flut etwas schmal, aber, weil nicht zu flach, ideal zum Schwimmen. 




Und bei Sonnenuntergang und Vollmond fast kitschig romantisch während eines Strandspaziergangs mit abschliessendem Schlummi in der Beach-Bar. Schade dass das Wetter dann gestern Samstag nicht mehr so ganz mitspielen wollte. Statt Schnorcheln im Meer blieb uns bloss ein Besuch im Schildkrötenreservat. 

Heute nun war unsere Zeit auf der Insel ja schon wieder abgelaufen. Doch zuerst gab‘s noch ein Intermezzo mit der Polizei: Der internationale Führerschein des Schreibenden und die Vespa Lenkenden war dummerweise im Auto auf dem Festland geblieben, und genau den wollte der sonntags wohl etwas unterbeschäftigte Beamte sehen. Der langen Diskussion kurze Zusammenfassung: Der Beamte kassierte eine Busse von umgerechnet 11 Franken – natürlich ohne Quittung, denn die hätte es erst am Dienstag vom Richter gegeben… – und ab sofort musste meine bessere Hälfte den Lenker übernehmen, denn sie hatte den internationalen Schein dabei. Das begann mit ein paar Bocksprüngen des für eine Harley-gewohnte Lenkerin nicht ganz so einfach zu fahrenden Rollers und endete – halt wieder ohne Abstecher – auf direktem Weg beim Vermieter.

Polizei, dein Freund und Helfer zum Zweiten, diesmal aber zu unseren Gunsten: Nach einer recht stürmischen Überfahrt erreichen wir den Hafen von Dar es Salaam mit rund halbstündiger Verspätung, also schon fast bei Sonnenuntergang. Statt mit Dalla-Dalla-Kleinbussen wollen wir aus diesem Grund wieder mit dem Taxi zu unserem Campingplatz zurückfahren. Über einen Taxivermittler finden wir einen Fahrer, der uns zum selben Preis wie bei der Hinfahrt, also 10'000 Shilling (oder rund 11 Franken) dort hin bringen soll. Der Schlepper kassiert schon mal die ersten 2000 Shilling, der Fahrer soll dann noch weitere 8000 erhalten. Doch statt, wie mit dem des Englischen mächtigen Vermittler klar abgemacht, ins Silver Sand Resort nach Kunduchi fährt der nur Swahili sprechende Chauffeur zum viel näher gelegenen Silver Hotel und macht dann, als der Irrtum aufgeklärt ist, die unmissverständliche Handbewegung für mehr Geld. Das ganze endet auf dem nächst gelegenen Polizeiposten. Keine Ahnung, wer nun eigentlich wen reinlegen wollte. Doch der Fahrer muss uns die voraus bezahlten 2000 Shilling aus dem eigenen Sack zurückgeben, und wir fahren schliesslich doch noch mit einem hoffnungslos überfüllten Dalla Dalla nach Kunduchi.

Das Dessert zum Schluss: Wir installieren unser rollendes Haus wieder auf dem Campingplatz und wundern uns über den angenehm süssen Geruch im Auto. Eine nähere Inspektion bringt des Rätsels Lösung: Eine Flasche mit Passionsfruchtsaft, die wir vor drei Wochen auf der Irente Farm gekauft hatten, ist (wohl als Folge einer unkontrollierten Gärung) explodiert. Die ganze Vorratsbox ist mit dem süssen Zeug vollgekleckert. So endet unser Zanzibar-Abenteuer noch mit einer abendlichen Putzaktion.

Dienstag, 23.8.2005

Polizei zum Dritten, einmal mehr aber eine Begegnung der unangenehmen Art: Die Verkehrsampeln hier in Tanzania haben eine etwas andere Logik als bei uns in Europa, und wenn man als Europäer zuvorderst auf der Rechtsabbiegespur steht, kann es schon mal passieren, dass man bei Grün losfährt, auch wenn man eigentlich noch nicht sollte. Denn als Rechtsabbieger muss man die Kombination von Rot und grünem Pfeil nach rechts abwarten. Eben dies passierte uns am Montag beim Verlassen der Stadt Richtung Norden, und eben dort stand natürlich wieder ein Polizist, der uns rauswinkte. Das übliche Spiel: Wir hätten eine Busse zu zahlen, doch wenn wir eine Quittung dafür wollten, müssten wir einen Tag warten und die Busse auf dem Gericht bezahlen. Diesmal kostete es 20'000 Shilling, diskret zugesteckt, versteht sich. 

Nach einer Fahrt in die Wut hinein bis nach Tanga logieren wir nun auf dem Kiboko (das heisst Flusspferd) Camp & Restaurant des Exil-Emmentalers Sepp Däppen (seine Figur erinnert tatsächlich etwas an ein Flusspferd) und erholen uns heute auf dem sauberen gepflegten Platz von den jüngsten Polizei- und Rucksacktouristen-Strapazen.

Freitag, 26.8.2005

Nach einer wahren Flusspferd-Portion Filet-Spiess mit Pommes Frites im Kiboko Restaurant und entsprechend wilden Träumen hatten wir am Mittwoch wieder Lust auf Meer und steuerten Richtung Pangani. Schade: Der Strand beim Peponi Resort, wo wir einen herrlichen Campingplatz mit Meersicht fanden, ist sehr flach, und zurzeit ist am Nachmittag Ebbe. Baden ist nur am Morgen früh und Abends vom Sonnenuntergang weg möglich. Und das Wetter lässt weiterhin zu wünschen übrig. Zwar ist es schön warm, aber die Sonne zeigt sich meist erst am Nachmittag, und morgens gibt‘s jeweils pünktlich zum Frühstück einen Regenguss.

Wir beschlossen dennoch, zwei Tage hier zu bleiben, nicht zuletzt um Pfnüsel und Husten (die Klimaanlage im Zanzibar-Schiff lässt grüssen) auszukurieren. Und wir würden eigentlich gern auch morgen noch hierbleiben. Doch da haben wir wieder ein altbekanntes Problem: Strommangel! Wenn die Sonne nicht scheint, kann unser Solarpanel natürlich auch nicht nachladen, und dann ist nach drei Nächten an Ort der kritische Punkt erreicht. Wenn morgen nicht Sonne pur herrscht, müssen wir wohl oder übel wegfahren, damit die Batterien geladen werden können.

Dienstag, 30.8.2005

Die Sonne zeigte sich am Samstag dann doch noch von der besseren Seite, so dass wir einen weiteren Tag am Strand des Peponi Resort verbringen und endlich auch mal richtig baden konnten, da die Flut nun etwas später am Vormittag einsetzte. Am Sonntag dann aber wieder das übliche Bild: graue Wolken, ein morgendlicher Regenguss. Das war für uns das Zeichen zum Aufbruch zurück nach Tanga. 

Bevor wir uns erneut im Kiboko- (dem Flusspferd-) Camp niederliessen und nochmals die Flusspferd-Portionen des Restaurants (diesmal Prawns) genossen, besuchten wir noch die Tongoni-Ruinen, die letzten Überreste einer persischen Siedlung, die vor 600 bis 800 Jahren entstanden war, ...

... und die Amboni-Höhlen, welche Teil des grössten afrikanischen Höhlensystems sind. Dieses soll sich unterirdisch bis nach Mombasa in Kenia erstrecken.

Mittlerweile sind wir selbst in Kenia angelangt, nach einem einmal mehr problemlosen, mit zweimal 50 US-Dollar Visumsgebühr aber nicht ganz kostenlosen Grenzübertritt gestern Montag. 

Ein grosser Unterschied zwischen den beiden Ländern ist nicht festzustellen. Allenfalls scheinen die Siedlungen in Kenia etwas wohlhabender, dafür liegt aber klar mehr Wohlstandsmüll am Strassenrand, insbesondere die Plastiksäcke, die es hier – anders als in Tanzania – zu jedem noch so kleinen Einkauf gibt. Und die Bevölkerung scheint etwas weniger an uns Touristen interessiert. Das kann auch davon herrühren, dass wir gleich voll in die Touristenhochburg der Küstenregion um Mombasa eingetaucht sind. Wir fuhren gleich direkt zur Twiga Lodge am Tiwi Beach, einer Camping-Adresse, die uns seit unseren Tagen in Goa immer wieder empfohlen wurde.

Tatsächlich ist der Strand schön und dank einer Mulde hinter dem aussenliegenden Riff auch zum Baden geeignet, wenn nicht totale Ebbe herrscht. Und man kann hier direkt am Strand campieren. Zudem sorgen ein kleiner Shop sowie mehrere Strandverkäufer für die Versorgung mit Lebensmitteln. Allerdings scheinen die Sanitäranlagen ihre besten Tage hinter sich zu haben, doch die grosse Mund-zu-Mund-Propoganda führt dazu, dass der Platz dennoch gut frequentiert ist. Darunter auch zwei weitere Autos aus der Schweiz, ein weiteres aus Liechtenstein und noch ein Schweizer Pärchen, welches Afrika per Velo durchquert. 

Entsprechend lang dauerte es, bis wir unseren (halbwegs) idealen Standplatz gefunden hatten. Heute dann die Enttäuschung: Das Wetter, gestern noch gut, hat wieder gewechselt. Es schifft fast alle zwei Stunden einmal heftig, die Sonne zeigt sich nur fünfminutenweise, und der nächste Stromengpass ist schon vorprogrammiert, denn eigentlich wollten wir hier ja nicht nur zwei Tage verweilen.

Samstag, 3.9.2005

Es sind dann doch fünf Tage Aufenthalt im Twiga Lodge Camp geworden. Die Sonne zeigte sich von Tag zu Tag etwas mehr, so dass wir mit etwas geschicktem Ein- und Ausschalten des Kühlschranks und optimalem Platzieren unserer Solarzellen doch noch über die Runden gekommen sind. Und auch für Speis und Trank ist an dem recht abgelegenen ruhigen Plätzchen gesorgt. Bier und Cola gibts (allerdings zum doppelten Preis als im Dorf) an der Bar, Brot, Eier und Kleinkram im kleinen Laden, und das Frischzeug wird einem sogar direkt zum Stellplatz geliefert. Da ist der Mango Man, zuständig für Früchte und Gemüse: Auf seinem alten Drahtesel ohne Pneus auf den Felgen schiebt er einen ganzen Marktstand heran: Ananas, Mangos, Papayas, Passionsfrüchte, Bananen, Avocados, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Auberginen, Peperoni, Chilischotten, alles was das Herz begehrt. Und auf Wunsch bereitet er einem auch noch den wohl besten Fruchtsalat von ganz Ostafrika zu – kein Scherz. 

Auch Fischer bringen einem auf Bestellung Fisch, Prawns oder Calamari und putzen sie auch gleich pfannen- oder grillfertig. Wir liessen uns die Gelegenheit jedenfalls nicht entgehen und haben am Donnerstag Abend ein Kilo Prawns auf den Grill gehauen – lecker!

So lässt sich Urlaub machen, etwas Schwimmen und Fitnesstraining im Meer, wenn Flut ist, ein Riffspaziergang bei Ebbe, dazwischen etwas Rumhängen in der Hängematte. Und Hochsaison scheint im Moment gar nicht zu sein: Die Strände sind leer, die Hotelanlagen offenbar auch, und gestern Freitag hat das grosse Abreisen sogar auf dem Campingplatz eingesetzt. Die letzte Nacht waren wir hier noch fast allein.

Nun, heute wollten auch wir weiter reisen, zuerst mit der Likoni-Fähre in die Stadt Mombasa, deren Zentrum auf einer Insel liegt. Ein riesiger Supermarkt – der erste in dieser Grösse seit Swakopmund – versetzte uns fast ein Bisschen in Kaufrausch, und so wurde es Nachmittag,...

... bis wir noch einen kleinen Stadtbummel durch die Altstadt und das von den Portugiesen erbaute Fort Jesus machen konnten und dabei permanent selbst ernannte Tourguides abwimmeln mussten. Entsprechend zu spät erfolgte unser Aufbruch nach Norden, und statt wie geplant bis nach Watamu sind wir nun nur bis Kilifi gekommen. 

Da gibts tatsächlich ein Camp, allerdings völlig verfallen. Für unser Auto wird schnell noch die über und über mit Palmenwedeln und Piniennadeln bedeckte ehemalige Restaurant-Terrasse gesäubert – ein genialer Campingplatz mit herrlicher Aussicht aufs Meer.  Und im einzigen noch halbwegs intakten Bungalow können wir die Toilette benützen. Welch Wunder, der Spülkasten funktioniert noch, für Wassernachschub muss man allerdings erst einen Kanister voll rein kippen.

Dienstag, 6.9.2005

Wir sind zurück am Tiwi Beach. Eigentlich völlig ungeplant, wollten wir doch noch ein, zwei Tage die Strände der Nordküste geniessen. Doch die Campingplatz-Situation ist so desolat (von drei in unserem Reiseführer aufgeführten Campsites direkt am Meer war einer praktisch zerstört – siehe oben – der zweite in Watamu ist jetzt ein Privatgrundstück und der dritte in Malindi wird gerade renoviert), dass wir gestern Montag lieber wieder die 120 Kilometer zurück fuhren. 

Immerhin fanden wir für die Nacht von Sonntag auf den Montag in Watamu einen kleinen, aber feinen Platz – aber eben leider nicht am Meer – den das Bündner Paar Johnny und Vreni neben ihrem Restaurant für Gäste bereit halten. Und so kamen wir auch wieder einmal zu einer echten Schweizer Röschti mit Spiegelei, etwas vom wenigen, das wir (mangels beschichteter Bratpfanne) in unserer Bordküche selbst nicht zu Stande kriegen. 

Und weil das Baden und Schnorcheln hier eben nur für die (hauptsächlich italienischen) Gäste der Beachhotels richtig angenehm ist, besuchten wir stattdessen halt am Sonntag Morgen die Manarani-Ruinen in Kilifi und am Nachmittag die Gede-Ruinen nahe Watamu, Überreste einer recht hochstehenden islamischen Kultur vor rund 700 Jahren.

Mittlerweile hat sich auch das Rätsel der verschwundenen Avocado gelöst. Wir vermissten die Frucht seit Freitag und hatten gestern Montag schon das ganze Auto vergeblich danach abgesucht. Doch heute Morgen, nach dem Frühstück, wäre unserem Brot fast das selbe Schicksal zuteil geworden: Ein Affe schwang sich elegant durchs offene Dachfenster ins Innere unseres Wohnmobils, schnappte sich den Brotsack und entschwand damit auf den nächsten Baum, diesmal aber nicht unentdeckt. Intensiver Beschuss mit Kokosnüssen liessen ihn dann die Flucht ergreifen und den Sack fallen. Das Brot ist wieder in der Box, die Suche nach der vermissten Avocado geben wir aber endgültig auf.

Samstag, 10.9.2005

Die Badeferien sind vorbei, jetzt beginnt wieder der Ernst des Reisens! Am Donnerstag brachen wir unsere Zelte am Tiwi Beach endgültig ab und fuhren landeinwärts in Richtung der Nationalparks Tsavo West und Amboseli, die wir zu besuchen beabsichtigten. Dabei zeigt sich ein weiterer Unterschied zwischen Kenia und Tanzania: Die Kenianer sind klar weniger flexibel, man möchte sogar sagen, sie sind zum Teil ungemein stur und kompliziert. Am Donnerstag Abend war noch alles in Butter: Wir fanden eine Lodge mit Campingmöglichkeit, zwar nicht so billig, aber mit sauberer funktionierender Nasszelle in einem uns zu diesem Zweck zur Verfügung gestellten Zimmer.

Die Schwierigkeiten begannen gestern Freitag Morgen, als wir am Tsavo Gate in den Tsavo West Park einfahren wollten. Wir bräuchten dazu eine Smartcard, hiess es, an diesem Gate sei Barzahlung nicht möglich. Ok, dann fuhren wir halt 40 Kilometer auf der Hauptstrasse weiter zum Haupteingang, wo dann gnädigerweise unser Bargeld entgegengenommen wurde und wir einfahren konnten. 




          

Der Tsavo Park ist gross, sehr gross, dass stellten wir schnell einmal fest, und entsprechend verteilen sich auch die Tiere hier sehr gut. Allerdings ist die Landschaft so abwechslungsreich von der extrem fischreichen und von Flusspferden bevölkerten Mzima-Quelle über unwirtliche Vulkanlandschaften bis zu grasigen Steppen, dass es einem auf der Pirschfahrt nie langweilig wird. Und wegen der seltenen Spitzmaulnashorn-Mama mit Jungem, die wir kurz vor Sonnenuntergang noch entdeckten, kamen wir fast zu spät ins Camp.

Heute dann Komplikation Nummer Zwei: Pünktlich 24 Stunden nach Einfahrt stehen wir am Chyulu-Gate zur Ausfahrt Richtung Amboseli-Park. Es sei absolut unumgängliche Pflicht, einen Parkranger mitzunehmen zur Sicherheit vor Banditen, heisst es. Wir haben allerdings keinen Platz für Passagiere in unserem Camping-Fahrzeug und schlagen vor, beim Haupteingang auszufahren und einen andern Weg Richtung Amboseli zu wählen. Doch dies sei nur möglich, heisst es nun, wenn wir noch einen Tag Eintritt bezahlen würden, weil unsere Zeit unterdessen ja abgelaufen sei. Klarer Fall von gefangen in der Mausefalle. Wir müssen also tatsächlich diesen nach Schweiss riechenden Ranger mitnehmen und dafür extra noch den Boden unseres Wohnraums mit Zeitungen auslegen, weil der unerwünschte Passagier sich standhaft weigert, seine schmutzigen Schuhe auszuziehen. So sitzt er nun mit seinem Schiessprügel völlig verkrümmt seitlich hinten drin (normales Sitzen ist im Wohnbereich nur möglich, wenn das Hubdach geöffnet ist) und sieht wegen der Vorhänge ohnehin praktisch nichts. Banditen hat‘s natürlich hier am hellichten Tag auch keine. Etwas schadenfroh nehmen wir an, dass dem sturen Ranger etwas Rückenschmerzen als Andenken bleiben.

Doch das ist noch nicht die letzte Klippe, die wir zu umschiffen haben. Bei der einzigen Lodge in der Nähe des Eingangs zum Amboseli-Park heisst es, Camping sei hier nicht möglich. Und das bei diesem riesigen Gelände! Der Pilot eines Safarifliegers bekommt unser Problem mit und weiss Rat: Es gäbe in der Nähe ein Massai-Dorf, das auch schon Gäste aus der Lodge für eine echte Massai-Nacht aufgenommen hätte. Dort sei auch sicheres Camping möglich. 

Nachdem wir den Preis dafür von unrealistischen 2500 Kenia-Shilling (ca. 45 Franken) auf (mangels WC und Dusche) eigentlich immer noch zu teure 500 Shilling runtergefeilscht haben, logieren wir nun also vor den Toren einer Massai-Boma mit eigenem Nachtwächter. Übrigens mit Blick auf den Kilimanjaro – theoretisch, denn der Sch…-Berg ist natürlich wiede
komplett von Wolken verhüllt.

Dienstag, 13.9.2005

Der Kilimanjaro wollte sich auch am Sonntag und gestern Montag nicht zeigen, als wir den Amboseli-Park besuchten. Trotzdem ist dies der Park, der uns auf unserer Afrikareise am besten gefallen hat: tolle Landschaft – den Kilimanjaro dachten wir uns einfach – und jede Menge Tiere, Tiere, TIERE, trotzdem aber nicht unter dem Eindruck, einen Zoo zu befahren.
 

Gnus, Zebras, Springböcke und Wildschweine bevölkern in riesigen Herden die gut einsehbare Ebene, Elefanten, Flusspferde und Büffel suhlen sich in den Sumpfgebieten, Giraffen weiden die Akazien ab, und am Ende des Sonntags entdeckten wir sogar noch einen Gepard, der eben seine Siesta beendete und auf Pirsch ging.
 



Nach einer herrlichen Nacht auf der grosszügigen Campsite im Park mit dem Bellen von Hyänen als Schlaflied genossen wir das Schauspiel – immer noch ohne den Kilimanjaro als Kulisse – noch bis gestern Montag Nachmittag. Diesmal nämlich kam uns das Fehlen der Smartcard für den Eintritt zu gut. Wir kriegten bei der Einfahrt in den Park übers Kimana-Gate ein provisorisches Permit mit der Auflage, im Laufe desselben Tages beim Haupteingang auf der andern Seite des Parkes zu bezahlen und das definitive Permit zu lösen. Und dafür liessen wir uns ein paar Stunden Zeit. Als Eintrittszeit, von der an wir 24 Stunden im Park bleiben konnten, galt dann die Zeit des Bezahlens. So konnten wir dem Treiben der Tiere fast eineinhalb Tage zuschauen, bis wir dann, wieder einmal völlig eingestaubt, entlang der tanzanischen Grenze nordwärts weiterzogen. Ein Festessen mit Straussensteak auf einer Straussenfarm rundete den gelungenen Tag ab.

Heute nun sind wir in Nairobi angelangt, dem Endpunkt der zweiten Reiseettappe, fast auf den Tag nach zwei Dritteln der geplanten Reisezeit. Wir logieren auf dem Upperhill-Campsite, strategisch günstig, um morgen in der nahen Toyota-Hauptvertretung unserem LandCruiser den erneut fälligen Ölwechsel/Inspektionsservice und vor allem viel Schmierfett zu gönnen. Tags darauf werden wir dann auf der sudanesischen Botschaft vorsprechen und abklären, ob wir unsere bereits beantragten Visa erhalten und ob wir, wie geplant, direkt von Kenia über Lokichokio in den Südsudan ein- und Richtung Zentralafrikanische Republik und Kamerun weiterreisen können. Mehr darüber später.

Sonntag, 18.9.2005

Nairobi ist zwar wohl die fortschrittlichste Stadt zwischen Kapstadt und Kairo, doch wir sind auch hier im tiefsten Afrika. Das haben wir schon am Mittwoch, unserem zweiten Tag hier zu spüren bekommen. Unser LandCruiser sollte hier, am Hauptsitz von Toyota East Africa, einen grossen Service verpasst bekommen. Doch was in Südafrika noch von acht Uhr morgens bis halb zwei Uhr nachmittags gedauert hatte, dafür brauchten die Jungs hier einen vollen Arbeitstag… und wurden erst noch nicht ganz fertig. Um fünf Uhr abends war das Auto noch nicht gewaschen, und die zum Wechseln fälligen Keilriemen und Wischerblätter seien erst in rund sechs Wochen lieferbar. Immerhin, die Bremsbeläge waren schon erneuert, und auch das zu grosse Spiel im linken Radlager, das uns seit Pakistan mit einem singenden Geräusch beunruhigt hatte, wurde erkannt und behoben. Einen Satz Reserve-Keilriemen hatten wir zwar dabei, doch fragte uns niemand danach, obwohl wir nach Internet-Session und Coiffeur-Besuch schon seit halb drei im Warteraum die Zeit totschlugen.

So mussten wir am Donnerstag nochmals antraben, diesmal ging‘s flotter. Schon um halb elf stand unser LandCruiser mit neuen Keilriemen und sauber gewaschen zum Abholen bereit. Doch danach folgte der zweite Dämpfer: Wir hofften, hier endlich unser Dauerproblem mit der einen gebrochenen Wasserbrause in den Griff zu bekommen, bzw. den ausziehbaren Schlauch durch einen fest montierten Wasserhahn ersetzen zu können. Doch auch beim grössten Hardware-Shop der Stadt liess sich kein Adapter auftreiben mit dem man einen solchen 1/2-Zoll-Hahn an unsere 3/8-Zoll-Zuleitung anschliessen liesse. Bleibt uns also wohl nichts anderes übrig, als das Scheissteil ein x-tes Mal mit Zweikomponentenkleber und Kabelbinder zusammen zu kleistern.

Immerhin fanden wir nach zwei unruhigen Nächten auf dem Zentrums-nahen Upperhill-Camping einen ruhigeren Platz etwas ausserhalb, nicht weit von der sudanesischen Botschaft entfernt. Doch am Freitag – wir dachten nicht daran – war dort natürlich nichts zu wollen, Moslems feiern an diesem Tag ihren Sonntag, So wurden wir auf Montag vertröstet. Mit Wäsche waschen und der nach drei Monaten wieder notwendigen Innenraumreinigung konnten wir die Wartezeit am Samstag immerhin sinnvoll nutzen. Dazwischen ärgerten wir uns einmal mehr über Strommangel – Sonnenschein ist auch hier in Nairobi Mangelware – und über einen neuen Defekt: Der Reissverschluss des hinteren Fensters ist ausgeleiert und lässt sich nur noch in Millimeterschritten schliessen – auch das natürlich so ein billiges Plastikteil. Heute nun haben wir uns mit Ausschlafen und Nichtstun von den diversen Ärgernissen erholt.

Donnerstag, 22.9.2005

Nairobi brachte uns kein Glück. Am Montag waren unsere Visa für den Sudan noch nicht auf der Botschaft zum Abholen bereit, und das immerhin fünf Wochen, nachdem wir sie in Dar es Salaam beantragt hatten. Auch ein zweiter Versuch am Mittwoch war nicht von Erfolg gekrönt, und zwei Telefongespräche mit der sudanesischne Botschaft in Dar es Salaam brachten keine weiteren Erkenntnisse. Der dortige (sonst sehr kooperative) Sekretär meinte nur, das könne schon mal sechs Wochen dauern. Von anderen Reisenden und auch von unserem deutschen Campingplatz-Wirt hörten wir aber unisono dasselbe: In Nairobi habe in der letzten Zeit NIEMAND ein Touristenvisum für den Sudan gekriegt. Addis Abeba, wo es problemlos möglich wäre, ist für uns keine Option, denn wir wollten ja nicht die typische Touristenroute über Äthiopien in den Norden Sudans und nach Ägypten fahren, sondern quer durch den Süden Sudans und die Zentralafrikanische Republik nach Kamerun.

Gestern Mittwoch Morgen beschlossen wir also, schon mal den Rückweg anzutreten, damit wir das noch bis am 4. Oktober gültige, recht teure Tanzania-Visum nicht auch noch verlängern müssen. Gestern Voi, heute und morgen Tiwi-Beach, am Samstag Tanga, Sonntag und Montag Dar es Salaam – die Route via Mombasa
ist bekannt, die Campingplätze auch. Der letzte Entscheid über unsere weitere Reise wird dann am Montag in Dar es Salaam fallen. Sollten unsere Sudan-Visa bis dann (wider Erwarten) doch noch in Nairobi eingetroffen sein, reicht die Zeit immer noch, ein weiteres Mal nach Kenia hochzufahren. Wenn nicht, werden wir Visa für Mozambique einholen und auf diesem Weg nach Südafrika zurück kehren, von wo aus wir unseren LandCruiser dann nach Kamerun oder Ghana verschiffen können. Da wir unser Reisebudget bisher nicht ausgeschöpft haben, können wir uns diese Lösung immer noch leisten.

Es gäbe da zwar noch die Möglichkeit, auf dem Landweg über Zambia und Angola bzw. den Süden der Demokratischen Republik Kongo bis nach Kinshasa hoch zu fahren. Doch zwischen Kongos Hauptstadt Kinshasa und Douala in Kamerun würden wir Oktober/November voll in die Regenzeit geraten, ausgerechnet in einem Gebiet mit ausgesprochen schlechten Verkehrswegen. Diese Route hätte man zwischen Juni und August fahren sollen.

Dienstag,  27.9.2005

Alea iacta est – die Würfel sind gefallen. Gestern Montag haben wir nochmals auf der sudanesischen Botschaft in Dar es Salaam vorgesprochen und auch dort nicht in Erfahrung bringen können, ob wir nun Visa bekommen oder nicht. Gleichzeitig erfuhren wir per E-Mail von einem andern Afrikafahrer, der das Sudan-Visum rund drei Wochen vor uns beantragt hatte und dieser Tage in Addis Abeba (Äthiopien) abholen wollte, dass es bei ihm auch dort nicht geklappt hat und er nun nach Kenia zurückkehren muss. Offenbar erteilt der Sudan also derzeit generell KEINE Visa für Reisende auf dem Landweg aus südlicher Richtung. 

Die Variante Angola-Kongo-Gabun-Kamerun haben wir nach einem Besuch auf der angolanischen Botschaft ebenfalls fallen lassen, als uns erklärt wurde, dass die direkteste Einreise über Zambia wegen nach wie vor verminter Strassen in diesem Gebiet zu gefährlich sei. Und bis nach Namibia zurückzufahren haben wir eigentlich keine Lust, vom Durchqueren der bevorstehenden Regenzeit im Gebiet Kongo/Gabun ganz zu schweigen. Also entschlossen wir uns zur Rückkehr über Mozambique nach Südafrika, von wo wir dann im November nach Kamerun oder Ghana verschiffen werden. Möglicherweise bleibt uns damit das ultimative Afrika-Abenteuer verwehrt, vielleicht aber auch erspart.

Allerdings entpuppt sich das Einholen des Visums für Mozambique ebenfalls nicht als einfach: Gestern war die Botschaft wegen eines Nationalfeiertages geschlossen, und heute nahm man unseren Antrag zwar entgegen, vertröstete uns aber zum Abholen der Pässe auf morgen 12 Uhr mittags. So müssen wir noch eine weitere Nacht am Silver Sand Beach einlegen und dafür die nächsten Tage mehr aufs Gas drücken. Dieses Theater mit den Visa hier in Afrika könnte einem jedenfalls langsam aber sicher auf den Geist gehen.

Freitag, 30.9.2005

Mit einer halben Stunde Verspätung konnten wir am Mittwoch Mittag nun tatsächlich unsere Pässe mit Mozambique-Visa in Empfang nehmen. Doch bevor wir endgültig Dar es Salaam Richtung Süden verlassen durften, mussten wir noch ein Moskitonetz und eine spezielle Mückenimprägnierung dafür organisieren. Mit den nun klar steigenden Temperaturen nimmt die Mückenplage drastisch zu. Die vergangenen drei Nächte hatten wir wiederholt Jagd auf die lästigen Biester machen müssen und wurden dennoch und trotz Mückenschutzmittel mehrmals gestochen. Mit einem zusätzlichen imprägnierten Netz über unserer Schlafliege hoffen wir nun, das Problem und damit auch das Malariarisiko zu minimieren.

Bevor wir aber zum ersten Montageversuch des Moskitonetzes schreiten konnten, galt es noch ein anderes Problem zu lösen: Da wir nun erst am früheren Nachmittag losfahren konnten und der Strassenzustand partiell doch stark zu wünschen übrig liess, konnten wir das fast 300 Kilometer entfernte Kilwa natürlich nicht mehr erreichen. Kein Problem, im kleinen Kaff Ikwiriri soll sich ja eine Campingmöglichkeit befinden. Sollte sich, doch vor Ort wusste einmal mehr niemand etwas davon, das einzige Camp hier sei jenes des Ministry of Works, also genauer gesagt ein Werkhof des nationalen Bauministeriums. Und genau dort liess man uns dann auch campieren, wenig romantisch und mit etwas viel Leuten rundherum, aber dafür hat das ganze dann auch nichts gekostet.

Das Moskitonetz ist zwar etwas kompliziert zum Installieren, scheint sich aber zu bewähren: Die letzten zwei Nächte konnten wir völlig unbehelligt durchschlafen. Mittlerweile sind wir auf einem tollen Campingplatz in Kilwa Masoko, zwar ohne allzuviel Schatten, aber mit schöner Sicht auf die von Palmen gesäumte Sandbucht. Schade, dass wir hier nicht noch etwas länger bleiben können, aber am nächsten Dienstag läuft unser Tanzania-Visum ab. Bis dann müssen wir hier raus und nach Mozambique eingereist sein.

Montag, 3.10.2005

Unser letzter Tag in Tanzania! Morgen wollen (oder müssen) wir die Grenze zu Mozambique passiert haben. Doch vorerst geniessen wir noch einen traumhaften Palmenstrand in Rovula, einem Meeres-Schutzgebiet rund 30 Kilometer von der Mündung des Ruvuma-Rivers entfernt, über welche die Fähre nach Mozambique übersetzt. Die sogenannte südliche Swahili-Küste ist wirklich noch ein Geheimtipp! 



Nachdem wir am Samstag mit einer Dhau (einem dieser traditionellen Holzsegelbooten) einen Ausflug zur Insel Kilwa Kisiwani mit ihren aus vergangenen Jahrhunderten stammenden Ruinen auf der Insel Kilwa Kisivani unternommen hatten, sind wir gestern Sonntag über 300 Kilometer südwärts nach Mtwara weitergefahren – trotz der schönen Buchten, die man hier anfährt, zurzeit eine mühsame Strecke, befindet sie sich doch fast auf der ganzen Länge im Ausbau zur Asphaltstrasse. Und das heisst für den Moment jede Menge Holterdipolter und Staub. In Mtwara selbst gingen wir wieder Mal unserem Reiseführer auf den Leim: Die erwähnte Campingmöglichkeit gibt es nicht mehr, bei einer Lodge fanden wir dann eine Bleibe auf dem Parkplatz…

Freitag, 7.10.2005

Von Tanzania nach Mozambique zu kommen, ist nicht eine so einfache Sache. Denn dazwischen liegt der Rio Ruvuma. Brücke gibt es keine, hingegen seit wenigen Jahren eine Autofähre. Nur, die kann bloss fahren, wenn die Flut vom Meer genügend Wasser in die Flussmündung drückt, sprich um den Vollmond oder Leermond. Und das war zum Glück am Dienstag, aber halt erst um fünf Uhr Nachmittags der Fall. 

Nachdem wir also noch eine traumhaft ruhige Nacht am Strand von Rovula verbracht, in aller Ruhe zusammengepackt, ...

... in einem Dorf zum Gaudi der ganzen Dorfbevölkerung noch unsere Wasserkanister am Dorfbrunnen gefüllt und am tanzanischen Grenzposten einmal mehr problemlos die Ausreiseformalitäten erledigt hatten, mussten wir also rund vier Stunden auf das Übersetzen zum andern Ufer warten. 

Und bis wir den mozambischen Grenzposten erreichten, ging schon die Sonne unter. Doch wo nun übernachten? Zum Glück war auf der selben Fähre auch ein Südafrikaner auf dem Weg Richtung Süden. Ebenso ein einheimischer Sammeltaxifahrer. Dieser bot uns an, wir sollen ihm bis zur nächsten Unterkunftsmöglichkeit folgen. 

Allerdings war die etwa 160 Kilometer entfernt und unser Konvoiführer offenbar ein verhinderter Dakar-Rallye-Pilot. Und als Dritter in einem Konvoi, der in stockdunkler Nacht mit 100 km/h über eine staubige Piste brettert, da sieht man nichts mehr ausser zwischendurch die Rücklichter des Vorausfahrenden. Ein absoluter Ritt auf der Kanonenkugel. Zum Glück wechselte nach der Häfte der Strecke der Belag von Schotter zu perfektem Asphalt. Die erwähnte Unterkunft entpuppte sich dann als heruntergekommene Pension, immerhin mit grossem, abgeschlossenem und bewachtem Umschwung, so dass wir immerhin ungestört übernachten konnten.

Überhaupt scheint hier in Mozambique das Übernachten etwas zum Problem zu werden: Die Campingplätze liegen zum Teil extrem weit auseinander, und offroad campieren ist nicht nur wegen der dichten Besiedlung fast nicht möglich, sondern wegen der abseits der Strasse noch immer latenten Gefahr von Landminen aus der Bürgerkriegszeit auch nicht ratsam. So fuhren wir am Mittwoch nochmals rund 300 Kilometer bis Pemba, blieben dort einen Tag in Strandnähe und legten gestern wiederum fast 400 Kilometer bis Ilha Mozambique zurück.

Nach drei Monaten Tanzania und Kenia müssen wir uns hier in Mozambique noch an weitere unterschiedliche Gepflogenheiten gewöhnen. So wird hier nicht nur um die Preise, sondern auch noch ums Retourgeld gefeilscht, denn Kleingeld hat hier wirklich niemand. Und wenn man nicht passend zahlen kann, bleibt einem nichts anderes übrig, als noch einen Bund Bananen oder eine Handvoll Tomaten mehr zu kaufen, damit der zuvor ausgehandelte Betrag aufgeht.

Das Land selbst ist klar trockener, die Vegetation karger, die Infrastruktur in Sachen Wasserversorgung schlechter. Die grösstenteils christliche Bevölkerung hingegen wirkt fröhlicher als die islamisch zurückhaltenden Bewohner der Swahiliküste in Kenia und Tanzania. Nur die Verständigung ist komplizierter: Amtssprache ist Portugiesisch, mit Englisch kommt man nicht sehr weit, eher noch mit Handzeichen und etwas Spanisch. Ah ja, und noch etwas, die Zeitzone hier ist wohl die beknackteste, die uns bisher begegnet ist: Auch wenn Mozambique eher westlicher liegt als Tanzania, ist die Zeit um eine Stunde zurück versetzt. Das heisst, die Sonne geht etwa um 5 Uhr morgens auf, steht um 11 Uhr schon im Zenith und verabschiedet sich kurz nach 5 Uhr nachmittags wieder. Sogar mit unserem persönlichen Zeitsystem, das wir seit Namibia durchziehen (eine Stunde voraus), passt es für uns nicht mehr.

Montag, 10.10.2005

In der Gegend Ilha Mozambique und Nacala fahren wir unseren Rhythmus wieder mal etwas runter: Nach einem faulen Samstag bei einer Campingplatz-Besitzerin, die vor zehn Jahren mal in der Schweiz gearbeitet hatte, besuchten wir gestern Montag das alte, auf einer Insel gelegene Städtchen Ilha Mozambique. Schade, dass das eigentlich wunderschön gelegene, über eine drei Kilometer lange Brücke erreichbare Örtchen zum Teil noch arg die Spuren des Bürgerkriegs trägt. 




Fort, Palast, alte Kirchen, dazwischen ein hübscher Marktplatz, und alles umgeben von traumhaft blauem Meer – mit etwas gutem Willen liesse sich daraus ein wahres Paradies für Traveller machen.




Am selben Tag noch sind wir ins 60 Kilometer nördlich gelegene Nacala weitergefahren. Der Ort selbst ist ein unattraktives Kaff ohne gute Einkaufsmöglichkeiten, die Strände rund herum in der grossen Bucht sind jedoch einsame Spitze zum Baden. 

Deswegen bleiben wir hier weitere zwei Nächte. Die nächsten Tage dürften dann ja wieder eher stressig werden: Gemäss den spärlich zu erhaltenden Informationen sollen die Strassen von Nampula, unserer morgigen Station, bis Beira grösstenteils schlecht und die Campingmöglichkeiten sehr mager sein.

Donnerstag, 13.10.2005

Die letzten Tage wurden tatsächlich etwas stressig. Allerdings tauchten andere Probleme auf, als wir eigentlich erwartet hatten. Am Dienstag erreichten wir zwar Nampula ohne Probleme und fanden auch gleich, schön nebeneinander, einen Supermarkt und eine Bank. Und gleich davor, schön im Blickfeld, einen Parkplatz Doch der Supermarkt machte noch Mittagspause und der Bancomat mochte unsere Karten wieder einmal nicht. Also wieder wegfahren, andere Bank suchen, dort Geld beziehen und dann zurück zum mittlerweile geöffneten Supermarkt. Dort lungert immer noch eine Horde lästiger Halbwüchsiger herum und der schön einsichtige Parkplatz ist nicht mehr frei. Und tatsächlich, wir hatten bloss zehn Minuten im Supermarkt verbracht, zeigte unser LandCruiser schon Spuren eines Einbruchsversuchs: Schlösser der hinteren Schiebefenster waren ausgeklinkt, die Scheibenrahmen leicht verbogen. Gestohlen werden konnte allerdings nichts; bei unserem genialen Innenraumkonzept liegt nichts greifbar im Bereich der hinteren Fenster herum. Wir sind nun allerdings gewarnt: In Städten, wo es (wie in den von uns bisher bereisten afrikanischen Ländern fast überall üblich) keine Supermärkte mit bewachtem Parkplatz gibt, bleibt künftig eines von uns immer beim Auto zurück.

Nach einer ruhigen Nacht auf der Quinta Nasa, einer Mischung von Camping, Picknickplatz, Restaurant und Discothek – zum Glück, war noch nicht Wochenende – nahmen wir gestern Mittwoch die Etappe nach Mocuba unter die Räder. Wir kamen besser als erwartet vorwärts, auch wenn sich guter Asphalt streckenweise mit übelsten Schlaglöchern (Granateinschläge aus der Bürgerkriegszeit) und holprigen Pistenabschnitten abwechselten. Und dort erwies sich auch der Tipp unseres (südafrikanischen) Gastwirtes in Nacala als Volltreffer.

Auf dem Gelände der dortigen Mission konnten wir, schön im Schatten eines riesigen Mangobaums mit schon bald reifen Früchten, übernachten und den Preis dafür erst noch selbst festlegen.

Heute nun erreichten wir schon vor dem Mittag die Stadt Quelimane, wo wir vor unserem Abstecher an den Strand von Zalala Praja noch schnell Geld beziehen (in Mozambique spucken die Bancomaten nur maximal 160 Franken aufs Mal aus) und auftanken wollen. Doch wieder will uns erst der dritte Bancomat Geld geben, und – klar schlimmer – in ganz Quelimane gibt es keinen Diesel zu kaufen. Ein Insider klärt uns auf: Wegen der schlechten Verkehrslage ist Quelimane die einzige Stadt in Mozambique, wo es auch in der Trockenzeit regelmässig zu Versorgungsengpässen kommt. Na ja, das hätte man früher wissen sollen, dann hätten wir in Nampula auch gleich noch den Zusatztank gefüllt... 

Rund um die Tankstelle stehen Lastwagen und Lieferwagen parkiert herum, deren Chauffeure schwatzend im Schatten der Bäume auf den Dieseltanklaster warten, der da in einer (afrikanischen) Stunde kommen soll. Wir warten auch, allerdings im Auto drin. Und wie denn nach rund vier Stunden der Tanker um die Ecke biegt, sind wir auf Pole-Position und, begleitet von verhaltenen Protestrufen, als erste an der Säule. Und so kriegen wir auch als erste den begehrten Saft, diesmal aber gleich die doppelte Menge, welche wir nach Beira, der nächsten grösseren Stadt, brauchen würden. Man weiss ja offensichtlich wirklich nie…! Nun sind wir in Zalala Praja, wo wir im Schatten von hohen Nadelbäumen beim Rauschen des Meeres nun selbst noch Energie für die nächsten Etappen auftanken.

Sonntag, 16.10.2005

Nach einem faulen Freitag in Zalala Praja – hier gibt es übrigens die wohl besten Prawns vom Grill, die man sich vorstellen kann – haben wir gestern Samstag so schnell wie möglich den Grossraum Quelimane verlassen. Denn hier funktioniert wirklich gar nichts. Zugegeben, dass der in Tanzania vor rund drei Monaten ersetzte Aussenspiegel schon wieder abgebrochen ist (war halt doch kein Toyota-Originalteil), dafür kann die Stadt ja nichts. Dass aber die örtliche Toyota-Garage am Samstag gar nicht mehr öffnet, widerspiegelt den Müssiggang dieses Kaffs treffend. So fahren wir halt ohne rechten Spiegel weiter, was mit einem links gesteuerten Fahrzeug im Linksverkehr allerdings ein ganz schöner Blindflug ist.




Die Brücke ist seit dem Bürgerkrieg im Eimer, aber immerhin funktioniert die Fähre über den Zambezi, auch wenn sie nur im Stundentakt über den Fluss tuckert. Doch so erreichten wir doch noch vor dem Einnachten den einzigen Campingplatz zwischen Quelimane und Beira. Von hier weg waren es heute nochmals rund 300 Kilometer nach Beira, und ohne unseren halb gefüllten Reserve-Dieseltank hätten wir es erneut kaum geschafft. So aber können wir noch vor der Stadt abschwenken zur Mündung des Rio Savane, wo es einen Campingplatz haben soll. Dass der allerdings auf einer Insel liegt, die nur per Boot erreichbar ist, das wussten wir nicht. Bleibt uns also nichts anderes übrig, als auf dem Parkplatz der Bootsstation zu campieren – nachdem die letzten Sonntagsausflügler weg sind, ein erstaunlich schönes Plätzchen!

Donnerstag, 20.10.2005

Beira entpuppte sich am Montag als nicht viel erfreulicher als Quelimane: Von vier Bancomaten funktionierten auch hier drei nicht, der Toyota-Händler hatte zwar geöffnet, aber (wie schon jener in Tanzania) keine Original-Rückspiegel am Lager, so dass wir erneut mit so einem billigen Taiwan-Teil Vorlieb nehmen mussten. Immerhin: Es gibt hier einen grossen Shoprite-Supermarkt mit bewachtem Parkplatz, wo wir in Ruhe einkaufen konnten, und auch Diesel war an den Tankstellen in genügender Menge verfügbar. Und auf dem Campingplatz am städtischen Strand gibt es nicht nur fliessendes Wasser, sondern sogar warme Duschen – das hatten wir seit Nacala nicht mehr.



Nach langem Hin-und-Her beschlossen wir am Dienstag, doch noch den Gorongosa-Nationalpark zu besuchen, obwohl sich der Wildbestand vom Kahlschlag während des Bürgerkriegs noch nicht ganz erholt haben soll. Wir wurden allerdings angenehm überrascht: Zwar liefen uns keine Löwen vor die Linse, und auch von den Elefanten waren nur die Kothaufen zu sehen.



Aber Warzenschweine (Übername: Kalahari-Ferrari, weil sie so schnell abhauen können) und diverse Antilopen vom kleinen Steinböckchen bis zum grossen Kudu kreuzten immer wieder unsern Weg. Und allein schon die Ruhe der Nacht und das tausendstimmige Vogelkonzert in der Früh waren den Abstecher wert.

Gestern nun erneut eine lange Fahrstrecke: rund 360 Kilometer bis nach Inhassoro. Von hier weg dürfte es nun aber wohl doch etwas einfacher werden: Campingplätze gibt es ab hier der Küste entlang nach Süden fast alle 50 Kilometer, Versorgung und Infrastruktur scheinen nach dem Passieren der grossen Hängebrücke über den Rio Save klar besser zu sein. Sogar der Strassenzustand soll nun keine allzu bösen Überraschungen mehr auf Lager zu haben. Das ist auch gut so, denn wiederholt auftretendes Lenker-Shimmy bei üblen Schlaglöchern lässt den Verdacht auf einen defekten Lenkungsdämpfer an unserem LandCruiser aufkommen. Und den können wir mit Sicherheit erst in Südafrika wechseln lassen. 

Die Campingplätze schliesslich sollen ab hier fest in den Händen von (weissen) Südafrikanern sein. Und das heisst – so wie hier in Inhassoro – funktionierende Wasserversorgung und brauchbare Sanitäranlagen. So ist denn der heutige Tag auch vor allem dem Duschen und der grossen Wäsche gewidmet. Beides überfällig, denn bei der schwülen Hitze des (Vormitt-) Tages schwitzt man hier jeweils literweise.

Sonntag, 23.10.2005

Hier in Mozambique hat die Mango-Saison begonnen. Die üppig grünen grossen Mangobäume sind über und über schwer behangen mit den wie Christbaumkugeln herab hängenden Früchten. Die einheimischen Kinder scharen sich unter den Bäumen und versuchen mit Stecken die süssen Dinger zu stibitzen. Und überall an den Strassen verkaufen Händlerinnen die Mangos gleich kübelweise. Die Preise fallen in den Keller – gestern haben wir sieben schön grosse Exemplare für 5000 Meticals (das sind nicht einmal 30 Rappen) gekauft.

Nach zwei Tagen in Inhassoro sind wir gestern Samstag weitere 300 Kilometer südwärts nach Inhambane weitergefahren. Bis auf den nach wie vor sehr unterschiedlichen Strassenzustand wird die Infrastruktur hier tatsächlich laufend besser, und, wie in Europa zum Beispiel die spanische Costa Brava fest in deutscher Hand ist, machen sich hier entlang der Traumstrände die Südafrikaner breit. Nachteil: Die Bettelei der Kinder nimmt wieder ein lästiges Ausmass an. Und, konnten wir bisher jeden Campingplatz nach Lage und Einrichtung auswählen, muss man jetzt wieder zuerst nach dem Preis fragen. Denn, wie bei sich zu Hause, sind die Südafrikaner geradezu unverschämt, was die Preise für Übernachtungen angeht.

Wir sind jetzt auf einer Campsite beim Leuchtturm oberhalb des Traumstrandes Praja Barra mit einer zugegeben traumhaften Sicht aufs Meer und bezahlen hier tatsächlich pro Nacht rund 20 Franken (also rund drei Mal mehr, als wir noch in Tanzania und Kenia auf vergleichbaren Plätzen bezahlen mussten). Und das ist erst noch ein Spezalpreis, den wir mit dem etwas erstaunten Platzbesitzer aushandeln konnten. Er sei, so meint er, ja ohnehin schon einer der billigeren Anbieter hier…



Donnerstag, 27.10.2005

Wir sind wieder in Südafrika, zurück in der westlichen Welt, wo alles (oder zumindest das meiste) wieder funktioniert und verfügbar ist, aber auch in der Welt, wo Weiss und Schwarz deutlich getrennt voneinander lebt – fast ein bisschen ein Kulturschock nach drei Wochen Mozambique.

Noch am Dienstag – zwischen dem erstaunlich aufgeräumten und sehr mediterran wirkenden Städtchen Inhambane und Xai Xai – kamen wir nochmals voll in den „Genuss“ wechselnder Strassenzustände: entweder noch total zerstört oder dann voll im Bau. Es sind übrigens vor allem chinesische und japanische Bautrupps, die hier die Strassen wieder auf Vordermann zu bringen versuchen – im Gegengeschäft zu Fischereirechten fürs Küstengebiet vor Mozambique. In etwa fünf Jahren soll das Mammutprojekt durchgezogen sein. Doch schon jetzt ist abzusehen, wie es danach weitergeht: Nach ein paar Jahren werden die Strassen wieder aussehen wie zuvor, mangels Unterhalt, denn dann sind die Chinesen und Japaner schon lange wieder weg; mit ihnen aber wohl auch der gesamte Fischbestand vor der Küste. Und dann wird wohl wieder um Hilfe aus der industrialisierten Welt  nachgesucht. Denn solange die (schwarz-)afrikanischen Staaten nicht lernen, aus eigener Kraft ihre Infrastruktur zu erhalten und ihre Bevölkerung zu ernähren, solange wird Afrika das Armenhaus der Welt bleiben und werden die Afrikaner geradezu zu Bettlern erzogen.

Weil das Wetter nach fast vier Wochen Sonne pur gestern Mittwoch das erste Mal wieder auf kühl und grau umgestellt hatte, fuhren wir vom Strand von Xai Xai im gestreckten Galopp Richtung Grenze. Ein letztes Mal ein bisschen Chaos: Wir haben noch überschüssige Meticals, und am Grenzort gibt es keine Tankstelle, wo wir das Geld hätten loswerden können, und die Wechselstube hat um drei Uhr Nachmittags bereits geschlossen. Ein in die Gegenrichtung fahrender weisser Südafrikaner wechselte uns dann in Rand. Nun nichts wie los zur Passkontrolle, doch dort ist unterdessen eine ganze Busladung am Anstehen, und schliesslich fragt uns der Beamte am Ausreise-Schalter tatsächlich, was er denn nun mit dem Carnet de Passages machen soll. Auf südafrikanischer Seite läuft dann immerhin alles wie geschmiert.

Na ja, fast alles. Heute sind wir nach Nelspruit weitergefahren und wollten dort den Lenkungsdämpfer unseres LandCruisers wechseln lassen. Doch die örtliche Toyota-Vertretung vertröstet uns auf nächste Woche. Das Teil sei derzeit nicht am Lager und die Werkstatt ohnehin völlig ausgebucht (das haben wir doch auch schon mal gehört, oder nicht?). So beschliessen wir, zuerst mal Richtung Krüger-Nationalpark zu fahren und zu hoffen, dass es dann nächsten Donnerstag wirklich klappt.

Sonntag, 30.10.2005

Ursprünglich wollten wir ja den Krüger-Park links liegen lassen. Es gäbe nirgends so viele Gelegenheiten, Tiere NICHT zu sehen, hiess es. Doch nun, da wir ohnehin nochmals in dieser Gegend weilen, wollten wir uns gestern Samstag und heute doch noch selbst davon ein Bild machen. Die erste tierische Begegnung machten wir allerdings schon auf dem Campingplatz Kanaan in Hazyview, wo wir zuvor zwei Nächte verbracht hatten. 

Der dortige Wachhund, ein riesiges Rottweiler-Männchen namens Jan, könnte durchaus als Löwe durchgehen. Und weil es ihm völlig an Erziehung fehlt, kann das zu sehr unangenehmen Erlebnissen führen. Der Schreiber dieser Zeilen wurde zweimal Opfer des unbändigen Spieltriebs dieses an und für sich friedlichen Riesentiers. Das erste Mal setzte es einen total zerkratzten linken Arm ab, das zweite Mal gelang vor dem Anspringen die Flucht in die Toilette.

Der Krüger-Park überraschte uns dann – sowohl positiv wie negativ. Positiv: Man sieht, insbesondere zwischen dem Skukuza-Camp und Lower Sabie entlang des Sabie Rivers, jede Menge Tiere: Elefanten, Flusspferde, Giraffen, Kudus, Wasserböcke, Nyalas und weitere Antilopen, Zebras, Warzenschweine, alle überhaupt nicht scheu. 



Und gestern Abend, bei zunehmend schlechter werdendem Wetter, begegnete uns nicht nur ein Nashorn, sondern wir erlebten auch noch den Angriff von zwei Löwinnen auf einen Wasserbock. Drei Meter vor unserem LandCruiser galoppiert der fliehende Bock durch, doch wo sind die Löwen? Die haben die Jagd schon aufgegeben. Einer trottet nach geraumer Zeit noch vorbei, doch die Beute ist längst verschwunden. Und erst zur allerletzten Minute vor Torschluss erreichen wir das Camp, dann entlädt sich auch schon ein heftiger Platzregen.



Heute nun zeigt sich das Wetter nach einer eher kühlen Nacht schon wieder von der bessern Seite. Doch dafür erleben wir nun den negativen Aspekt des Krüger-Parks: Weil die Hauptrouten entlang der besten Tierbeobachtungsplätze alle spiegelglatt asphaltiert sind, tummeln sich nicht nur Hunderte von Wochenendausflüglern mit ihren Autos, sondern auch noch riesige Reisebusse im Park. Tauchen irgendwo Flusspferde oder Elefanten auf, gibt es gleich ein wahres Verkehrschaos. Da lobt man sich doch wieder Pärke, wo die Pisten nur für richtige Geländewagen tauglich sind.

Dienstag, 1.11.2005

Es geschehen Zeichen und Wunder!! Den gestrigen und heutigen Tag haben wir – wiederum in Hazyview, aber nicht mehr auf dem Platz mit dem ungestümen Rottweiler – jenen Besorgungen und kleineren Reparaturen gewidmet, die in anderen afrikanischen Ländern mangels qualitativ guter Ersatzteile einfach nicht möglich sind. Tatsächlich ist es uns nun gelungen, die eine, zusehends weiter zerbröselnde Wasserbrause, durch einen fest montierten Wasserhahn zu ersetzen. Wir haben hier im Baumarkt endlich einen Adapter vom 3/8- zum 1/2-Zoll-Gewinde gefunden, und das Ganze ist erst noch dicht – toll, hoffentlich hält's bis nach Hause! Auch unsere Campingstühle liessen sich mit extrastarken Stoffbändern wieder herrichten, und die Sandalen aus Zanzibar, die dort nur mit altem Lastwagen-Reifenschlauchgummi besohlt verkauft werden, haben nun endlich richtige Sohlen erhalten. Und im ersten richtig guten Internet-Café seit Kenia konnten wir nun auch damit beginnen, das Verschiffen unseres LandCruisers nach Westafrika in die Wege zu leiten.

Nur das Wetter passt hier definitiv nicht mehr: Gestern Montag Abend entlud sich erneut ein Gewitter, gefolgt von einer empfindlich kühlen Nacht, und vereitelte unser geplantes Grillmenu. Und heute scheint sich das Ganze nach einem wiederum schwül heissen Tag nochmals zu wiederholen. Höchste Zeit, mit dem Schreiben aufzuhören, und das Grillfeuer anzuheizen, bevor es wieder zu spät ist.

Freitag, 4.11.2005

Gewitter gab es am Dienstag keines mehr, und die Steaks vom Grill schmeckten herrlich! Mittwoch und Donnerstag waren der nächsten Phase der Repararturen gewidmet: Das arg geschundene Fahrwerk unseres LandCruisers sollte wieder auf Vordermann gebracht und die vorderen Reifen kontrolliert und neu ausgewuchtet werden. Auch die Gasfedern zum Öffnen unseres Aufstelldachs bedürften eigentlich des Ersatzes; der Muskelkraft-Aufwand zum Hochstemmen der Dachkonstruktion wird laufend grösser. Nun, die Reifen waren kein Problem, der rechte vordere ist wieder 100-prozentig dicht, links kam einer der Reservereifen mit noch etwas mehr Profil drauf, und rund laufen sie nun alle wieder. Gasfedern in der für uns passenden Ausführung gab es in Nelspruit zwar keine, doch wir wissen nun, wo wir im Raum Johannesburg eventuell welche kriegen können. 

Am Donnerstag – nach einer Nacht auf dem Gelände der kleinen aber feinen Nelspruit Backpackers-Lodge (Backpackers bieten hier in Südafrika oft preisgünstigere Campingmöglichkeiten an als die eigentlichen Caravanparks) – standen wir gestern Morgen schliesslich pünktlich um acht Uhr früh (gähn!!) bei der lokalen Toyota-Vertretung, wo wir eine Woche zuvor für den Wechsel des Lenkungsdämpfers vorgesprochen hatten. Nun, neben dem Einholen von Visa scheinen sich die Werkstattbesuche langsam aber sicher zum grössten Ärgernis unserer Reise zu entwickeln. So passte das bestellte Ersatzteil nicht auf unser linksgesteuertes Fahrzeug und musste von den Werkstattleuten in einer halbtägigen Suchaktion durch die ganze Region nochmals organisiert werden. Dann liess sich das alte Teil kaum lösen, und so wurde es vier Uhr Nachmittags bis das gute Stück endlich wieder perfekt fahrbereit war. Nein, nicht ganz perfekt, denn nach der aufwändigen Demontage hätten Spur und Lenkradstellung neu justiert werden sollen, doch dazu sind südafrikanische Garagen nicht eingerichtet. Dazu muss man wiederum einen Reifenservice aufsuchen. Zu spät an diesem schon fortgeschrittenen Nachmittag. So vertagen wir auch diesen Fall auf die Region Johannesburg und fahren immerhin noch rund 70 Kilometer südwestwärts.

Mit Schrecken haben wir erst heute Morgen realisiert, dass ja schon wieder Freitag ist. So bringt es ja gar nichts, jetzt im gestreckten Galopp nach Johannesburg bzw. Pretoria zu fahren, denn übers Wochenende können wir weder unsere Schiffspassage endgültig buchen, noch das Visum für Ghana beantragen, geschweige denn die noch hängigen Wartungsarbeiten zu Ende bringen. Deshalb beschliessen wir kurzfristig, noch einen Abstecher nach Swaziland zu machen. Das ist ein kleines eigenständiges Land in der Nordostecke von Südafrika, früher britisches Protektorat, seit rund 40 Jahren aber eigenständiges Königreich. 

Das Land, das hier in Afrika so oft mit „Switzerland“ verwechselt wird, hat mit unserer Heimat tatsächlich einiges gemeinsam. Es ist sehr hügelig, dicht bewaldet, grün und sauber. Und es soll hier besonders viel regnen. Nun, wir haben einen guten Tag erwischt und geniessen das sauber und aufgeräumt wirkende Ländle im puren Sonnenschein. Wir sind aber nicht die einzigen. Offenbar ist Swaziland ein beliebtes Ausflugsziel südafrikanischer Motorradfahrer. An der Grenze treffen wir eine rund 100köpfige Gruppe von Harley-Davidson-Fahrern aus Pretoria, und der von uns eigentlich angepeilte Campingplatz ist voll belegt mit Motocross-Enthusiasten, so dass wir nicht weniger als 40 Kilometer weiter nach Bulembu fahren müssen. Das ist eine schmuck in üppigen Gärten gelegene Minenstadt, wo wir im Garten der grosszügigen Bulembu-Lodge einen Übernachtungsplatz mit schöner Aussicht finden.



Montag, 7.11.2005

Das Wetter in Swaziland ist tatsächlich dem schweizerischen ungemein ähnlich. Am Samstag haben wir noch bei schönem Wetter die stillgelegte Ngwenya-Eisenerzmine besichtigt, wo die Vorfahren der San-Buschmänner schon vor rund 40'000 Jahren nach Hematit gegraben haben sollen. Auch das Malolotja Naturreservat, das eine Landschaft in den Alpen sein könnte, befuhren wir noch bei angenehm warmem Frühsommerwetter. 

Während des Feierabendbiers auf dem liebevoll angelegten Campingplatz kriegten wir noch ungewohnten Besuch: Ein Graubülbül, ein ungefähr amselgrosser gelbschwarzgrauer Vogel, inspizierte gründlich das Innere unseres Fahrzeugs, bevor er sich genüsslich über unsere Knabbernüsse auf dem Tisch
hermachte. 
Beim Anfachen des Grillfeuers frischte dann ein bissiger Wind auf, und vor dem Schlafengehen hatte sich eine so dicke Nebelschicht über den Platz gelegt, dass wir kaum mehr den Weg vom Toilettenhäuschen zu unserem Camper zurück fanden. Doch es sollte noch dicker kommen: Rund eine Stunde später begann ein Gewitter mit heftigen Platzregen, Blitz und Donner, das sich erst gestern Sonntag Morgen beruhigte. Dabei sanken die Temperaturen auf immerhin rund 1600 Metern über Meer satt unter die Pullovergrenze.






So fuhren wir über die Hauptstadt Mbabane ins Tal und besuchten dort noch das Milwane Wildschutzgebiet. Vor allem Blessböcke, Kudus und Gnus sind hier ungemein dicht vertreten, die Hippos ihrerseits kommen hier besonders nah zur Mauer des Camps, das gab tolle Bilder, auch ohne Sonne! Heute morgen nun hat sich das Wetter wieder gebessert, und wir erreichten Bethal auf halber Strecke nach Johannesburg. Schade, auf dem direkt an einem kleinen See gelegenen gemeindeeigenen Caravanpark könnte man es sich noch ein paar Tage wohl sein lassen. Doch die Zeit drängt.

Freitag, 11.11.2005

Am Dienstag tauchten wir nun endgültig in die Region Johannesburg/Pretoria ein – eine riesige Agglomeration mit einem Moloch von Verkehr, wie wir ihn seit unserem Verlassen des europäischen Kontinents in Istanbul kaum mehr gesehen haben: riesige Staus, sogar auf sechsspurigen Autobahnen, Verkehrsampeln an jeder Ecke, Parkplatzknappheit, Hektik. Normalerweise machen wir um solche Ballungsgebiete einen grossen Bogen, doch diesmal haben wir hier eine Menge zu organisieren. Das erste schlägt schon mal fehl: Auch am Hauptsitz der Firma Diesel Electric finden sich keine Gasfedern mit Auszugslänge 132 cm für unser Dach. Das Einstellen der Radspur, noch kurz bevor alle Firmen um 17 Uhr Feierabend machen, ist indes kein Problem. Vielmehr indes, noch einen Übernachtungsplatz zu finden. Den einen (wohl einzigen) Caravanpark in der ganzen Region finden wir mit dem schlechten Wegbeschrieb nicht, und die Backpacker-Herbergen, welche allesamt Camping anbieten, sind für unser Fahrzeug meist zu eng. Bei einem einzigen finden wir gerade so knapp Platz in der Toreinfahrt.

Immerhin sind hier Internetcafé, Post, Einkaufsmöglichkeiten und die Botschaft von Ghana in Fussmarschdistanz. Doch letztere hatte den Visa-Schalter schon wieder geschlossen, wie wir dort aufkreuzten. Immerhin erhielten wir noch Antragsformulare zum Ausfüllen oder Kopieren in vierfacher Ausführung und erfuhren, dass wir je vier gleiche Passfotos beilegen müssten – genug zu tun für den Rest des Nachmittags. Gestern Donnerstag rückten wir dann mit all den Dokumenten samt Nachweis für die Gelbfieberimpfung rechtzeitig an. Doch prompt fehlte noch was: Beim Abholen unserer Pässe am nächsten Dienstag müssen wir entweder eine Bescheinigung unserer Arbeitgeber (worüber denn??) oder eine Reservationsbestätigung eines Hotels in Ghana vorlegen. Zum Glück gibt es sogar in Ghana noch flexible Leute: Die deutsche Betreiberin eines Resorts mit Campingplatz stellte uns auf telefonische Anfrage hin per Fax sofort eine solche Bestätigung aus. 

Eine Hürde war geschafft. Die Nächste: das Verschiffen unseres Autos. Keine einzige Schiffsgesellschaft liess sich finden, die uns auf der Strecke Südafrika-Ghana als Passagiere mitnehmen will. Dank eines sehr kompetenten Frachtagenten fanden wir jedoch eine Reederei, welche diese Strecke in neun bis elf Tagen (und nicht, wie uns aus Europa offeriert, in dreissig Tagen) schafft. Und die Kosten sind geringer als bei einer Buchung über die Schweiz oder Deutschland. Bleiben noch unsere Flugtickets. Erneut erschien uns die erste Offerte zu wenig kompetent bzw. zu teuer, so dass wir die Buchung nochmals vertagten. Um die Wartezeit auf unsere Ghana-Visa bis am Dienstag an einem etwas attraktiveren Ort als dem Backpacker-Parkplatz verbingen zu können, griffen wir gestern auf das Angebot jenes südafrikanischen Paares zurück, das wir auf der Fähre von Tanzania nach Mozambique getroffen hatten. Johann und Amanda Engelbrecht besitzen in der Nähe von Pretoria eine Farm, wo wir nun logieren können.

Sonntag, 13.11.2005

Gestern Samstag besuchten wir mit unseren Gastgebern noch eine hiesige Spezialfirma für Camping- und Expeditionsfahrzeuge – Johann und Amanda möchten sich für spätere Reisen ein ähnliches Mobil wie unseres aufbauen lassen. Gewisse Detaillösungen der Polyesteraufbauten beeindruckten uns zwar (z.B. Hubdachverdeck aus Zeltstoff statt Blachenmaterial, Staufächer, die von aussen zugänglich sind, etc.), doch die Verarbeitungsqualität ist ein Graus! Wir loben uns unseren deutschen Umbauer, obwohl uns gewisse Bauteile hie und da Ärger bereiten.


Heute nun beschlossen wir angesichts des tollen Wetters, einen Ausflug nach Sun City zu unternehmen. Das ist so etwas wie Las Vegas in Miniausführung und wirkt hier in Afrika völlig dekadent: riesige Spielkasinos, pompöse Hotels, dazwischen ein künstlicher Badestrand und Dschungelpfade, auf denen man sich tatsächlich fast verirren könnte. An den Spielautomaten haben wir zwar kein Glück, unser Einsatz von 50 Rand (ca. 10 Franken) ist jedenfalls im Nu weg, dafür ergötzen wir uns wieder einmal an den Auswüchsen der westlichen Überflussgesellschaft. 

Erst kurz vor Sonnenuntergang bzw. vor dem Losbrechen eines heftigen Gewitters verlassen wir die Casinostadt und finden in der Nähe einen Campingplatz. Es ist niemand am Empfang, macht nichts, wir stellen trotzdem auf. Später kommen noch Gäste, die ein Bungalow reserviert haben und warten darauf, dass ihnen eine halbe Stunde später jemand den Schlüssel dazu aushändigen kommt – wir sind wieder in Afrika!

Dienstag, 15.11.2005

Auf dem Rückweg von Sun City nach Pretoria machten wir gestern Montag noch einen Abstecher zum Hartebeespoortdam, einem weiteren Nahausflugsziel der südafrikanischen Grossstädter. Der von luxuriösen Wochenendhäusern gesäumte Stausee erinnert uns stark an die Tessiner Seen in der Schweiz. Danach nahmen wir ein letztes Mal die Gastfreundschaft von Johann und Amanda Engelbrecht in Anspruch, bevor wir heute Morgen unsere Visa für Ghana abholen und der Grossstadt endgültig den Rücken kehren konnten. 

Oder jedenfalls fast; in der Botschaft von Ghana entdeckten wir nämlich noch einen Aushang für besonders preisgünstige Flüge nach Accra. Also nichts wie hin zu diesem Reisebüro in den Vorort Roedepoort. Das von einem jungen Paar aus Ghana erst zwei Wochen zuvor eröffnete Büro entpuppt sich als kleiner kahler Raum im zweiten Stock eines Bankgebäudes mit einem Schreibtisch, einem Computer plus Drucker, einem Telefax und einem Telefon. Doch die Offerte für zwei Direktflüge Johannesburg-Accra liegt hier umgerechnet rund 200 Franken tiefer als jene, die wir eine Woche zuvor für einen wohl eher mühsamen Umsteigeflug via Addis Abeba eingeholt hatten. Eine handgeschriebene Quittung, eine etwas holprige Buchungsbestätgung aus dem Computer und die Aufforderung, am Tag darauf per Telefax den zum Abholen der Tickets auf dem Flughafen benötigten Referenzcode abzufragen – das ist alles, was wir erhalten. Wenn das nur gut kommt! 

Wir fahren noch rund 120 Kilometer weit bis zur Grenze der Provinz Freestate, wo wir am Ufer des Vaal River nach einigem Suchen einen idyllischen  Campingplatz finden. Ein Grillfeuer, eine Flasche Wein, Vollmond – was will man mehr.

Freitag, 18.11.2005

Am Mittwoch ging die Fahrt weiter bis nach Bloemfontein, einer modernen Stadt, die wir bereits vor einem halben Jahr angefahren hatten. In einem grossen Einkaufszenter fanden wir, was wir suchten: ein Copy Center mit Telefax und eine Telefonkabine mit Münzbetrieb. Hier erhielten wir vom Reisebüro die Bestätigung für die Flugbuchung und von South African Airways die Referenznummer für die Buchung. Nur, so die Dame von der Fluggesellschaft, die Zahlung sei noch nicht eingegangen und die Buchung damit noch nicht definitiv. Sind wir nun doch noch einem Betrüger aufgesessen??

Gestern Donnerstag ein weiterer Marathonfahrtag: rund 400 Kilometer von Bloemfontein nach Graaff Reinet, einem kleinen, malerischen und historisch wichtigen Ort in den Bergen der Provinz Eastern Cape. Die Auskunft der weissen alten Dame auf der Touristeninformation ist allerdings nicht erfreulich: Der einzige Caravanpark hier koste uns 110 Rand, ob wir gleich buchen wollten? Wir dankten höflich, versuchten aber unser Glück dennoch. Und siehe da, vor Ort kostete der Platz uns gerade mal 60 Rand! Das sei, so die Platzbetreiberin, ein fauler Trick des Touristenbüros, um 50 Rand extra kassieren zu können. Dafür gibts heute morgen Entwarnung an einer andern Front: Die Fluggesellschaft SAA bestätigt uns den Eingang der Zahlung für unsere Tickets. Offenbar wird man also hier in Südafrika noch fast eher von Weissen als von Schwarzen übers Ohr gehauen. Und weil der Camping so preisgünstig ist, blieben wir heute hier und beginnen mit ersten Vorbereitungen für unseren Transfer nach Ghana, um dort die dritte Etappe unserer Reise in Angriff zu nehmen.

Dienstag, 22.11.2005

Noch einmal genossen wir am Samstag Vormittag im Valley of Desolation die wilde Schönheit der Grossen Karoo, einer Hochebene mit bizarren Felsformationen und reichhaltigem Wildbestand.


Dann ging‘s runter ans Meer nach George und am Sonntag von dort direkt nach Strand, jenem Vorort von Kapstadt, wo wir schon im März nach unserer Ankunft aus Indien bei Boris und Brigitte Baumann aus der Schweiz und deren Nachbarn mit Schweizer Namen, Tony und Noleen Abegglen logieren konnten. 

Gestern Montag stand als erstes ein Termin bei der Frachtagentur auf dem Programm, um das Verschiffen unseres LandCruisers in die Wege zu leiten. Doch einmal mehr schienen wir zuerst ein Opfer der Unwägbarkeiten in der Schiffsfrachtbranche zu werden. Anders als uns noch vor ein paar Tagen in Pretoria gesagt wurde, sei die letzte Gelegenheit zum Einladen in den Containerfrachter Spykes Sprinter nicht am Mittwoch sondern an diesem Montag Nachmittag, und das wiederum reiche nicht mehr, um die Zolldokumente vorzubereiten. Wir sind einfach perplex! Doch weil diese Branche eben so chaotisch ist, gibt es meistens auch noch Sonderlösungen. Die Frachtagentin legt sich mächtig ins Zeug und arrangiert bei der Schiffsgesellschaft einen Spezialtermin zum Einladen: Dienstag 13 Uhr. Wir selbst sollen um neun Uhr am Containerterminal eintreffen, Zollabfertigung sei um elf. Und der Tank unseres LandCruiser müsse fast leer sein. Für eine Transportbewilligung mit Treibstoff an Bord reiche die Zeit nun definitiv nicht mehr.

Nun hiess es für uns ebenfalls nichts wie los, denn vor der Abfahrt wollten wir noch einen Ölwechsel vornehmen lassen, und der fast noch halb volle Dieseltank musste ja auch noch geleert sein. Nun, einfach weggiessen wollten wir den kostbaren Saft ja auch nicht und griffen deshalb zu einem Trick: 25 Liter aus dem Haupttank raus in eine Kanne und von dort wieder in den Zusatztank. So wird, bis wir von Strand zum Hafen von Kapstadt gefahren sind, die Tankanzeige praktisch nichts mehr anzeigen, und in unserem 180-Liter-Zusatztank fallen 25 Liter kaum auf, das tönt beim Dranklopfen immer noch leer.

Heute dann die Überraschung: Die Verladerei klappt wie am Schnürchen. Die Zollbeamtin kommt zwar eine halbe Stunde zu spät, doch um zwölf Uhr ist der Container zu, das Siegel und unser Vorhängeschloss kommen dran und zehn Minuten später wird die Kiste schon auf einen Lastwagen gehievt und zum Schiff gefahren. Wir sind wieder Rucksacktouristen, so Poseidon will allerdings nur für rund 12 bis 14 Tage. Denn dann soll der Container bereits im Hafen von Tema zum Ausladen bereit stehen – wir lassen uns überraschen!



Sonntag, 27.11.2005

In der Schweiz schneit es, wir geniessen den südafrikanischen Frühsommer mit Temperaturen um 28 bis 30 Grad. Völlig ungewohnt dazu: die Weihnachtsdekorationen auf den Strassen und in den Einkaufszentren. Nichts desto trotz sehen wir ungeduldig dem Tag entgegen, wo wir in Ghana wieder unser rollendes Haus in Empfang nehmen und die dritte Etappe unserer Reise in Angriff nehmen können. Zwar sind wir hier in Strand bei Freunden bestens aufgehoben, ohne eigenes Auto ist man hier in Südafrika aber etwa gleich unbeweglich wie in den USA. Für Mittwoch und Donnerstag organisierten wir uns deshalb einen Mietwagen, um noch restliche Besorgungen wie das Buchen der Flugtickets von Kapstadt nach Johannesburg (billiger als Hinfahren!) am kommenden Mittwoch zu erledigen und mit dem Besuch des Tafelbergs bei herrlicher Fernsicht die Wartezeit auf unseren Abflug zu verkürzen.





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