Drei Jahre Kanaren – unsere Top und Flop 10

Am 13. Januar werden es drei Jahre sein, seit dem wir kanarischen Boden betreten haben. Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen, was uns in unserer neuen Wahlheimat positiv und negativ überrascht hat.



10 Facts, die uns klar positiv überraschen konnten 

1) besseres Wetter als in Medien und Büchern für La Palma vorausgesagt

Landläufig ist La Palma als jene der kanarischen Inseln verrufen, auf der es am meisten regnet. Mag sein, dass dies auf die nördlichen und östlichen Regionen zutrifft. Im Valle de Arídane hingegen, wo wir wohnen, scheint die Sonne mindestens so viel wie auf den anderen Inseln.

2) grandiose Sternenhimmel, Sonnenuntergänge und Regenbogen

Wenn es dann mal regnet, dann scheint oft gleichzeitig die Sonne, was zu phantastischen Regenbogen führt. Die klare Luft ermöglicht zudem eine grandiose Sicht auf den Sternenhimmel und Sonnenuntergänge, die jeden Tag wieder anders aussehen.

3) fruchtbare Natur samt Pilzen und Marroni

Das etwas feuchtere Klima, bedingt durch die Lage am weitesten im Atlantik draussen, sorgt dafür, dass La Palma eine der am üppigsten bewachsenen Inseln ist. Hier grünt und blüht es wie auf keiner der anderen kanarischen Inseln, was La Palma auch den Namen „isla bonita“ eingebracht hat. Vor allem auf der Ostseite und an den Flanken der Cumbre (Bergkette, welche die Insel in Nord/Südrichtung teilt) wachsen im Winterhalbjahr Pilze und im Herbst kann man in den Edelkastanienwäldern Marroni sammeln. Mit etwas Giessen wuchert es auch auf der Westseite im eigenen Garten. Mittlerweile können wir eigene Orangen, Zitronen, Pflaumen, Nispeln und Peperoncini ernten, dazu Basilikum, Oregano, Zitronenmelisse und grosse Blätter, genannt Pfefferohren, welche sich für würzige Rouladen aller Art eignen.

4) vergünstigte Preise für Alkohol, Treibstoff und Rauchwaren

Die weit vom spanischen Festland entfernte Lage vor der Küste Nordwestafrikas beschert den kanarischen Inseln den Status einer Zollfreizone, was sich vor allem in den Preisen von alkoholischen Getränken, Treibstoff und Raucherwaren niederschlägt. So kostet hier ein Liter spanischer Brandy (Osborne Veterano) weniger als 8 Euro. Zum Vergleich: In der Schweiz kosten 7 dl desselben Brandys mindestens 18 Franken. Benzin bleifrei 95 gibt es auf Teneriffa für weniger als 1 Euro pro Liter. Auf La Palma wird der Preis mit 1,18 Euro von einer Treibstoff-Mafia derzeit zwar noch künstlich hoch gehalten, doch sind politische Vorstösse im Gange, welche uns bald ebenfalls noch günstigere Preise bescheren sollen. Zigaretten schliesslich sind für 2 bis 3 Euro pro Päckli erhältlich – wir rauchen allerdings trotzdem nicht.

5) preisgünstiges Gesundheitssystem – sobald man weiss, wie’s funktioniert

Das Gesundheitssystem in Spanien ist zweigleisig. Es gibt ein öffentliches Netz von regionalen Spitälern und sogenannten Gesundheitszentren in jeder Gemeinde.  Finanziert wird eine Behandlung dort ausschliesslich über die Sozialversicherung mit den Beiträgen von Arbeitnehmern und Selbständigerwerbenden. Einen Selbstbehalt gibt es nicht. Aber Achtung: Als nicht erwerbstätiger, noch nicht Rente beziehender residenter Ausländer ist man nicht versichert! Zwar gibt es auch private Ärzte (vor allem Spezialisten, Zahn- und Augenärzte), Ärztehäuser und Kliniken, deren Leistungen über private Krankenversicherungen (mit vergleichsweise sehr tiefen Prämien) abgegolten werden. Doch diese sind nachts ab 21.00 Uhr und sonntags geschlossen und somit für medizinische Notfälle nicht verfügbar.

6) reichhaltige und preisgünstige Lebensmittelversorgung

Auf La Palma gibt es mittlerweile grosse Supermärkte wie Hiperdino, Lidl und Mercadona, welche jenen auf dem Festland kaum nachstehen und abends bis 21.00 oder 22.00 Uhr geöffnet haben. Mit Ausnahme von gewissen Importartikeln ist das Preisniveau erfreulich tief, und das Sortiment verbessert sich laufend.

7) hervorragender Ausbaustandard der Hauptstrassen

Nicht zuletzt dank grosszügigen Subventionen seitens der EU befinden sich die Hauptstrassen auf allen kanarischen Inseln in hervorragendem Zustand, werden laufend ausgebaut und regelmässig saniert, wenn sich Schäden im Belag gebildet haben (auf La Palma verursacht vor allem durch die 40-Tonnen-Sattelzüge der Bananen-Exporteure).

8) gute Internetpräsenz und -interaktivität der staatlichen Institutionen

Anders als das lokale Gewerbe (siehe weiter unten) sind Staats- und Provinzbehörden sowie das Cabildo Insular (die Inselregierung) weitgehend digitalisiert. Man kann sich via Internet umfassend informieren, Formulare online ausfüllen, Termine auf Amtsstellen online vereinbaren usw.

9) zahlreiche Flugverbindungen nach Teneriffa und Gran Canaria

Anders als die Fährverbindungen (siehe weiter unten), sind die Flugverbindungen hin zu den grossen Nachbarinseln Teneriffa und Gran Canaria ausgezeichnet. So fliegt allein die grösste intrainsulare Fluggesellschaft Binter Canarias nicht weniger als neun Rotationen pro Tag zwischen La Palma und dem Nordflughafen von Teneriffa und deren vier nach Gran Canaria. Und als Residenter bezahlt man für so einen Flug bloss zwischen 10 und 20 Euro.

10) erfreuliche Auslastung unseres Gästebungalows

Seit rund zwei Jahren haben wir nun unser Gästehaus auf mehreren Plattformen wie Airbnb, FeWo-direkt und E-Domizil ausgeschrieben und dabei aus dem Stand einen erfreulichen Auslastungsgrad erreichen können. In diesem Winterhalbjahr spüren wir allerdings das durch die Konkurse von Air Berlin, Germania und Thomas Cook sowie den Subventionsstreit zwischen EasyJet und dem Cabildo Insular ausgedünnte Flugangebot in Form von deutlich weniger Anfragen.

10 Facts, die wir in etwa so erwartet (befürchtet) hatten 

1) heilige Mittagspause, uneinheitliche Öffnungszeiten

Zugegeben, unser Tagesrhythmus mit Aufstehen nicht vor 9 Uhr (vorher scheint hier ja noch kaum die Sonne!), Brunch um 11 Uhr, dann aber Aktivität ohne grosse Pausen bis zum Nachtessen um +/– 19 Uhr ist schon etwas speziell. Ja, wir waren noch nie Freunde von langen Mittagspausen oder reichhaltigem Mittagessen. Aber hier reissen uns die Öffnungszeiten manchmal schon den letzten Nerv aus. Technische Fachgeschäfte schliessen von 13.00 bis 15.00 Uhr. Andere kleinere Läden meist von 13.30 oder 14.00 Uhr bis 16.00 oder sogar 16.30 Uhr. Banken, Behörden, Post etc. machen um 14.00 Uhr dicht und öffnen danach gar nicht mehr. Durchgehend geöffnet sind bloss die grossen Supermärkte. Dort kann man dafür von 14.00 bis 16.00 in absoluter Ruhe einkaufen.

2) mangelnder Nachschub in den Supermärkten

So gross und reichhaltig dotiert die Supermärkte auch sein mögen, wenn man regelmässig einen ganz bestimmten Artikel, nennen wir ihn mal Produkt X, benötigt, dann sucht man ihn bestimmt eines Tages vergebens. Das Regal ist zwar wie immer schön gefüllt, aber dort, wo sonst Produkt X eingeräumt ist, lagert nun auf einmal das (teurere) Pendant einer anderen Marke oder gar ein anderes Produkt. Tage oder Wochen später ist Produkt X auf einmal wieder da. Kann ja vorkommen, dass auf einer Insel mal der Nachschub klemmt. Wir argwöhnen aber, dass das Problem nicht in der Zulieferung, sondern viel eher im Bestellwesen zu suchen ist.

3) eine Unmenge an kleinen Ferreterias statt eines grossen Baumarkt-Centers

Richtig schwierig wird es, wenn man eine ganz bestimmte Schraube, Niete, Blende, Winkelverbindung, Abdeckkappe o.ä. benötigt. Denn einen richtig grossen Baumarkt wie Obi oder Jumbo sucht man, zumindest auf La Palma, vergebens. In Teneriffa und Gran Canaria gibt es immerhin den eher teuren Leroy Merlin, aber wer fliegt denn schon wegen eines Kleinteils auf eine Nachbarinsel. Auf der Suche nach genau diesem Kleinteil bleibt einem also nur, Dutzende von kleinen und mittleren Handwerker-Fachgeschäften (sog. Ferreterias), eines nach dem andern abzuklappern – oder online auf Amazon zu bestellen. Wir bevorzugen mittlerweile die letztere Variante, die hervorragend funktioniert.

4) eher distanzierte Haltung der Palmeros gegenüber ausländischen Residenten

Es gibt immer wieder Gutmenschen, die versuchen es schön zu reden. Tatsache aber ist: Die Ureinheimischen von La Palma mögen Ausländer, vor allem jene, die sich hier niederlassen, nicht besonders. Der Anteil der residenten Ausländer an der Wohnbevölkerung beträgt zwar bloss 5 Prozent, aber irgendwie scheinen die Palmeros Angst zu haben, wir, würden Ihnen ihre Insel streitig machen. Nicht dass eine offene Feindschaft herrschen würde, aber doch eine weit verbreitete distanzierte, argwöhnische Grundhaltung.

5) wenig Englisch und schon gar nicht Deutsch

Wer nicht spanisch spricht, hat hier früher oder später ein Problem. Denn ausser in der Tourismus-Branche wird wenig englisch und kaum deutsch gesprochen, auf Amtsstellen prinzipiell schon gar nicht. Doch auch wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, leidlich spanisch gelernt hat, der versteht zu Beginn erst einmal überhaupt nichts. Denn erstens sprechen Spanier allgemein mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs, und zweitens verschlucken die Canarios gleich noch die Hälfte der Silben. Jetzt, nach drei Jahren, hat sich das Gehör langsam darauf eingestellt.

6) Telefonitis, nicht selten auch am Steuer

Schon mal eine junge Frau gesehen, die während ihres Fussmarschs NICHT telefoniert oder NICHT auf ihrem Handy rum tippt? Das ist zwar ein weltweites Phänomen, aber uns erscheint es nirgends so ausgeprägt wie hier. Und wenn einer an der Ampel bei grün stehen bleibt, auf gerader Strecke auf einmal Schlangenlinie fährt oder in einer Kurve strassenmittig auf einen zukommt, dann hat er bestimmt das Telefon am Ohr oder schreibt grad eine SMS.

7) Parkplatzmangel, verschärft durch schlampige Parkierer

Telefonieren am Steuer ist die eine von eigentlich nur zwei Unarten der hiesigen Verkehrsteilnehmer. Sonst wird hier erstaunlich diszipliniert und vorsichtig gefahren. Die zweite Macke ist das unpräzise Parkieren. Nicht selten stehen die Autos so, dass sie gleich zwei Parkfelder belegen, was vor allem in den Zentren der grösseren Ortschaften den notorischen Parkplatzmangel nochmals verschärft. Bussen von der Polizei? Fehlanzeige, ausser der Fahrer ist von weitem als Ausländer erkennbar.

8) gutes Entsorgungs-System, aber schlechte Entsorgungs-Disziplin

Mülltrennung und Recycling werden hier seitens der Behörden vorbildlich gross geschrieben. In jedem Quartier gibt es Container für Verpackungsmaterial (Alu- und Blechdosen, Tetrabriks, PET- und andere Plastikflaschen sowie alle Arten von Plastikverpackungen), für Glas, für Papier und Karton sowie für den Restmüll. Zudem gibt es an drei Orten auf der Insel einen sogenannten Punto Limpio, wo alles, aber auch wirklich alles, schön säuberlich getrennt zur Wiederverwertung entsorgt werden kann – völlig kostenlos! Umso unverständlicher ist es, dass es immer noch Leute gibt, welche Bierdosen und Schokopapier in den nächsten Garten kicken, alte Elektrogeräte in ein verlassenes Grundstück werfen oder samt und sonders alles, ohne zu trennen, in die Restmüll-Tonne stopfen.

9) Temperaturdifferenzen zwischen Meereshöhe und 750 m ü. M.

Pro 100 Meter Höhendifferenz sinkt die Temperatur um ein Grad – so lautet die landläufige Regel. Stimmt, aber nicht immer, nicht überall und nicht linear. Sobald tagsüber die Sonne scheint, gleicht deren Strahlung die kühlere Lufttemperatur aus. Und es gibt Wetterlagen, bei denen es, je höher, desto wärmer wird. Aber spätabends und nachts kann es im Winterhalbjahr bei uns oben knapp über 10 Grad kühl sein, während man, 15 Kilometer entfernt, am Strand von Puerto de Tazacorte oder Puerto Naos noch im T-Shirt draussen sitzen kann. Wir haben’s gewusst, aber ein so solid gebautes Haus mit einem so tollen Garten und so schöner Aussicht hätten wir weiter unten zu diesem Preis nirgends gefunden.

10) erhöhter Materialverschleiss aufgrund von UV-Belastung, hoher Luftfeuchtigkeit und Wind

Die kanarischen Inseln liegen im Atlantik zwischen dem 27. und 30. Breitengrad. Das heisst intensive UV-Bestrahlung, hohe Luftfeuchtigkeit und viel Wind. Ungeschützte Kunststoffteile können nach einiger Zeit in der Sonne komplett zerbröseln, elektrische Kontakte gilt es regelmässig mit Spezialspray von Oxidation zu befreien, und alles, was draussen rumsteht, muss befestigt oder windsicher verstaut werden, sonst fliegt es früher oder später mal weg.

10 Facts, die wir uns weniger schlimm vorgestellt hatten

1) Unpünktlichkeit, fehlendes Terminverständnis

Mañana, mañana … Den Spruch kennt man ja. Dass das fehlende Zeitverständnis aber derart ausgeprägt ist, hätten wir so nicht erwartet. Beispiel eins: Da haben wir doch im November 2017 unsere Lizenz zum Vermieten unseres Gästehauses beantragt. Zwei, drei Wochen werde es dauern, sagte man uns auf dem Cabildo Insular. Tatsächlich erhielten wir unsere Lizenz erst Ende Februar 2018, also nach über drei Monaten. Beispiel zwei: Unseren Whirlpool sollten wir Ende Mai geliefert bekommen. Mitte Juli stand er dann endlich auf seinem Platz. Und, um beim Jaccuzzi zu bleiben, Beispiel drei: Der Techniker, der uns den Pool samt Solarheizung schliesslich betriebsbereit stellte, hat ja hervorragende Arbeit geleistet. Doch, wenn er verkündete, um 10 Uhr auf der Matte zu stehen, dann rückte er regelmässig nicht vor 11.30 Uhr an. Meist, um 10 Minuten später gleich wieder abzuhauen, da er noch ein fehlendes Teil besorgen müsse.

2) geringe Beantwortungsrate von E-Mails

Seit je her liegt es dem Schreiber dieser Zeilen näher, per E-Mail zu kommunizieren, anstatt zu telefonieren. Hier in einem fremdsprachigen Land umso mehr. Doch hierzulande grassiert besonders im lokalen Gewerbe, aber auch bei nationalen Grossfirmen, geradezu eine Kultur der E-Mail-Verweigerung. Antwort kriegt man oft erst nach wiederholtem Anmahnen. Und wenn man in einer E-Mail mehrere Fragen stellt, wird nicht selten nur die erste beantwortet. Es gibt sogar grosse Firmen wie die Fluggesellschaft Iberia oder den Telefon-Anbieter Movistar, welche gar keine Anfragen von Kunden mehr per E-Mail entgegen nehmen.

3) langsame und überteuerte ADSL-Internet-Versorgung

Bleiben wir bei Movistar: Bei unserer Ankunft 2017 versprach der Ableger des ehemals staatlichen Monopolisten Telefonica, dass innert Jahresfrist der grösste Teil der Insel mit Glasfaserkabel ausgerüstet werde. Doch auch nach drei Jahren ist in unserem Quartier im oberen Teil von El Paso davon nichts zu sehen. Konkrete Anfragen dazu werden nicht beantwortet, Telefonica verweist auf die Gemeinde, welche noch keine Bewilligung erteilt habe, die Gemeinde verweist auf die Telecom-Anbieter welche sich in Sachen Kostenaufteilung nicht eins seien. So kämpfen wir nach wie vor mit einer lausigen ADSL-Verbindung, welche zwar theoretisch 10 mbit/s übertragen sollte, in Tat und Wahrheit aber zeitweise unter 1 mbit/s abrutscht. Und alle 6 Monate flattert von Movistar eine Preiserhöhung ins Haus mit der vollmundigen Begründung der permanenten Qualitätsverbesserung. Nun haben wir die Nase voll und wechseln zu Verimax, einem lokalen Anbieter, welcher uns das Internetsignal zu günstigerem Tarif auf dem Funkweg auf eine Parabolantenne zuliefert.

4) fehlende Internetpräsenz des lokalen Gewerbes

Einen Handwerker suchen oder den Lieferanten eines bestimmten Produktes. Google weiss alles. Meistens, nur hier nicht. Denn das lokale Gewerbe verweigert sich nicht nur der Kommunikation per E-Mail, sondern präsentiert sich und sein Angebot auch in den seltensten Fällen auf einer eigenen Website. Und wenn, dann ist diese oft völlig unaktuell und/oder über die Suchmaschinen kaum auffindbar.

5) Mangel an verlässlichen Handwerkern

Dennoch, es gibt tatsächlich gute Handwerker hier auf La Palma. Meist sind es welche, die aus Deutschland kommen (und etwas teurer sind) oder solche, die längere Zeit in Deutschland gearbeitet haben. Doch es sind viel zu wenige. Und sie sind, wegen der oben genannten fehlenden Internetpräsenz, obendrein noch schwer zu finden.

6) schlechte Qualität bei Haushaltartikeln

Ob beim China-Shop, in der wöchentlichen Aktion von Lidl oder in den Ferreterias, Elektrogeräte und andere Haushaltartikel werden hier landauf, landab zu Schnäppchenpreisen feil geboten. Doch ihre Dauerhaftigkeit ist miserabel. Ein Gartenbesen mit ausziehbarem Stiel von Lidl zum Beispiel: Die Borsten sind noch perfekt, doch der Stiel ist nach wenigen Wochen gebrochen. Ein Gasanzünder für Kerzen, Cheminée-Ofen etc. aus dem Chinashop: nach dem zweiten Nachfüllen keine Power mehr. Ein elektrischer Wasserkocher aus einem lokalen Haushaltsgeschäft – nach zwei Monaten tot. Ein zweiter desselben Typs – dito. Immerhin gab es Garantieersatz samt der Möglichkeit, die Marke zu wechseln.

7) fehlende Wärmeisolation der Häuser

Wenn es winters draussen gegen Morgen mal knapp unter 10 Grad kalt wird und dazu noch eine steife Brise von Nordosten weht, dann herrschen beim Aufstehen auch drinnen kaum mehr als 15 Grad. So zufrieden wir sonst mit der Qualität unseres Eigenheims sind, mit der Isolation sind wir es nicht. Der Grund: Während früher hier die Häuser aus massiven Steinblöcken gemauert wurden, kommen seit ein paar Jahrzehnten fast nur noch Hohlblockquader (sog. Bloques) zur Anwendung, deren Isolationswert praktisch gleich null ist. Das mag auf Meereshöhe unten noch knapp gehen, hier oben läuft ohne Ofen oder andere Heizquellen jedoch gar nichts mehr.

8) extrem bürokratischer Staatsapparat

Jedes Land hat seine bürokratischen Fussangeln, das ist in der Schweiz oder in Deutschland nicht anders. In Spanien jedoch wird Bürokratie geradezu perfektioniert. Für alles und jedes braucht es eine behördliche Lizenz. Und für alles und jedes ein klar definiertes Formular. So gilt es zum Beispiel, jährlich drei Steuererkärungen (Auslandvermögen, allgemeines Vermögen und Einkommen) einzureichen. Als Selbständigerwerbender muss man gar alle drei Monate die Mehrwertsteuer abrechnen und einen Vorschuss zur Einkommenssteuer abliefern. Und wer als Betreiber einer Touristen-Unterkunkft seinen Gästen den Flughafen-Transfer offerieren will, bräuchte dazu eigentlich eine Lizenz. Kein Wunder, dass an jeder Ecke eine Gestoría oder eine Asesoría ihr Büro hat, um den überforderten Bürgern den Bürokram zu erledigen.

9) schlechte Fährverbindungen zu den anderen kanarischen Inseln

Zwar ist das Fährangebot zwischen Teneriffa und Gran Canaria hervorragend und zu den Inseln Lanzarote, Fuerteventura und La Gomera zumindest ganz passabel. Hier auf La Palma fühlen wir uns fährtechnisch jedoch richtig am A…. der Welt. Wer mit dem Auto oder Motorrad die Insel verlassen will, kann dies nur zu nachtschlafender Zeit. „Armas“ fährt um ca. 4.00 Uhr, „Fred Olsen“ um 05.15 Uhr los. Und in umgekehrter Richtung geht es ab Teneriffa (bzw. La Gomera) nur spät abends. Am Samstag gibt es sogar keine einzige Möglichkeit, unsere Insel auf dem Seeweg zu erreichen. So werden Ausflüge zu logistischen Herausforderungen.

10) zu wenig direkte Flugverbindungen mit der Schweiz

Ähnlich sieht es mit den Flugverbindungen in die Schweiz aus. Während aus Deutschland mittlerweile ganzjährig Direktflüge nach La Palma durchgeführt werden, beschränkt sich das Angebot an Nonstop-Verbindungen aus der Schweiz auf die Zeit von November bis April, obwohl La Palma gerade im September/Oktober wettermässig viel attraktiver wäre. Und von den immerhin drei Anbietern der vergangenen Saison (Germania, EasyJet und Edelweiss) ist nur noch letztere übrig geblieben, welche als Monopolistin nun auch keine Schnäppchenpreise mehr offerieren muss. So kostet bei Edelweiss zum Beispiel Ende April der Flug von La Palma nach Zürich rund doppelt soviel wie die in etwa gleich lange Strecke von Teneriffa Süd aus.

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