Reisen trotz Pandemie – ein Selbstversuch

Nach einem Jahr und dreimaligem Verschieben eines bereits gebuchten Fluges hat es endlich geklappt. Unsere Sie ist problemlos für zwei Wochen von La Palma in die Schweiz und wieder zurück geflogen. Hier die fast endlos wirkende Story einer an und für sich kurzen Reise.

Eigentlich war der Trip für Mai 2020 geplant gewesen. Deshalb buchten wir im Januar 2020 bei Swiss/Edelweiss die Route Teneriffa Süd-Zürich-Teneriffa Süd – damals gab es nach April keine Direktflüge zwischen La Palma und der Schweiz. Doch Mitte März verhängte die spanische Regierung bekanntlich den kollektiven Hausarrest bis Ende Mai, entsprechend strich die Airline alle Flüge.

Also umbuchen auf Ende September. Doch Mitte September änderte das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Quarantäne-Strategie. Aus administrativen Gründen (Personalmangel?? Bequemlichkeit??) wurden bezüglich Corona-Inzidenz ab sofort nur noch angrenzende Länder nach Provinzen beurteilt. Das heisst die Kanaren gehörten ab sofort zu Spanien, was eine zu hohe Inzidenz und damit 10 Tage Quarantäne bedeutete. Deshalb stornierte Swiss/Edelweiss den Flug mangels Nachfrage erneut.

Also umbuchen auf Anfang November. Doch obwohl die Schweiz unterdessen mit einer 14-Tage-Inzidenz von über 1000 Fällen pro 100'000 Einwohnern zeitweise höher lag als Spanien und die Kanaren sogar um das 8-Fache übertraf, blieb die unsägliche Quarantäne-Regel "+60" bis Ende November bestehen. Deshalb cancelten diesmal wir die Reise, ohne aber gleich direkt umzubuchen.

Mitte März: Endlich unterschreitet Spanien wieder den seit Dezember geltenden und damit endlich realistischen 14-Tage-Inzidenzwert "Schweiz +60". Also SOFORT umbuchen. Das hat sich ausbezahlt. Aus dem ursprünglich gebuchten Flug Teneriffa Süd-Zürich-Teneriffa Süd wurde schrittweise ein Flug La Palma-Zürich-La Palma (normalerweise viel teurer), aber ohne dass wir auch nur einen einzigen Cent draufzahlen mussten – DANKE Swiss/Edelweiss!

Am 10. April ist es soweit. Unsere Sie darf endlich in die Schweiz fliegen, um nach über einem Jahr ihre Angehörigen wieder zu treffen. Zum Flug in die Schweiz braucht es einen negativen Corona-Test (es reicht ein Schnelltest innerhalb 24 Stunden vor Abflug) und ein ausgefülltes Einreiseformular. 

Der Schnelltest ist eine Sache von 15 Minuten bei einer deutschen Arztpraxis in unserer Wohngemeinde El Paso (www.arztlapalma.com). Kostenpunkt: 40 Euro. Auch das Einreiseformular (swissplf.admin.ch/formular) stellt eigentlich keine Herausforderung dar. Allerdings kann es erst ausgefüllt werden, wenn die Sitzplatz-Nummer im Flugzeug bekannt ist, also erst nach dem Web-Check-in, welches frühestens 23 Stunden vor Abflug vorgenommen werden kann.

Test, Einreiseformular, Check-in-Bestätigung – alles ready!  Dann kann's losgehen. Und wie! Flughafen fast leer, Gepäckaufgabe und Kontrolle der Dokumente problemlos, Abflug pünktlich wie selten. Flug völlig entspannt, allerdings immer mit Maske – die Flugbegleiterinnen kontrollieren, aber immer mit Augenmass... Und dank Rückenwind Ankunft in Zürich fast eine halbe Stunde früher als geplant. Dort, auf dem gespenstisch menschenleeren Flughafen, KEINERLEI Kontrolle, weder vom Einreiseformular noch vom Test, und schon gar kein zusätzlicher Schnelltest, wie in den Reisebestimmungen als möglich erwähnt.

Der Aufenthalt in der Schweiz selbst zeigt vor allem deutlich die Unterschiede zwischen den Ländern Europas: Zwar herrscht in der Schweiz keine generelle Maskenpflicht im öffentlichen Raum und auch keine (zeitlich abgestufte) nächtliche Ausgangssperre wie in Spanien, hingegen dürfen die Restaurants in der Schweiz nur die Terrassen (und das auch erst ab dem 19. April) öffnen, während auf den Kanaren seit Juni 2020 nie mehr ein kompletter Shutdown herrschte.

Für die Rückreise auf die Kanaren gelten ähnliche Auflagen wie für die Hinreise. Vorgeschrieben wird ein negativer Test, im Detail: "RT-PCR oder andere molekulare Techniken zum Nachweis von viraler RNA mit gleichwertiger Zuverlässigkeit, wie TMA, RT-LAMP".  Der Einfachheit halber angesichts dieses Fach-Chinesisch lässt man vorzugsweise innerhalb 72 Stunden vor Abflug einen PCR-Test machen. Aber Achtung, die Preise dafür können stark variieren. 


So verrechnet zum Beispiel das Testcenter von Synlab in Luzern (booking.mysynlab.ch/testzentrum-luzern-allmend) für den PCR-Test 133 Schweizer Franken, während bei Apotheken, Arztpraxen oder Ambulatorien dafür bis 185 Franken verlangt werden.

Für die Rückreise muss wiederum ein Online-Einreiseformular ausgefüllt werden (https://www.spth.gob.es), wobei die Bediensprache auf Deutsch eingstellt werden kann. Auch hier braucht es die Sitzplatz-Nummer im Flugzeug – einmal mehr muss also zuerst das Web-Check-in des Fluges realisiert werden – und die Bedienführung durch das Formular ist etwas komplizierter als jene für das Schweizer Formular.

Das Boarding in Zürich und der Rückflug auf die Kanaren sind indes einmal mehr problemlos. Vor dem Abflug in Zürich wird das PCR-Testzertifikat kontrolliert. Und bei der Einreise in La Palma wird bloss der QR-Code des Einreiseformulars abgescannt. 

Das ganze Prozedere gilt natürlich gleichermassen für Touristen von der Schweiz nach La Palma und zurück, nur in umgekehrter Reihenfolge. 

Fazit: Reisen ist allen Unkenrufen zum Trotz auch während einer Pandemie mit geringem adminstrativem Mehraufwand möglich. Allerdings sind die Mehrkosten, bedingt durch die beiden Corona-Tests nicht zu vernachlässigen. Und vor allem lässt sich eine Reise wegen möglicherweise kurzfristig verordneter Quarantäne-Massnahmen o.ä. nicht längerfristig planen. 

Schliesslich muss man zum Erstellen der elektronischen Einreiseformulare fix sein in Sachen Online-Medien, sonst steht man auf dem Schlauch. Es gibt allerdings sowohl beim Flug in die Schweiz, als auch beim Flug zurück auf die Kanaren die Möglichkeit, das Formular während des Fluges nach guter alter Väter Sitte auf Papier auszufüllen.

IN DIESEM SINNE: HALLO LEUTE, REISEN IST NICHT VERBOTEN!! LASST EUCH NICHT VOM PANIK-VIRUS UNTERKRIEGEN!!


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